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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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er es nicht?»
    «Meine Liebe, wie sollte er? Er
macht keine Bemerkung dazu, sondern sagt nur, daß er kommende Woche in
Claycross ist und Bath am Donnerstag auf einen Abend besuchen
wird, um mit mir die Abwicklung der Vermögensverhältnisse zu besprechen. Wir
werden ihn zum Abendessen einladen, und Hector auch.»
    «Aber ist das alles, was er zu sagen
hat?» fragte Fanny ungläubig.
    «Du kennst seinen Briefstil nicht!
Das hier ist ein typisches Beispiel dafür. Oh, er dankt mir natürlich für meine
Glückwünsche und sagt, es sei für ihn angebracht, die Bekanntschaft Major Kirkbys
zu machen, bevor er seine formelle Zustimmung zu meiner Heirat gibt.»
    «Dann hat er wenigstens nicht vor,
deswegen unangenehm zu werden!» sagte Fanny beträchtlich erleichtert.
    Aber als am folgenden Donnerstag
Rotherham in den Salon geführt wurde, verließ sie diese tröstliche Überzeugung.
Er schaute drein, als sei er alles eher als in einer nachgiebigen Stimmung. Die
Spottfalten um seinen Mund waren betont, und sein Stirnrunzeln zog die schwarzen
Brauen als dicken Strich zusammen. Er war formell gekleidet, in einem
Abendanzug mit Kniehosen, aber wie gewöhnlich lag eine gewisse Nachlässigkeit
über seiner Erscheinung, als sei ihm das Muster seiner Weste oder der Sitz
seines Halstuches völlig gleichgültig. Er begrüßte Fanny ohne Lächeln und
wandte sich Serena zu, um sie zu begrüßen.
    Sie würdigte die Gelegenheit
dadurch, daß sie sich mit einem Kleid geschmückt hatte, das vom führenden
Modesalon in Bath gemacht worden war und das sie noch nie getragen hatte. Es
war eine auffallende Kreation aus schwarzer gemusterter Spitze über einer Robe
aus weißem Satin, tief dekolletiert, mit langer Schleppe. Dazu trug sie ihre
Diamantohrgehänge und die dreifache Perlenkette, die sie von ihrem Vater zur
Großjährigkeit erhalten hatte. Sie sah prachtvoll aus, aber die Bemerkung, die
sie beim Marquis hervorrief, war kaum schmeichelhaft. «Guter Gott, Serena!»
sagte er, als er ihr kurz die Hand drückte. «Als Elster verkleidet?»
    «Stimmt! Ich sehe, es findet keine
Gnade vor deinen Augen», gab sie zurück, und ihre Augen funkelten.
    Er zuckte die Achsel. «Ich verstehe
nichts davon.»
    «Das, mein lieber Rotherham, kann
kein Mensch bezweifeln, der je ein Auge auf dich geworfen hat.»
    Nervös und hastig unterbrach Fanny
diesen vielversprechenden Anfang eines Wortwechsels, wie sie ihn so fürchtete.
«Lord Rotherham, ich muß Ihnen Major Kirkby vorstellen!»
    Er wandte sich dem Major zu, den er
vorher nicht bemerkt zu haben schien. Seine harten Augen überflogen ihn ohne
ein Zeichen des Wiedererkennens. Er streckte die Hand aus und sagte kurz: «How
do you do?»
    Es konnte keinen größeren Kontrast
geben, dachte Fanny, als ihn diese beiden Männer darstellten. Sie
hätten als Modelle für Apollo und Vulkan dienen können, der eine so groß und
anmutig, mit klassischen Gesichtszügen und goldhaarig, der andere schwarz und
mit scharfen Zügen, massiven Schultern, dessen ganze Erscheinung eher Kraft
als Grazie verkörperte. Im Aussehen, im Verhalten, im Benehmen gab es keinen
Vergleich zwischen ihnen: der Major überstrahlte den Marquis bei weitem.
    «Wir haben einander schon einmal
kennengelernt», sagte der Major.
    «So?» sagte Rotherham, und der
Strich seiner Brauen hob sich leicht. «Ich kann mich nicht erinnern. Wann und
wo?»
    «Bei mehr als einer Gelegenheit!»
antwortete der Major, der dem scharfen, starren Blick gleichmütig begegnete.
«In London – vor sieben Jahren!»
    «Wirklich? Wenn es sieben Jahre her
ist, dann dürfte das genügend entschuldigen, daß ich die Umstände vollkommen
vergessen habe. Gehörten Sie zu Serenas Hofstaat?»
    «Ja», sagte der Major.
    «Ah, dann ist das kein Wunder! Ich
konnte die einzelnen Teile der Masse nie auseinanderhalten.»
    Diesmal war es Serena, die sich
einschaltete. «Ich habe dir mitgeteilt, Rotherham, daß die Neigung zwischen
uns alten Datums ist.»
    «Sicher hast du das getan, aber du
konntest wohl kaum von mir erwarten, daß ich wußte, sie sei so alten Datums.
Ich hatte im Gegenteil allen Grund, es anders anzunehmen.»
    Serena wurde blutrot; der Major
preßte die Lippen fest aufeinander; Fanny warf sich wieder in die Bresche. «Ich
habe Ihnen noch nicht zu Ihrer Verlobung gratuliert, Lord Rotherham. Ich hoffe,
Sie haben Miss Laleham bei guter Gesundheit verlassen?»
    «Bei guter Gesundheit und in großer
Schönheit», antwortete er. «Sie erinnern mich daran, daß sie

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