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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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sagte Rotherham und lehnte sich in seinem Stuhl zurück,
die Finger einer Hand um den Stiel des Weinglases.
    «Das kann ich nicht beurteilen.
Politik jedenfalls ist mir noch nicht untergekommen.»
    «Du mußt ihn hineinbringen, Serena.
Die Partei braucht neues Blut.»
    «Nicht ich!» gab sie leichthin zurück. «Wie
gräßlich von mir, wollte ich ihn zu etwas drängen, das ihm gleichgültig ist!»
    «Du wirst es trotzdem tun.»
    «Willst du eine Wette darauf
abschließen?»
    «Das hieße dich ruinieren. Du wirst
nie imstande sein, deine Talente vergraben zu halten.» Er hob das Weinglas und
schaute darüber hinweg zum Major. «Serena wurde dazu geschaffen, einen
politischen Salon zu führen. Können Sie sie dämpfen? Ich bezweifle es.»
    «Sie weiß, daß ich das nie versuchen
würde.»
    «Guter Gott!» sagte Rotherham. «Ich
hoffe, das ist nicht Ihr Ernst! Das Bild, das Sie heraufbeschwören, ist
ziemlich schrecklich, glauben Sie mir!»
    «Und ich hoffe, Rector weiß, daß du
Unsinn redest!» sagte Serena, streckte dem Major die Hand hin und schenkte ihm
ihr strahlendstes Lächeln.
    Er ergriff die Hand und küßte sie.
«Natürlich! Und du weißt, daß, was immer du von mir wünschst, ich
es gern tun werde!» sagte er lachend.
    Rotherham schlürfte seinen Wein und
betrachtete dieses Zwischenspiel mit überraschend beifälliger Miene. Der
letzte Gang war abser viert, und auf ein Zeichen Serenas hin hatten die Diener
das Zimmer verlassen. Fanny hob ihren Fächer auf, aber bevor sie aufstehen
konnte, sagte Serena: «Habe ich deine Zustimmung, Ivo?»
    «Gewiß – außer ich entdecke, daß der
Major eine Gattin in Spanien hat oder sonst irgend so ein geringfügiges
Hindernis. Wann habt ihr vor, zu heiraten?»
    «Es geht nicht, bevor das Trauerjahr
um ist. Ich habe das Gefühl, es wäre unpassend, gegenwärtig selbst die
Verlobung bekanntzugeben.»
    «Höchst unpassend. Da die Kontrolle
über dein Vermögen aus meinen Händen in die seinen übergeht, wäre es jedoch
ganz gut, wenn ich mich mit ihm über dieses Thema etwas unterhalte.»
    «Ja, bitte, tu das!» sagte sie
herzlich. «Und ich möchte, daß du mir sagst, mit wieviel ich rechnen kann, Ivo.
Ich habe mich nie im geringsten darum gekümmert, wie du weißt, weil es mir
meine Lage noch unerträglicher gemacht hätte, wenn ich die genaue Summe gekannt
hätte, deren ich mich hätte erfreuen können, wenn diese abscheuliche
Kuratoriumsgeschichte nicht gewesen wäre.»
    «Ungefähr zehntausend pro Jahr»,
antwortete er gleichgültig. «Zehntausend im Jahr?» wiederholte der Major
entsetzt.
    Rotherham schaute ihn über den Tisch
hin an. «So etwa. Man kann es unmöglich ganz genau sagen. Es kommt aus
verschiedenen Quellen, die ich Ihnen gleich erklären werde.»
    «Aber – guter Gott, wie kann das
sein? Ich wußte natürlich, daß ein gewisser Unterschied zwischen unseren
Vermögen vorhanden sein muß, aber das ...!»
    «Ich gestehe, ich hätte selbst nicht
geglaubt, daß es so viel sein würde», sagte Serena leicht erstaunt.
    «Aber das muß doch zum Fideikommiß
gehören!» rief der Major aus, als klammere er sich an einen Strohhalm. «Ein
derartiges Einkommen stellt ...», er unterbrach sich und kämpfte mit Zahlen.
    «Etwa an die zweihunderttausend»,
half Rotherham bereitwillig nach. «Alles, was der Familie Carlow gehört, geht
natürlich mit dem Titel. Dieses Vermögen jedoch erbte der verstorbene Earl von
seiner Mutter, und es gehörte ihm persönlich.»
    «Ja, das wußte ich», sagte Serena.
«Papa sagte mir immer, ich würde den Besitz meiner Großmutter erben, aber ich
nahm an, es handle sich nur um eine angenehme Unabhängigkeit. Das aber nenne
ich wirklich ein ansehnliches Vermögen, nicht, Fanny?»
    «Ich wüßte nicht, was ich mit der
bloßen Hälfte davon anfangen sollte!» sagte Fanny tief beeindruckt.
    Rotherham lächelte. «Serena weiß es.
Am wahrscheinlichsten ist, daß sie in Schulden geraten wird.»
    «Ich wünsche, daß es fest angelegt
wird!»
    Diese Worte, heftig hervorgestoßen,
veranlaßten Serena, den Major höchst überrascht anzusehen. «Nanu, was kannst
du damit meinen, Liebster? Du kannst doch nicht annehmen, daß ich etwas so
Absurdes tue und mich in Schulden stürze! Ich versichere dir, so leichtsinnig
bin ich nicht! Rotherham, ich habe nicht die geringste Ahnung, warum du
eigentlich auf diese gräßliche Art lachst! Ich habe noch nie im Leben Schulden
gehabt!»
    Er warf ihr einen spöttischen Blick
zu. «Du mußt verzeihen, Serena!

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