Georgette Heyer
mich bat, Ihnen
beiden alle möglichen Botschaften auszurichten. Und Ihnen auch zu sagen, daß
ich in Ihrer Schuld stehe.»
«In meiner Schuld?» wiederholte
Fanny fragend.
«Das muß ich annehmen. Ich verdanke
meinen ersten Kontakt mit Miss Laleham Ihnen und halte mich Ihnen für sehr
verbunden.»
Sie konnte es nicht über sich
bringen, mehr zu sagen als: «Ich wünsche Ihnen beiden alles Gute.»
«Danke! Sie sind eine bemerkenswert
begabte Ehestifterin, Lady Spenborough – lassen Sie mich Ihnen mein Kompliment
machen!»
Sie war noch nie so froh gewesen wie
jetzt, daß das Abendessen gemeldet wurde.
Solange die Diener im Zimmer waren,
wurden nur gleichgültige Themen besprochen. Es war Serena zur zweiten Natur
geworden, das Gespräch zu lenken und eine Gesellschaft richtig in Gang zu
bringen. Wie verärgert auch immer sie sein mochte, als Gastgeberin konnte sie
ihre Pflichten nicht vernachlässigen. Fanny, die nervös und bedrückt ihr
gegenüber saß, staunte und bewunderte sie und tat ihr Bestes, um den Eindruck
zu machen, als fühlte sie sich wohl. Aber das war in Rotherhams Gegenwart noch
nie der Fall gewesen. Wenn er am zugänglichsten war, gab er ihr das Gefühl, daß
sie dumm sei; wenn er sich mit Serena zankte, war sie fast krank vor Aufregung.
Der Major bemerkte es, und als er zufällig ihren Blick auffing, lächelte er
sie beruhigend an und ergriff die erste Gelegenheit, die sich bot, um sich aus
der Diskussion über das despotische Verhalten des spanischen Königs
zurückzuziehen, sich ihr zuzuwenden und sie leise zu fragen, ob sie mit ihrer
Suche nach einem Geburtstagsgeschenk, das dem Geschmack ihrer jüngeren
Schwester zusagen würde, Erfolg gehabt hatte. Sie ging dankbar darauf ein und
fühlte sich beschützt; und Serena, die sah, daß sie fröhlich damit beschäftigt
war, die Geschäfte in Bath zu kritisieren und ihre Jagd nach einem bestimmten
Handarbeitskörbchen zu schildern, war froh, das Thema von Spanien fallen
lassen zu können, das sie gewählt hatte, weil es eines war, über das der Major
als Fachmann sprechen konnte. Rotherham saß einen Augenblick da und hörte Fanny
zu, beobachtete dabei aber den Major unter zusammengezogenen Brauen; dann
wandte er sich Serena zu und sagte: «Ich nehme an, Lady Theresa hat dir von dem
Duell Buckinghams mit Sir Thomas Hardy erzählt? Komische Sache! Es heißt, der
Grund seien beleidigende Briefe gewesen, die an und über Lady Hardy geschrieben
wurden, natürlich anonym, aber Hardy hielt Buckingham für den Autor.»
«Von Ihrer Gnaden dazu überredet!
Daran jedenfalls zweifle ich nicht! Ich glaube kein Wort davon! Glaubt es denn
überhaupt jemand?»
«Nur die eingefleischten
Skandalsusen. Sein Ruf als Gentleman schützt Buckingham, oder sollte es
wenigstens.»
«Und ob! Aber sag, Ivo, wie läuft
denn die antiquierte Werbung? Meine Tante schrieb, sie habe Ihre Senilitäten
bei irgendeiner Gesellschaft flott drauflosflirten gesehen!»
Er antwortete mit einer
sarkastischen Bemerkung, und sie brach darüber in Gelächter aus; und im
nächsten Augenblick waren sie mitten in einem jener Gespräche, von dem Fanny
gehofft hatte, es würde abgewendet. Rotherham schien von seiner schlechten
Laune geheilt zu sein – er unterhielt Serena mit einer gepfefferten Anekdote.
Namen und Spitznamen flogen hin und her; jetzt war es Rotherham, der die Zügel
der Konversation in die Hände genommen hatte, und wieder einmal mühte sie sich
ab, Schritt zu halten. Es war etwas über den Duke of Devonshire, der im Carlton
House gespeist hatte und zwischen dem Kanzler und Lord Caithness gesessen war –
was war da wohl Besonderes daran, daß Serena vor Staunen in Rufe ausbrach?
Ponsonby zu müßig, Tierney zu schlecht beisammen, Lord George Cavendish zu
frech, um die Führung zu übernehmen – was für eine Führung?
«Ich habe fest geglaubt, sie würden
in dieser Session nicht weiterkommen!» sagte Serena.
«Umgekehrt! Brougham machte
natürlich den Bock zum Gärtner. Übrigens, Croker kam aus dem Angriff über den
Marine-Vorschlag glänzend heraus: als Resultat wurde ihm das Amt eines Privy
Councillors angeboten, er lehnte jedoch ab.»
«Interessieren Sie sich für Politik,
Major Kirkby?» fragte Fanny verzweifelt.
«Nicht im geringsten!» antwortete er
fröhlich.
«Schäm dich, Hector!» hänselte ihn
Serena.
Er lächelte sie an, aber schüttelte
den Kopf. «Du wirst mich darin unterrichten müssen!»
«Sie haben sich für wichtigere Dinge
interessiert, Major»,
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