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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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daß das Kissen hinter ihr hinunterglitt, und trank ihren Tee.
Als sie wieder sprach, war es in ihrer gewohnten Art, aber kaum hatte sie den
Tee ausgetrunken, ging sie zu Bett, sagte jedoch, das Kopfweh habe sich gelegt
und sie sei bloß schläfrig.
    Der Major schaute Fanny ängstlich
an. «Glauben Sie, daß sie ernstlich unpäßlich ist, Lady Spenborough?»
    «Oh, ich hoffe nicht!» antwortete
sie. «Ich glaube, vielleicht hat sie Lord Rotherham geärgert. Wenn es ihr
morgen früh nicht besser geht, will ich sie zu überreden trachten, daß sie mich
um den Arzt schicken läßt. Aber es ist nie gut, sie zu beachten, wenn sie nicht
ganz beisammen ist.» Sie lächelte ihn tröstend an. «Wissen Sie, sie verträgt
es nicht, wenn man um ihretwillen ein Getue macht. Ich habe wirklich schon
gedacht, sie fährt Sie an, weil Sie versucht haben, es ihr bequem zu machen.
Darf ich Ihnen noch Tee eingießen?»
    «Nein, danke. Ich muß gehen. Wenn
ich darf, werde ich morgen früh nachfragen, wie es ihr geht», sagte er.
    Aber als er sich am nächsten Tag um
zehn Uhr morgens in Laura Place einfand, saßen die Damen beim Frühstück, Serena
im Reitanzug. Sie begrüßte ihn mit gespieltem Vorwurf und wollte wissen, warum
er ihr die Treue gebrochen hatte. «Zehn ganze Minuten habe ich gewartet, daß du
über die Brücke getrabt kommst, und das, sage ich dir, ist länger, als ich je
auf einen Mann gewartet habe! Daß du dann immer noch nicht erschienen bist, war
nur sehr gut für dich, denn ich hätte dich bestimmt schmählich beschimpft!
Fanny, ich verbiete dir, ihm Kaffee einzuschenken! Er hat mir einen Tort
angetan!»
    «Ich hätte nicht im Traum
angenommen, daß du heute morgen ausreitest!» rief er aus. «Ich bin nur
gekommen, um zu sehen, wie es dir geht! Bist du auch bestimmt wieder ganz
beisammen? Du bist doch nicht allein ausgeritten?»
    «Nein, mit Fobbing.»
    «Es ist zu heiß zum Reiten – wenn du
das bloß nicht tun wolltest!»
    «Im Gegenteil, es war herrlich. Ich lasse
natürlich Maid Marian nicht galoppieren.»
    «Ich habe an dich gedacht, nicht an
die Stute!»
    «O still!» sagte Fanny lachend. «Sie
könnten ihr nichts Schrecklicheres sagen!»
    «Nein, wirklich nicht! Und nicht ein
Wort der Entschuldigung, merkst du, Fanny?»
    «Mein Bedauern ist zu tief für
Worte! Du wirst nicht wieder ausgehen, nein? Wenigstens nicht bei dieser
Hitze!»
    «Doch! Ich habe Fanny überredet, sie
solle auf das Trinken ihres gräßlichen Kurwassers verzichten und statt dessen
mit mir in den Melksham-Wald fahren. Ich hoffe, du weißt ihren Heroismus
richtig zu würdigen!»
    «Was? Du hast doch nicht vor, sie in
deinem Phaethon zu kutschieren?»
    «Aber selbstverständlich!»
    «Serena, nicht allein, ich flehe
dich an!»
    «Du und Fobbing werdet hinter uns
reiten, um uns vor Wegelagerern zu schützen und den Phaethon wieder auf die
Räder zu stellen, wenn ich umschmeiße. Ich werde das höchstens zweimal tun!»
    Es war nichts als Unsinn aus ihr
herauszubringen, sowohl jetzt wie später. Sie war den ganzen Tag in der
fröhlichsten und liebevollsten Stimmung; trotzdem hatte der Major, als er sich
von ihr trennte, das Gefühl, ihr nicht einen Schritt nähergekommen zu sein.
    Er hielt es für das Klügste, nicht
gleich wieder auf die ärgerliche Frage ihrer Erbschaft zurückzukommen, und als
er es zehn Tage später wagte, das Thema aufzugreifen, überraschte sie ihn
sehr, weil sie seinen sorgfältig bedachten Argumenten, ohne ihn zu
unterbrechen, zuhörte, und als er fertig war, sagte: «Sehr gut – es soll
geschehen, wie du willst, mein Lieber! Schließlich liegt mir nicht sehr viel
daran. Jedenfalls nicht genug, um dir Unbehagen zu verursachen. Wenn die Zeit
kommt, arrangiere es, wie du es für richtig hältst!»
    Damit hätte sie die Sache abgetan.
Er aber konnte es nicht. Kaum hatte sie nachgegeben, als er von Zweifeln
zerrissen wurde. Rotherhams Worte gingen ihm nach. Mit welchem Recht konnte er
darauf bestehen, daß sie auf die Mittel verzichtete, durch die sie so leben
konnte, wie sie es gewöhnt war? Sie hörte ihm mit aller Geduld, die sie nur
aufzubringen vermochte, zu, rief aber schließlich aus: «O Hector, worauf willst
du eigentlich hinaus? Du hast mir gesagt, du könntest es nicht ertragen, wenn
ich mein Vermögen benützte, und ich habe nachgegeben! Jetzt erzählst du mir, du
kannst es nicht ertragen, mich dessen zu berauben!»
    «Erscheine ich dir albern? Ich
glaube, das muß ich wohl. Ich will nicht, daß du nachgibst,

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