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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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gesagt,
daß du unangenehm arrogant bist! Aber ein einziges Mädchen auszuzeichnen, und
noch dazu eines, das nicht einmal zu deiner Gesellschaft gehört ...! Ivo, das
ist die Höhe der Anmaßung, und außerdem Emily gegenüber sehr unfreundlich!»
    «Durchaus nicht!» gab er zurück und
verzog den Mund. «Ich versichere dir, ihre Mutter hat das nicht so aufgefaßt!»
    «Das ist das Schlimmste daran! Du
weißt sehr gut, wie sie ist! Ihr Ehrgeiz kennt keine Grenzen! Verlaß dich
darauf, du hast damit die absurdesten Erwartungen in ihr geweckt und das
unglückliche Kind zum Gegenstand von Neid und Vermutungen gemacht, und alles
nur zum Scherz! Nein, Fanny, ich will nicht schweigen! Die ganze Sache ist so
außerordentlich unerfreulich! Du kannst es begründen, wie du willst, Rotherham,
es ist und bleibt übel! Ich könnte dir ein Dutzend Mädchen nennen, die alle,
möchte ich wetten, heute abend bei der Unterhaltung sind und deiner
Aufmerksamkeit ebenso würdig wie Emily Laleham! Aber nein! Du hast den großen
Herrn gespielt, der sich dazu herabläßt, ein ländliches Fest zu beehren – und
nur aus dem einzigen Grund, wie ich feststelle – obwohl es mir leid täte, das
von dir denken zu müssen –, daß du amüsiert siehst, was deine bloße Anwesenheit
für eine Aufregung verursachte!»
    «Das brauchst du gar nicht zu
denken!» fiel er ihr ins Wort; er war blaß geworden, und neben seinem
eingekniffenen Mund zuckte eine Ader.
    «Ich glaube in Wirklichkeit, daß es
eine Art gedankenloser Arroganz war, aber sie spricht nicht für dich,
Rotherham! Wenn du schon zu einer öffentlichen Unterhaltung gehst, dann bleibt
dir nichts übrig, als dich allen gegenüber höflich zu benehmen! Du hättest mit
niemandem zu tanzen brauchen, da du die Ausrede hattest, deinen jungen Gästen
eben nur einen Ball bieten zu wollen, aber um einer Laune willen ein Mädchen
auszuzeichnen – und dazu noch das reizendste! –, und dann einfach
wegzuschlendern, als hieltest du dich für viel zu gut für die Gesellschaft – o
nein, Ivo, wie konntest du nur? Du hast alle verletzt!»
    «Ich danke dir! Du hast ja einen
ziemlichen Hang zum Dramatischen! Zweifellos erwartest du jetzt von mir, daß
ich zurückfahre, eigens zu dem Zweck, zwei oder drei anderen kleinen Damen die
einzigartige Ehre – wenn du es wirklich als solche betrachtest – zuteil werden
zu lassen, mit mir zu tanzen!»
    «Das hätte mein Vater in einer
solchen Situation getan, denn er war ein wirklicher Gentleman!» sagte
sie und schluchzte auf. «Ich hätte dann eine bessere Meinung von dir!»
    «Mir liegt nichts an deiner
Meinung!» fuhr er sie an. «Lady Spenborough, kann ich etwas für Sie in London
erledigen? Ich würde es mit größtem Vergnügen tun!»
    «O nichts,
nein, danke!» sagte sie schwach.
    «Dann darf ich mich verabschieden.
Ihr gehorsamster Diener, Ma'am!»
    Eine förmliche Verbeugung, ein
sengender Blick auf Serena, und er war fort.
    «O Gott!» sagte Fanny und preßte die
Hände gegen die Schläfen. «Ich bin ganz krank! Mir ist ganz schlecht! Und, o
Serena, wir haben nicht einmal daran gedacht, ihm ein Glas Fruchtlikör anzubieten!»

5
    Es war kaum zu erwarten, dachte Serena,
daß ihr die verschiedenen Damen der Nachbarschaft eine Beschreibung des Balles
am dritten Weihnachtstag ersparen würden, und sie fürchtete sich sehr davor,
entweder unangenehme Bemerkungen über Rotherhams Manieren oder bittere Kritik
an der aufdringlichen Art der Lady Laleham anhören zu müssen. Aber das Wetter
ersparte es ihr. Unaufhörlicher Regen eine Woche hindurch verwandelte die
Straßen in Morast und ließ Morgenbesuche nicht ratsam erscheinen. Im Dower
House blieb man von Besuchern verschont, bis Spenborough eines Nachmittags
angefahren kam, um ihnen die glückliche Geburt eines Sohnes anzuzeigen.
    Er war ein liebevoller,
ausgezeichneter Vater und hätte nicht entzückter sein können, wenn es anstatt
des vierten sein erster Sohn gewesen wäre. Fanny und Serena versuchten, alles
zu sagen, was von ihnen erwartet wurde, und es gelang ihnen so gut, daß er es
als eine Wohltat empfand, mit ihnen beisammen zu sein, und ihnen anvertraute,
daß ihn das glückliche Ereignis von beträchtlichen Ängsten erlöst hatte.
    «Denn ihr müßt wissen, der Schock
über den traurigen Tod meines Onkels und alle die Anstrengung, den Haushalt
aufzulösen und die Kinder nach Milverley zu bringen – nicht auszudenken, wozu
das hätte führen können. Aber Jane ist unvergleichlich!»
    Sie

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