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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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Augenblick
allerdings!» erklärte Serena spöttisch, lief aber rot an. «Guter Gott, sollte
ich je wieder einen Verehrer haben, werde ich sehr aufpassen, daß er dir nicht
in den Weg läuft! Du würdest ihm noch einreden, daß ich ein Blaustrumpf bin,
und das hieße: Adieu, meine Chance, eine auch nur halbwegs respektable Heirat
zu machen!»
    Darüber mußte Fanny lachen, und es
wurde nicht mehr darüber gesprochen. Aber erschüttert erkannte Serena, wie wahr
Fanny gesprochen hatte. Sosehr sie dieses sanfte Geschöpf liebte, manchmal war
sie von ihrer Einfalt gereizt, und dann sehnte sie sich oft nach der Gesellschaft
eines Menschen, dessen Verstand sich mit dem ihren messen konnte.
    Auch fiel es ihr schwer, sich an
eine Lebensweise zu gewöhnen, die ihr als Trödelei erschien, und noch schwerer,
auf die Jagd zu verzichten. Das hätte sie in tiefer Trauer auf alle Fälle tun
müssen, aber sie hätte wenigstens einige Galoppritte genießen können, wenn
Fanny oder ihr Vetter ihre Leidenschaft für das Reiten geteilt hätten; aber
Fanny war eine sehr nervöse Reiterin, die zwar gewillt war, mit ihr Heckenwege
entlang zu trotten, aber schon bei dem bloßen Vorschlag, über das geringste
Hindernis zu springen, Todesangst hatte; und für Hartley waren Pferde nur ein
Fortbewegungsmittel von einem Ort zum anderen.
    Serena hatte sich gezwungen gesehen,
ihre Jagdpferde bei Tattersall verauktionieren zu lassen, und hatte nur eine
kleine, temperamentvolle Stute behalten, die im Stall des Dower House
untergebracht werden konnte. Die
Ställe hier waren für höchstens sechs Pferde gebaut worden, und obwohl Hartley Serena
höflich gebeten hatte, doch die Ställe von Milverley nach wie vor als ihr
Eigentum zu betrachten, war sie zu stolz, um ihm zu sehr
verpflichtet zu sein. Fanny wußte, was für einen Schmerz ihr der Verkauf der
Pferde bedeutete, und war entsetzt, aber Serena, die es nicht ertrug, daß man
eine Wunde berührte, ja sie auch nur merkte, sagte leichthin:
«Quatsch! Was hat es für einen Sinn, Jagdpferde zu halten, wenn man sie nicht
reiten kann? Ich kann es mir nicht leisten, daß sie sich blödfressen, und ich
sehe nicht ein, warum sie mein Vetter füttern soll!»
    Kurz vor Weihnachten besuchte sie
Lord Rotherham. Einer seiner Besitze – nicht sein Hauptsitz, der in einem ganz
anderen Landesteil lag, aber
eine kleinere Domäne, die er weit mehr bevorzugte – war Claycross Abbey, etwa zehn Meilen
von Quenbury. Er kam an einem feuchten, freudlosen Tag angeritten und wurde in
den Salon geführt, wo er Serena allein antraf, die
dabei war, nicht gerade sehr geschickt Fransen zu knüpfen. «Guter Gott,
Serena!» brachte er heraus und blieb auf der Schwelle stehen.
    Sie war noch nie so froh gewesen,
ihn zu sehen. Jeder Groll war vergessen vor Entzücken über diesen Besuch eines
Menschen, der in ihrem jetzigen Leben eine verlorene
Welt repräsentierte. «Rotherham!» rief sie, sprang auf und ging mit
ausgestreckter Hand auf ihn zu. «Ist das aber eine reizende Überraschung!»
    «Mein armes
Mädel, mußt du dich langweilen!» sagte er.
    Sie lachte. «Zeuge dessen – meine
Beschäftigung! Zum Weinen gelangweilt, versichere ich dir! Ich war so
verschwenderisch und habe nach London
um ein Paket neuer Bücher geschickt, weil ich dachte, daß ich mich damit wenigstens einen
Monat lang gut unterhalten werde. Aber da ich so unklug war, Guy Mannering fast
in einem Zug zu lesen – ist es dir untergekommen? Ich
glaube, es gefällt mir besser als Waverley –, ist mir nur The Pastor's Fireside übriggeblieben, das aber betrüblich matt ist; eine Geschichte Neu-Englands,
für die ich nicht in der richtigen Stimmung bin; ein
höchst langweiliges Leben Napoleons in Versen, ich bitte dich! und –
einfach unvorstellbar! – eine Untersuchung des Rentenrechts! Fanny hat
kläglich versagt, als sie mir Tamburierarbeit beibringen wollte, mit
der wir beide halbwegs Ehre einlegen könnten, daher knüpfe ich aus
Verzweiflung Fransen. Aber setz dich und erzähl mir, was alles sich in der
letzten Zeit in der Welt getan hat!»
    «Nichts von Belang. Du wirst ja
gelesen haben, daß Wellington und Castlereagh gegen den alten Blücher
losgegangen sind. Die einzigen Gerüchte, die mir im übrigen zu
Ohren gekommen sind, lauten, daß Sir Lowe sein Auge auf eine hübsche Witwe
geworfen hat und es der Prinzessin von Wales momentan
beliebt, in einem prächtigen Wagen, von cremefarbenen Ponies gezogen, in
Italien herumzukutschieren. Zweifellos probt

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