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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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ausgeben – nicht das Ganze, meine ich –
aber warum soll ich darauf verzichten? Außerdem – wer
bekommt es denn, wenn nicht wir? Rotherham? Mein Vetter? Du kannst nicht von
mir erwarten, daß ich etwas so Hirnverbranntes tue – etwas, das mir gehört,
ihnen oder sonst jemandem .zu überlassen!»
    «Daran habe ich auch nicht gedacht.
Natürlich würde ich nicht von dir verlangen, daß du dein Vermögen verschenkst!
Ich bitte dich nicht einmal, das Ganze fest anzulegen. Aber wenn es zu dem
Ehekontrakt kommt – könnten wir nicht ein neues Kuratorium schaffen, Serena?»
    Sie war verdutzt. «Darin sehe ich
keinen Sinn. An was für eine Art Kuratorium denkst du da?»
    «Keine – keine ungewöhnliche!»
stammelte er und geriet durch ihr Nichtverstehen völlig aus der Fassung. Er
sah, daß ihn Fanny unschuldig fragend ansah, und sagte hastig: «Das ist nicht
der Ort – noch die Gelegenheit! Ich glaube, wenn ich die Sache mit Lord
Rotherham durchgesprochen habe, wird er die Richtigkeit dessen, was ich
vorzuschlagen habe, bestätigen.»
    «Aber das hat doch überhaupt nichts
mit Rotherham zu tun!» sagte Serena empört. «Was hast du denn vorzuschlagen?»
    «Sei doch nicht so schwer von
Begriff, Serena!» sagte Rotherham ungeduldig. «Soviel ich verstehe, meint
Major Kirkby, dein Vermögen soll für deine Kinder festgelegt werden.»
    «Für meine Kinder!» rief sie aus.
«Hast du wirklich das gemeint, Hector? Heiliger Himmel, warum hast du das nicht
gleich gesagt?»
    «Weil dies weder der Ort noch die
Gelegenheit ist», sagte Rotherham. «Er hat es doch gesagt.»
    «Na, wenn das so ist – du jedenfalls
scheinst nicht so zu denken!»
    «Nein, aber das kommt daher, weil ich keinen Takt
besitze.»
    Sie lachte. «Oder keinen an mich
verschwenden willst? Weißt du, Hector, ich glaube, ich möchte mein Vermögen
lieber nicht für meine Kinder festlegen.»
    «Nicht das Ganze! So unvernünftig
bin ich nicht! Aber wenn du ein Zehntel für dich zurückbehieltest, Serena –
könntest du dich nicht damit zufriedengeben, was du jetzt hast und was ich dir
geben kann?» sagte der Major bittend.
    Sie sagte, ohne zu zögern: «Damit,
oder auch mit viel weniger, wenn ich dazu gezwungen wäre, mein Liebster! Aber –
aber ich bin nicht dazu gezwungen, und ich glaube wirklich, es wäre ziemlich
lächerlich von uns, freiwillig von einem kleineren Einkommen zu leben, als wir
müssen! Nehmen wir an, ich geriete wirklich in Schulden, oder wir brauchten
plötzlich eine große Summe? Mein Lieber, wir würden beide verrückt werden,
wenn wir daran dächten, daß wir so närrisch gewesen waren und uns freiwillig
der Möglichkeit begaben, auf mein Vermögen zurückzugreifen!»
    Rotherham lachte kurz auf.
«Bewundernswert vernünftig, Serena! Ich vertraue um euer beider willen darauf,
daß es dir gelingt, Major Kirkby zu deiner Denkungsart herumzukriegen. Ihr habt
schließlich noch mehrere Monate vor euch, in denen ihr die Sache austragen
könnt.»
    «O ja, sprechen wir heute abend
nicht mehr davon!» bat Fanny und erhob sich. «Es ist für euch beide so
schwierig!»
    Der Major ging zur Tür und öffnete
sie. Fanny blieb neben ihm stehen, schaute zu ihm auf und sagte mit einem
sehnsüchtigen Lächeln: «Sie werden eine Lösung für das Problem finden – davon
bin ich fest überzeugt!»
    Sein ernstes Gesicht entspannte
sich; er erwiderte ihr Lächeln, freilich etwas mühsam. Sie und Serena gingen
hinaus, er schloß die Tür hinter ihnen und wandte sich Rotherham zu.

14
    Rotherham setzte sich wieder hin und füllte
die Gläser. Der Major kehrte zu seinem Stuhl zurück, blieb aber hinter ihm
stehen und packte die Lehne mit beiden Händen. Er stieß hervor: «Sie muß überredet
werden, es zu tun!»
    «Ich kenne das Ausmaß Ihrer
Überredungskunst nicht», antwortete Rotherham, «aber ich bezweifle, daß es
Ihnen gelingt.»
    «Wenn sie wüßte, daß Sie mit mir
übereinstimmen ...»
    «Das würde sie bestimmt nur
verbissener machen. Außerdem stimme ich mit Ihnen gar nicht überein. Ich sehe
nicht ein, warum Serena dessen beraubt werden soll, was ihr nach Recht und
Gesetz zusteht.» Er ergriff sein Weinglas, lümmelte sich bequem in seinen
Stuhl, ein Bein weit von sich gestreckt, eine Hand in der Hosentasche, und betrachtete
den Major leicht belustigt. «Serena, mein lieber Freund, ist die Tochter eines
außerordentlich reichen Mannes und hat ihr ganzes Leben lang, bis zu
Spenboroughs Tod, in größtem Stil gelebt. Ich kenne keinen Grund, warum

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