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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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noch einmal die Hand und wandte sich zum Gehen, gerade als sich die Tür
öffnete und Serena in Sportkleidung hereinkam.
    «Habe ich den modischen Hut also
doch erkannt, der auf dem Tisch in der Halle liegt!» bemerkte sie, während sie
die Handschuhe abstreifte und beiseite warf. «Wie geht es dir, Hector?» Ihre
Augen gingen von ihm zu Fanny, und das Lächeln in ihnen vertiefte sich. «Nun,
was für eine Verschwörung habt ihr denn ausgeheckt, daß ihr beide so
schuldbewußt dreinschaut?»
    «Keine Verschwörung», sagte der Major,
ging auf sie zu und half ihr den Umhang ablegen. «Hast du deine sehr seltsame
Bekannte – Mrs. Floore heißt sie, nicht? – daheim angetroffen? Ich glaube, sie
muß dir für deinen Besuch sehr verbunden sein!»
    «Und ich glaube, du bist genauso
hochnäsig wie Fanny und lehnst Mrs. Floore genauso herzhaft ab!» rief Serena
aus.
    «Ich gestehe, ich halte sie nicht
für die richtige Freundin für dich», gab er zu.
    «Unsinn! Ich habe sie daheim
angetroffen, und ich war es, die ihr für den herzlichen Empfang sehr verbunden
war, den sie mir liebenswürdigerweise zuteil werden ließ. Ich muß sagen,
Fanny, ich wollte, wir wären in London, nur damit wir den Triumph dieses
LalehamFrauenzimmers mit eigenen Augen sehen könnten!»
    «Du willst doch damit nicht etwa
sagen, daß sie für die arme kleine Emily schon eine glänzende Partie gefunden
hat?» rief Fanny.
    «Nein, so weit ist sie noch nicht,
aber wenn man ihr glauben darf, könnte sie schon morgen ein Dutzend passender
Partien für sie haben, wenn sie wollte. Ich schließe daraus, daß sie nach
höherer Beute aus ist. Mrs. Floore ist derselben Meinung. Sie hält noch immer
an ihrem schielenden Herzog fest. In dem Punkt bin ich zwar skeptisch, aber es
scheint außer Zweifel, daß der Ball bei Rotherham Wunder gewirkt hat. Bestimmt
mag er dazu geholfen haben, wenigstens einige Türen zu öffnen, aber ich gäbe
ein Vermögen darum, zu wissen, welche Taktik das Laleham-Frauenzimmer
angewandt hat, um einige andere aufzusprengen, und welche der Patronessen sie
dazu herumgekriegt hat, daß sie ihr den Zutritt zu Almack verschafft haben. Man
muß sie unwillkürlich bewundern!»
    «Ein gräßliches Weib!» sagte Fanny.
«Mir tut Emily leid.»
    «Unsinn! Sie wird in gehobenster
Stimmung sein und eine wirklich großartige Ballsaison genießen.»
    «Wer ist denn diese Dame
eigentlich?» fragte der Major.
    «Die Tochter der Mrs. Floore; nicht
so sympathisch wie ihre Mama, aber genauso furchterregend.»
    «Sie ist ein ganz hassenswertes,
berechnendes Geschöpf!» sagte Fanny mit ungewohnter Schärfe. «Entschuldigt
mich! – Ich muß mit Lybster sprechen. Ich vergaß ihm etwas zu sagen, was er tun
muß. Nein, nein, ich bitte dich, klingle nicht, Liebste!»
    «Heiliger Himmel, Fanny, was in der
Welt ...?» Serena hielt inne, denn schon hatte sich die Tür leise hinter Fanny
geschlossen.
    «Serena!»
    Erstaunt über den drängenden Ton des
Majors wandte sie den Kopf. Ein Blick in sein Gesicht genügte, um Fannys
überraschendes Betragen zu erklären. Ihr war plötzlich atemlos und absurd
schüchtern zumute.
    Er kam auf sie zu und ergriff ihre
Hände. «Es war keine Verschwörung. Ich kam, um sie als eine Art Vormund von
dir zu fragen, ob ich dich bitten dürfe, mich zu heiraten.»
    «O Hector, wie konntest du so dumm
sein?» sagte sie, und ihre Stimme schwankte zwischen Lachen und Schluchzen.
«Was hat denn die arme Fanny zu sagen? Hat sie dir gesagt, du darfst? Muß ich
sie fragen, was ich antworten darf?»
    «Das nicht. Aber ich bin mir jetzt
der Kluft, die zwischen uns liegt, so sehr bewußt wie nie in den sieben Jahren
vorher!»
    Sie entzog ihm ihre Hände und legte
ihm den Finger auf den Mund. «Sag so etwas nicht! Ich verbiete es dir einfach!
Halte dich nicht für meiner unwürdig! Wenn du nur wüßtest – Aber du weißt
nicht, mein armer Hector, du weißt nicht ... Die Unwürdige bin ich! Du hast
keine Ahnung, wie abscheulich ich sein kann, wie eigensinnig, wie störrisch,
wie widerspenstig!»
    Er riß sie in seine Arme und sagte
heiser: «Sag so etwas nicht! Meine Göttin, meine Königin!»
    «O nein, nein, nein!»
    Er hob den Kopf und lächelte etwas
verschmitzt auf sie herunter. «Hörst du das nicht gern? Es gibt nichts, was ich
nicht dir zuliebe täte, aber es hilft dir nichts, du bist meine Göttin! Du
warst es die ganzen sieben Jahre lang!»
    «Nur einer Göttin könnte das
mißfallen! Daran siehst du, wie gräßlich weit ich von

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