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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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ist also Ihr Los, den Frieden
aufrechtzuerhalten, wie? Das wird Ihnen nicht gelingen, und ich wiederhole –
ich beneide Sie nicht!»
    Sie sagte nichts, wünschte nur, daß
Serena endlich erschiene, und fragte sich, wie sie diesen unbequemen Gast
unterhalten konnte. Aber es fiel ihr kein Gesprächsthema ein; nach einer
weiteren Pause sagte sie: «Vielleicht sollte ich Serena holen lassen? Ich
fürchte, sie ist aufgehalten worden, oder – oder ...»
    Er lachte plötzlich. «Nein, ich
bitte Sie, tun Sie das nicht. Da ich in Ungnade gefallen bin, weil ich nicht um
ihre Erlaubnis bat, meinen Besuch heute machen zu dürfen, bin ich noch tiefer
gesunken, als ich ihr versicherte, daß meine Angelegenheit nicht länger als
einige Minuten ihrer Zeit beanspruchen würde. Das, nehme ich an, führte sie zu
der Vermutung, ich sei in Eile, und so hat sie mir gedroht, ich würde warten
müssen, bis sie umgekleidet sei. Wollen Sie mit mir wetten, wie lange diese
Operation dauern wird? Ich setze eine hübsche Summe darauf, daß sie nicht vor
einer halben Stunde erscheint.»
    «O Gott!» rief sie aus und schaute
mehr bestürzt als amüsiert drein. «O bitte, streitet nicht wieder!»
    «Darüber allerdings schließe ich
keine Wette ab. Langweilen Sie sich hier zu Tod?»
    Von der plötzlichen Frage
erschreckt, zuckte sie nervös zusammen. «Oh ...! Nein, nein! Manchmal, vielleicht
– das Wetter war so schlecht! Wenn der Frühling kommt, haben wir große Dinge
mit dem Garten vor. Er ist ja sehr vernachlässigt worden.»
    Er machte ihr Komplimente über ihre
prächtigen Schneeglöckchen, die schon viel weiter waren als in Claycross, und
ermutigte sie, bei diesem Thema zu bleiben. Und mit der ungefährlichen
Diskussion um gärtnerische Probleme vergingen die nächsten zwanzig Minuten erfolgreich.
Der Butler kam herein und meldete, daß ein Imbiß bereitstehe; und Fanny, die
ihm auftrug, Lady Serena davon zu verständigen, führte Rotherham in das
Frühstückszimmer. Er plauderte freundlich mit ihr weiter; sie fand, sie habe
ihn selten so liebenswürdig gestimmt erlebt, und war darüber beträchtlich
erstaunt, da ihn doch ihrem Gefühl nach nichts wütender
machen mußte als die wohlberechnete Abwesenheit Serenas. Als diese endlich
hereinkam, wartete Fanny klopfenden Herzens auf die voraussichtliche Explosion.
Aber Rotherham erhob sich, rückte den Stuhl für Serena zurecht und sagte im
Tonfall eines Mannes, der angenehm überrascht ist: «Was, Serena, schon? Ich
nahm an, du würdest länger brauchen! Du hättest dich nicht beeilen sollen –
dazu war nicht der geringste Grund vorhanden!»
    Ein Blick auf Serena genügte Fanny,
um zu sehen, daß sie in gefährlicher Stimmung war. Sie erbebte; aber nach
einem Augenblick, in dem die Situation auf des Messers Schneide stand, brach
Serena in Lachen aus und rief: «Abscheulicher Mensch! Sehr gut. Wenn du nicht
zum Streiten aufgelegt bist, dann nicht! Was gibt's Neues in der Stadt?»
    Der Rest des Besuches verging ohne
unangenehmen Zwischenfall, ja Fannys Meinung nach sogar erfreulich. Serena war
lebhaft, Rotherham gesprächig; und keiner von beiden sagte etwas, das den anderen
gereizt hätte. Sie verabschiedeten sich in verträglicher Stimmung; und als
Fanny sah, wie sehr der Besuch Serena gutgetan hatte, tat es ihr sogar leid,
daß er sich nicht so bald wiederholen würde. Rotherham reiste unverzüglich
nach London zur Eröffnung des Parlaments, und es war nicht wahrscheinlich, daß
er bald nach Gloucestershire zurückkehren würde.
    Die Damen nahmen die ereignislose
Existenz, die ihr Los war, wieder auf, fast die einzige Abwechslung in der
Eintönigkeit waren die häufigen Besuche Emily Lalehams. Sowenig es Serena auch
ahnte – sie war seit langem der Gegenstand von Miss Lalehams ehrfürchtiger
Bewunderung. Noch als Schulmädchen hatte sie Serena zuweilen mit ihrem Vetter
beim Ausritt erblickt und gemeint, es gebe bestimmt niemand Schöneren oder
Eleganteren als sie. Emily betete sie von ferne an, wob wunderbare Geschichten
um sie, in der sie die Göttin von äußerst unwahrscheinlichen Gefahren
errettete, aber selbst in ihren wildesten Träumen hätte sie sich nicht
vorstellen können, daß sie je mit ihr ganz schlicht befreundet werden würde.
Serena, die sich über ihre Arglosigkeit amüsierte, ermunterte sie, ihren Besuch
im Dower House zu wiederholen. Es bedurfte keiner Nötigung, denn sie fand immer
wieder einen Vorwand, um vorsprechen zu können.
    Aber Ende Februar ging selbst

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