Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
Vom Netzwerk:
Richtung
erreichte.
    Rotherham zog die Zügel an und
wartete auf sie. Sie sah äußerst hübsch aus, mit dem strengen schwarzen
Biberpelzhut in Herrenfasson mit hohem Kopf und steifer, geschwungener Krempe,
aber ihr Ausdruck stand entschieden auf Sturm. Als Rotherham dies bemerkte,
sagte er sofort: «Guten Morgen, Serena. Welcher Unglückliche hat sich dein
Mißfallen als letzter zugezogen?»
    «Mein Vetter», antwortete sie kurz
angebunden. «Anscheinend genügt es ihm, daß in Milverley irgend etwas Jahre
hindurch der Brauch war, um es sofort umzustoßen!»
    «Er tut mir leid!» sagte er.
    Sie richtete die zornigen Augen, mit
denen sie das gut zusammengestellte Paar Brauner an seinem Wagen gemustert
hatte, auf ihn und kniff sie zusammen. «Erwartete dich Lady Spenborough?»
fragte sie. «Sie hat mir nichts davon gesagt, und ich erhielt keinen Brief von
dir, außer dem einen, in dem du mich informiertest, daß du nach Claycross
kommen würdest.»
    «Du hättest schwerlich einen anderen
bekommen können, da ich dir keinen anderen geschrieben habe.»
    «Es wäre höflicher gewesen, dich zu
erkundigen, wann es uns passen würde, dich zu empfangen!»
    «Ich bitte tausendmal um
Entschuldigung! Ich habe nicht angenommen, daß deine Tage schon so bald mit
Verpflichtungen ausgefüllt sein würden!»
    «Das tun sie natürlich nicht! Aber ...»
    «Keine Angst! Ich gedenke deine Zeit
nur einige Minuten in Anspruch zu nehmen.»
    «Anders will ich es auch gar nicht
hoffen, aber ich fürchte, du wirst länger aufgehalten werden, als du
gerechnet hast. Ich muß mich umkleiden, bevor ich mich dir widmen kann.
Zweifellos wirst du Lady Spenborough im Salon vorfinden.»
    Sie warf die Stute herum und ritt
durch das Tor. Er folgte ihr gemächlich und drückte bald darauf Fanny die
Hand. Sie sagte, sie wolle Serena holen lassen, aber er unterbrach sie: «Ich
habe sie vor dem Tor getroffen, und sie war in einer verteufelten Stimmung. Ich
beneide Sie nicht!»
    Sie antwortete würdevoll: «Ich hänge
sehr an Serena, Lord Rotherham!»
    «Und lehnen
daher mein Mitgefühl unwillig ab?»
    «Ich kann mir nicht vorstellen, daß
Sie imstande sind – oder es je waren –, ihren Wert zu beurteilen», sagte sie
und zitterte fast über ihre eigene Kühnheit.
    «Oh, ich kenne ihre Tugenden!»
antwortete er. «Sie wäre sehr gut, wenn sie je an die Kandare genommen worden
wäre.»
    Sie konnte sich nicht zutrauen, ihm
entsprechend zu erwidern. Es entstand eine kleine Pause; dann sagte er so
unvermittelt, wie es sie immer aus der Fassung brachte: «Liegt sie sich mit
Spenborough in den Haaren?»
    Sie zögerte. Er hatte ein Buch
ergriffen, das auf dem Tisch lag, und fingerte nachlässig durch die Seiten, hob
aber den Blick und schaute sie durchdringend an. «Na?»
    Sie war von diesem zwingenden Blick
und dem herrischen Ton verwirrt. «Es ist oft sehr schmerzlich für sie. Lord
Spenborough meint es ja gut, aber er ist nicht immer – er weiß nicht immer, wie
er es ihr beibringen soll, was er zu tun beabsichtigt – so – so daß es sie
nicht verletzt!»
    «Das kann ich mir denken!
Spenborough ist dumm und hat das Pech, daß sein Vorgänger ein vorzüglicher
Gutsherr war!»
    «Dessen ist er sich sehr bewußt, und
auch – ich fürchte sehr, daß ihn die Leute nicht so gern haben wie sie!»
    «Das ist unvermeidlich. Ich habe ihr
von vornherein geraten, aus dieser Umgebung wegzuziehen!»
    «Das hätte
sie vielleicht wirklich tun sollen», sagte Fanny traurig. «Sie muß manchmal das
Gefühl haben, daß er die Gedankengänge ihres Vaters nicht anerkennt. Aber ich
bin überzeugt, das stimmt nicht!»
    «Sehr verständlich bei einem Mann,
der immer nur als geduldeter Gast nach Milverley kam! Aber man erweist Serena
keinen Dienst, wenn man sie in diesen Gefühlen unterstützt!»
    «O nein, nein! Sie würde ihm so
etwas auch nie sagen, und niemandem anderen, außer vielleicht mir! Sie ist ihm
gegenüber äußerst loyal. Aber wenn ihr etwas, das er gemacht hat, mißfällt, und
– und einer unserer Leute erzählt es ihr – das heißt, einer seiner Leute ...»
    «Ah, daran also liegt's, wie? Sie
brauchen mir nicht erst zu sagen, daß Serena sie bestärkt! Ich kenne Serena!»
    «Vielleicht», sagte Fanny
sehnsüchtig, «wird sie sich mit der Zeit doch daran gewöhnen!»
    «Das wird sie nie», antwortete er
grob. «Und wie kommen Sie mit Hartley und seiner Frau aus, Lady Spenborough?»
    «Ich versichere Ihnen, sie sind
immer sehr freundlich und zuvorkommend.»
    «Es

Weitere Kostenlose Bücher