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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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sieben Absätze des Entwurfs zum Ehekontrakt.
    Bath verfügte über eine Menge
Büchereien, die zu den angenehmsten Aufenthaltsorten des Kurortes gehörten.
Viele von ihnen versorgten ihre Leser mit allen neuen englischen und
französischen Veröffentlichungen, Monatsschriften und anderen Zeitschriften
sowie einigen französischen und sämtlichen Londoner Tageszeitungen. Fanny besuchte
abwechselnd die Büchereien Duffield in der Milsom Street und Meyler & Son,
die schön bequem gleich neben der Trinkhalle lag. Hier trank sie jeden Morgen
pflichtgetreu ihr Mineralwasser und erklärte, es täte ihr ungeheuer gut. Serena
stimmte entsprechend ernst zu, dachte aber bei sich, daß das Orchester
daselbst, die Läden in den eleganten Straßen und die ständige Prozession neuer
Gesichter ihrem Gemüt noch wesentlich besser bekamen.
    Abgesehen von ein oder zwei älteren
Persönlichkeiten, die entweder noch die erste Lady Spenborough oder Lady
Claypole gekannt hatten, besaßen Serena und Fanny keine Bekannten in Bath. Es
war nicht mehr der mondänste Kurort, obwohl er immer noch gedieh und nobel war;
und die bemerkenswerteste Person, die man da traf, war Madame D'Arblay, die den
ganzen Winter über hier wohnte. Fanny stand einmal überraschend neben ihr in
der Bänderabteilung eines Geschäftes in der Gay Street und war sehr
beeindruckt. Die gefeierte Schriftstellerin hatte nichts Ungewöhnlicheres als
eine Elle steingrauen Ripsbandes gekauft; und kein Mensch, versicherte Fanny,
hätte aus ihrem Benehmen oder ihrer Erscheinung schließen können, daß sie
einmal etwas Außergewöhnliches vollbracht hatte. Fanny hätte sehnlichst gern
den Mut aufgebracht und sich ihr vorgestellt. «Denn weißt du, Evelina war
mein Lieblingsbuch, und ich war überzeugt, ich könnte nie einen anderen Mann
auch nur annähernd so lieben wie Lord Orville!»
    «Wie schade, daß du ihr das nicht
gesagt hast! Ich wette, das hätte ihr Freude gemacht!» sagte Serena.
    «Ja, aber ich dachte, sie hätte es
lieber gehabt, wenn ich über ihr neuestes Buch gesprochen hätte», sagte Fanny
naiv. «Kannst du dich an den Schriftsteller erinnern, der bei uns speiste und
so beleidigt war, weil dein Papa sein erstes Buch lobte, aber kein Wort über
die übrigen sagte? Und ich hätte zu Miss Burney nichts über The Wanderer sagen
können, weil es so langweilig war, daß ich nach dem ersten Band einfach
aufhörte.»
    Als sie nach Bath gekommen waren,
hatte Serena ihrer beider Namen in das Subskriptionsbuch in den Lower Rooms und
den New Assembly Rooms eingetragen. Fanny zweifelte, ob dies schicklich war,
aber die weltkluge Serena sagte: «Verlaß dich darauf, meine Liebe, anders wäre
es töricht! In so einem Ort wie diesem darf man die Empfindlichkeit der
Kurdirektion nicht verletzen. Wir werden natürlich nicht die Bälle besuchen,
selbst nicht die Kartenpartien, aber nach unseren sechs Monaten Trauer können
wir, wenn wir wollen, schon zu den Konzerten gehen, glaube ich.»
    Fanny gab nach und sah bald, daß
ihre Behaglichkeit durch die Bereitwilligkeit der Herren Guynette von den
Lower Rooms und King von den Upper Rooms noch vergrößert wurde. Keiner der
beiden zögerte lange, den vornehmen Damen in Laura Place einen formellen
Besuch abzustatten, und beide übertrafen einander an Zuvorkommenheit. Wäre die
Gräfinwitwe so alt wie Mrs. Piozzi, die neueste Bewohnerin von Bath, gewesen,
wären die Besuche zwar ebenfalls gemacht worden; aber die eifrigen Gentlemen
hätten es nicht als eine derart dringende Verpflichtung empfunden, ihr so viele
kleine Aufmerksamkeiten zu erweisen oder sie so peinlich genau und laufend
über alle Neuigkeiten von Bath zu unterrichten. Jede Gräfinwitwe hat unbedingten
Anspruch auf Respekt – aber eine so rührend junge, so engelschöne mit so
sanften, bescheidenen Sitten muß einfach Ergebenheit erzwingen.
    «Fanny», sagte Serena, die sich über
die häufigen Besuche der beiden rivalisierenden Kurdirektoren amüsierte,
«sollte eine Mrs. King oder eine Mrs. Guynette existieren – und ich hoffe
aufrichtig, sie existieren nicht –, schaudere ich bei dem Gedanken an die üblen
Leidenschaften, die du in ihrem Busen erweckst!»
    «Ich?!» rief Fanny erschreckt aus.
«Guter Gott, was kannst du bloß meinen?»
    Serena lachte sie aus. «Nun, wie oft
haben es diese beiden beharrlichen Herren nun schon für nötig befunden, in
Laura Place vorzusprechen? Ich schwöre dir, ich kann es nicht mehr zählen! Da
kam Mr. King und versprach, dir

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