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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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einmal
beschlossene Sache war, blieb nur mehr zu wählen, ob man dort eine möblierte
Wohnung oder ein möbliertes Haus mieten sollte. Fanny, die es nicht gewöhnt
war, solche Dinge zu arrangieren, hätte unschlüssig Wochen vertrödelt, aber bei
Serena war das anders. Sie war diejenige, die alle Verhandlungen führte, sie
wußte, was ihnen beiden am besten zusagte. Fanny brauchte nur ja zu sagen, und
wenn sie gefragt wurde, was sie selber wollte, versicherte sie nur, sie wolle
das, was Serena für gut hielt. Daher schob Serena alle Überlegungen beiseite,
eine Wohnung zu nehmen, bemerkte, es würde falsche Sparsamkeit bedeuten, fünf
Diener monatelang müßig daheim sitzen zu lassen, und schickte Lybster nach
Bath, der die verschiedenen Häuser, die
der Agent empfahl, inspizieren sollte. Etwa Mitte März waren die Sommerhüllen
über alle Möbel gezogen, und Spenborough, der keine Mühe gescheut hatte, den
Damen bei all den schwierigen Einzelheiten eines Umzugs behilflich zu sein –
und ihnen sogar die riesige altmodische Reisekutsche des verstorbenen Earls für
den Transport der Dienerschaft und des Gepäcks lieh –, konnte erleichtert, wenn
auch etwas schuldbewußt, aufatmen.
    Da Milverley nur etwa fünfundzwanzig
Meilen von Bath entfernt war, legten die Damen die Reise im Landauer zurück.
Fanny, die unterwegs mit Riechsalz gestärkt wurde, erklärte, sie sei noch nie
so bequem gereist, und statt sich sofort ins Bett zu legen und ihre starken
Kopfschmerzen zu hegen, war sie nach ihrer Ankunft in Laura Place nicht nur
imstande, das Haus zu inspizieren, sondern sogar sich zum Abendessen
umzukleiden und mit Serena die aufregende Neuigkeit zu diskutieren, die sie
schon in einem Brief der Lady Theresa in Bath erwartet hatte: Die Prinzessin
Charlotte hatte sich mit Leopold von Sachsen-Coburg verlobt!
    Das war genau die Sorte Neuigkeit,
die Fanny gern hatte. Es konnte für sie nichts Interessanteres geben als die
bevorstehende Hochzeit der präsumptiven Thronfolgerin; und wenn diese schon
durch die Auflösung ihrer Verlobung mit dem Prinzen von Oranien beträchtliche
Aufregung verursacht hatte, so konnte die neue Verbindung nur noch mehr Nahrung
für eine Menge Vermutungen liefern. Fanny kannte die Prinzessin, die sehr
zurückgezogen lebte, nicht persönlich; aber sie hatte während der ziemlich
voreiligen Friedensfeiern 1814 den Prinzen Leopold kennengelernt; ja sie war
sicher, daß er an dem großen offiziellen Empfang teilgenommen hatte, der in
Spenborough House für so viele ausländische Würdenträger gegeben worden war.
Konnte sich Serena denn nicht an den hübschen jungen Mann in jenem aufsehenerregenden
Gefolge der Großherzogin erinnern? Fanny war überzeugt, er mußte ein höchst
liebenswürdiger Mann sein; kein Wunder, daß ihn die Prinzessin dem Prinzen von
Oranien vorzog. War Serena nicht auch überzeugt, daß es eine Liebesheirat war?
    «Das schreibt meine Tante auch»,
sagte Serena. «Es scheint jedenfalls keine Heirat zu sein, wie sie der
Prinzregent angestrebt hätte. Es wäre wundervoll, wenn es eine Liebesheirat
wäre. Es dürfte sehr romantisch sein – obwohl mir der junge Mann ein bißchen
langweilig erschien! –, denn ein Sachsen-Coburg kann für eine solche Erbin wohl
kaum als große Partie gelten! Noch dazu ein jüngerer Sohn!»
    Aber Fanny beharrte darauf, daß dies
sogar ein Vorzug sei, da ein Prinz ohne Fürstentum sich damit zufrieden geben
würde, in England zu leben, während zum Beispiel der Prinz von Oranien bestimmt
darauf bestanden hätte, daß die Prinzessin Charlotte einen Teil des Jahres in seinem eigenen Land
verbrachte. Was die Langweiligkeit betraf, so urteilte Serena ihrer Meinung
nach etwas zu hart. Ihr, Fanny, hatte sein würdevolles Betragen und sein
versonnener Ernst gefallen; und sie hatte bei der einzigen Gelegenheit, da sie
den Prinzen von Oranien getroffen hatte, das Gefühl gehabt, daß dieser nur ein
Schwätzer sei. Und so gar nicht vornehm an Gesicht und Gestalt!
    Es wurde Fannys wichtigstes Anliegen
eines jeden Tages, sämtliche Berichte in den verschiedenen Zeitungen und
Journalen über die Laufbahn und die vielen Vorzüge des Prinzen Leopold zu studieren.
So wenig sie mit Broughams ungewöhnlichem Angriff auf den Prinzregenten und
dessen katastrophalen Folgen für seine Partei anzufangen wußte, so viel hatte
sie über die Schäbigkeit des herzoglichen Ranges zu sagen, den man dem Prinzen
Leopold zugesprochen hatte, und studierte gründlich und mit Hingabe

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