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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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Ich sagte, ich würde nach
Bath fahren, was immer er dagegen sagen würde, und wenn er mir nicht glauben
wollte, so ist das bestimmt nicht meine Schuld!»
    «Haben wir darunter zu verstehen,
daß Rotherham dir verboten hat, sich Emily zu nähern?» fragte Serena. «Mein
armer Gerard! Was für ein Glück, daß ich dich noch einholen konnte! Wir können
nur hoffen, daß ihm diese Eskapade nicht zu Ohren kommt, obwohl man dessen
nicht sicher sein kann, und ich neige stark zu der Annahme, daß du dir einen
Platz in der nächsten Postkutsche nach London besorgen solltest.»
    «Ich jedenfalls habe keine Angst vor
Rotherham!» stellte Gerard fest.
    «Dann weiß ich, was du als einzig
Richtiges tun solltest!» sagte Serena herzlich. «Den Stier bei den Hörnern
packen, mein lieber Gerard! Du weißt, wie Rotherham ist! Such ihn auf und mach
reinen Tisch mit ihm, und er wird nicht halb so bös sein!»
    Er warf ihr einen Blick tiefsten
Widerwillens zu. «Ich habe durchaus nicht den Wunsch, ihn zu sehen, Ma'am!»
    Serena strich Senf auf einen Bissen
Schinken und sagte nachdenklich: «Na, ich kann mir nicht helfen, wenn ich an
deiner Stelle wäre, möchte lieber ich ihn aufsuchen, als es umgekehrt haben.
Aber das ist ganz deine Sache! Nur schlag dir diese absurde Idee mit Gretna
Green aus dem Kopf, ich bitte dich! Wenn es mir nicht gelingen sollte, dich
dazu zu überreden, daß du deinen Plan aufgibst, bleibt mir nichts anderes
übrig, als Rotherham unverzüglich zu informieren, und dann siehst du ihn
irgendwo unterwegs auf dem Weg nach Schottland wieder. Um diese Begegnung
beneide ich dich allerdings nicht.»
    Emily kreischte: «Das werden Sie
nicht tun! Oh, so etwas Grausames werden Sie nicht tun!»
    «Natürlich würde ich das! Es wäre
viel grausamer, wenn Sie sich mit Gerard zusammen ruinieren. Und um von Ruin zu
sprechen, bitte, wie kommst du eigentlich zu dem Geld für diese Reise,
Gerard?»
    «Ich glaube gar, Sie nehmen an, ich
hätte es gestohlen!» sagte er wütend. «Wenn Sie es unbedingt wissen müssen, ich
habe es mir geborgt!»
    «Wer in aller Welt war ein solcher
Narr, dir Geld genug zu borgen, um nach Gretna Green und zurück zu kommen?»
fragte sie erstaunt.
    «Ich zahle es am ersten Tag zurück,
an dem ich großjährig bin! Er hat sogar meinen Schuldschein darüber!»
    «Wer? Hör einmal, das wird ja immer
ernster!» sagte Serena. «Ich fürchte, Rotherham wird seine Geduld mit dir
gänzlich verlieren.»
    «Na, das wird er nicht, weil er es
war, der mir das Geld lieh», gab Gerard zurück.
    Mr. Goring verschluckte sich an
einem Bissen Butterbrot; Serena, die Gerard eine Weile verblüfft betrachtet
hatte, sagte mit vor unterdrücktem Lachen schwankender Stimme: «Du hast dir
Geld von Rotherham geborgt, damit du imstande bist, mit dem Mädchen durchzubrennen,
mit dem er verlobt ist? Zweifellos hat er dir als Draufgabe noch seinen Segen
gegeben!»
    «Nein, das nicht! Natürlich habe ich
ihm nicht gesagt, daß ich es brauche, um – na ja, dazu habe ich es ja auch
nicht gebraucht! Das heißt, zu dem Zeitpunkt hab ich ans Durchbrennen noch
nicht gedacht, sonst hätte ich – obwohl es schließlich nicht so ist, als hätte
ich ihn gebeten, mir das Geld zu schenken!» sagte er zu seiner Verteidigung.
    Mr. Goring, der ihm mit grimmigem
Vergnügen zugehört hatte, stellte leidenschaftslos fest: «Sie sind wahrhaftig
ein Original, Mr. Monksleigh!»
    «Oh, Gerard, wie konntest du nur?»
sagte Emily. «O Gott, wie gräßlich das alles ist! Ich bin überzeugt, es wäre
aber schon sehr unrecht von uns, Lord Rotherham für meine Hochzeit mit dir
bezahlen zu lassen! Jetzt muß ich einfach nach Bath zurückkehren, und ich
wünschte, ich wäre tot!»
    Gerard, der sich, um ihm
Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, diesen besonderen Aspekt seiner
Unternehmung bisher nicht überlegt hatte, wurde puterrot und sagte tief
entsetzt: «Nun, wenn es unrecht war, habe ich es wenigstens um deinetwillen
getan!»
    Serena schenkte sich die Tasse voll.
«Ich bin überzeugt, daß es sich sogar als Segen herausstellen kann», bemerkte
sie. «Rotherhams schlimmster Feind kann nicht von ihm behaupten, daß er keinen
Sinn für Humor hat, und es sieht ganz so aus, daß er fürchterlich darüber
lachen und ganz vergessen würde, bös auf dich zu sein, Gerard.»
    Daraus schien er nicht gerade viel
Trost zu schöpfen, aber bevor er etwas sagen konnte, sagte Emily mit gefalteten
Händen: «Lady Serena, ich will Lord Rotherham nicht heiraten! Oh, ich

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