Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
Vom Netzwerk:
die
milde Ablenkung der Besuche Emilys zu Ende, denn die Lalehams zogen nach London
zurück, da es Lady Laleham nicht mehr als drei Monate auf dem Land aushalten
konnte. Nur die schulpflichtigen Kinder blieben in Gloucestershire; für die
Saison hatte Sir Walter ein Haus im besten Teil Londons gemietet. «Wegen meiner
Vorstellung bei Hof!» sagte Emily stolz.
    «Das ist aber sehr lieb von Ihrem
Papa!» lächelte Serena.
    «O ja! Das heißt, natürlich ist es
Großmama. Ich wollte, sie könnte dabei sein und mich in meiner Hofrobe sehen!»
    «Ihre Großmama lebt nicht in
London?»
    «O nein, in Bath! Und ich liebe sie
über alles!» sagte Emily seltsam trotzig.
    Der März, der mit aller Macht kam,
sah Fanny als Opfer einer Neuralgie. Jane kam sie besuchen, aber diese
Aufmerksamkeit wurde von ihrem gnädigen Getue verdorben, das stark danach
schmeckte, als lasse sich eine große Dame zu ihren bescheidenen Verwandten
herab. Jane fing an, sich ein großartiges Benehmen zuzulegen, und war unklug
genug, Serena zu sagen, sie halte es nicht für ganz richtig, wenn sie, nur von
einem Stallburschen begleitet, «im ganzen Land» herumritt. Das konnte
Spenborough gar nicht gefallen. «Ich sagte ihm, ich würde dir bestimmt einen
Wink geben.»
    «Gib ihm von meiner Seite aus auch
einen!» flammte Serena auf. «Daß ich nicht die Tochter irgendeines
Winkeladvokaten bin!»
    Dieser Zusammenstoß war nur einer
von vielen. Zwischen beiden Häusern herrschte eine unbehagliche Spannung; es
gab häufig Streit. Serenas Beherrschung wurde brüchig, und einige Male fuhr sie
sogar Fanny an. An einem regnerischen Nachmittag traf sie Fanny leise vor sich
hinweinend neben dem Kamin in ihrem Schlafzimmer an.
    «Fanny! Liebste Fanny, was ist denn
los?»
    «O nichts, nichts!» schluchzte Fanny
und versuchte, ihr Gesicht zu verstecken. «Ich bitte dich, glaube nicht ...! Ich
wollte nicht – es ist nur, ich bin ein bißchen deprimiert!»
    Serena kniete neben ihr und hielt
ihr tröstend die Hände. «Das sieht dir gar nicht ähnlich! Ich bin überzeugt,
das hat einen Grund – O Fanny, es ist doch nicht, weil ich ekelhaft zu dir war?»
    «O nein! Ich habe dich bestimmt
nicht absichtlich geärgert, aber ich bin eben so dumm!»
    Voller Reue tätschelte ihr Serena
den Rücken, um sie zu beruhigen. «Ich bin doch das abscheulichste, elendste
Frauenzimmer unter Gottes Sonne! Auf dich loszugehen, nur weil mich Hartley
wütend gemacht hat! Ich verdiene wirklich Prügel!»
    Fanny trocknete sich die Augen. «Es
war dumm von mir. Ich weiß, wie schwer es für dich ist, Hartley zu ertragen.
Und Jane wird so eingebildet! Selbst ich kann es spüren, und für dich ist es
noch viel schlimmer, daß sie sich beträgt, als hätte sie ihr Leben lang in
Milverley gelebt! Rotherham sagte mir, du solltest nicht hier leben, und er
hat ganz recht.»
    «Was weiß der schon!» sagte Serena
geringschätzig.
    «Aber er weiß es, Serena. Ich habe
gesehen, wie sehr es dir Kummer macht, und das ist auch kein
Wunder! Ich wünschte, es wäre uns beiden möglich, wegzugehen!»
    «Aber ...» Serena hielt plötzlich
inne. «Guter Gott, was für ein Paar Gänse wir doch sind!» rief sie aus. «Warum
– o zum Teufel, warum gehen wir denn eigentlich nicht weg? Schon seit
Weihnachten ist es hier einfach unerträglich. Du warst nicht wohl, ich war
ständig gereizt, und die nackte Wahrheit ist einfach, daß wir uns zu Tod langweilen.
Und wir fahren auch fort!»
    «Aber wir können doch nicht!» stieß
Fanny hervor. «Nicht nach London, solange wir in Trauer sind! Ich weiß, daß
Mama sagen würde, es schickt sich nicht!»
    «Nicht nach London, nein! Aber wir
können sehr gut nach Bath fahren!»
    Fannys
Augen wurden groß. «Bath?!»
    «Ja! Und nicht einmal deine Mama
wird das ungehörig finden, weil du auf den Rat von Dr. Cliffe hingehst, um die
Kur zu machen! Wir werden dort für etwa sechs Monate ein Haus mieten, und wenn
wir auch nicht auf Unterhaltungen gehen können, gibt es dort wenigstens
Büchereien und die Trinkhalle und ...»
    «Serena!»
hauchte Fanny überwältigt.
    Serena
lachte sie an. «Na? Sollen wir?»
    «O Serena, ja! Milsom Street – die
Läden – die Ankunft der Postkutsche aus London – die Sydney Gardens ...!»
    «Und andere
Gesichter als ewig nur die unseren!»
    «Ja, wirklich! Oh, was für ein
köstlicher Plan! Nur ...», sagte Fanny, und ihr Schmerz war vergessen, «wo
möchtest du ein Haus mieten? Und wie müssen wir das anstellen?»

6
    Als der Umzug nach Bath

Weitere Kostenlose Bücher