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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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John Somberby
bereits vor zehn Minuten eintraf, um Eure Lordschaft zu besuchen. Er wartet im
Salon.»
    «Sagen Sie
ihm, daß ich in einigen Minuten komme.»
    «Nein,
bitte geh jetzt gleich zu ihm», sagte Nell leise und verließ das Zimmer, ohne
ihn nochmals anzusehen.
    Sie eilte
die Treppe rasch empor, an ihren eigenen Gemächern vorbei und eine weitere
Treppenflucht hinan, bis zu Lettys Zimmern. Martha, welche zwei Minuten nachher
hinaufgelaufen kam, um dem wilden Läuten einer Glocke Folge zu leisten, ahnte
sogleich, weshalb der Klingelzug mit so gebieterischem Nachdruck gezogen
worden war. Nell stand mitten im Zimmer, und Martha begann unter dem strengen,
anklagenden Blick
zu zittern. «Oh, Mylady. Ich wußte nicht, daß Eure Gnaden geläutet haben.»
    «Martha, wo
ist Ihre Herrin?»
    Mit dem
Instinkt ihrer Klasse, niemals etwas einzugestehen, antwortete Martha sogleich
in Verteidigungsstellung: «Ich weiß es wirklich nicht, Mylady.»
    «So?!
Tatsächlich? Dann kommen Sie gefälligst mit mir zu Seiner Lordschaft», sagte
Nell ruhig, raffte ihre kurze Schleppe zusammen und ging auf die Tür zu.
    Das
genügte, um Martha in eine derartige Panik zu versetzen, daß sie alles
erzählte, was sie wußte. Es war nicht sehr viel. Sie hatte Letty am Nachmittag
in die Bond Street begleitet, wo sie Selina Thorne trafen. Hierauf schickte
sie Letty nach Hause und erklärte, sich mit ihrer Cousine auf den Bryanston
Square zu begeben, von wo sie ihre Tante später in ihrer Equipage nach Hause
bringen werde.
    «War Mrs.
Thorne mit Miss Selina?» fragte Nell.
    «O ja,
Mylady», sagte Martha, ein wenig zu geläufig.
    «Haben Sie
sie selbst gesehen?»
    Martha
zögerte, doch Nells durchdringender Blick brachte sie aus der Fassung. Sie
murmelte, Miss Selina habe gesagt, sie sei nur für einen Moment bei Hookham
eingetreten.
    «Ich
verstehe. Um wieviel Uhr war das?»
    «Ich – ich
weiß es nicht, Mylady. Nicht genau. Wir verließen das Haus, als sich Lord
Dysart soeben bei Euer Gnaden befand.»
    «Lord
Dysart verließ das Haus vor zwei Uhr. Jetzt ist es halb sieben. Lady Letitia
ist aber noch nicht zurückgekehrt. Und da machen Sie sich keine Sorgen?»
    «Ich dachte
– ich dachte, es wäre Lady Letitia, die mir geläutet hat.» Nells Augen flogen
durch den Raum. «So?! Sie haben ihr Ballkleid aber nicht vorbereitet?»
    «Lady
Letitia sagte – sie würde vielleicht nicht ins Almack gehen, Mylady. Sie sagte
– ich solle mich nicht aufregen, wenn sie sich verspäten sollte. Ich sollte
auch niemandem etwas sagen, außer daß sie zu Mrs. Thorne gegangen ist. Mehr
sagte sie mir nicht. Wahr und wahrhaftig, Mylady, sie sagte sonst nichts.»
    «Sie wußten
aber, daß sie nicht die Absicht hatte, zurückzukehren. Nein! Erzählen Sie mir
gefälligst keine Lügen! Lady Letitia nimmt nicht Bürsten, Kämme und Zahnpulver
mit, wenn sie Einkäufe macht.»
    Martha
brach in Tränen aus und erklärte schluchzend, sie habe von nichts gewußt. Lady
Letitia hatte ihr ein Paket zu tragen gegeben und lediglich gesagt, es
enthielte verschiedene Gegenstände, die sie Miss Selina geben wollte. Ja, es
war ein ziemlich großes Paket, doch sie wußte nicht, was sich darin befand.
Lady Letitia hatte es selbst eingepackt und ihr nichts darüber gesagt; und sie
würde ihr Leben für Lady Letitia freu dig hingeben, besonders wenn der liebe
Engel so unglücklich gemacht wurde wie niemand sonst auf der Welt und da sie
doch keine Seele hatte, an die sie sich wenden konnte, als sie selbst, die ihr
von der Wiege an treu gedient hatte.
    «Es ist
gut. Ich glaube Ihnen, daß Sie Ihre Rolle in der Absicht gespielt haben, Ihrer
Herrin einen Dienst zu erweisen, und daß Sie nicht glaubten, ihr bei einer
Sache behilflich zu sein, die für sie die fürchterlichsten Folgen haben kann.
Wenn sie tatsächlich durchgebrannt ist, dann haben Sie ihr den schlimmsten
Streich gespielt, dessen Sie fähig sind. Ich hoffe, daß es nicht geschehen ist
– ich glaube, Mr. Allandale ist in Wirklichkeit weit besorgter um ihren guten
Ruf, als Sie es gewesen sind. Ich weiß nicht, wieviel ich Seiner Lordschaft
werde sagen müssen. Es hängt ganz davon ab, ob ich Lady Letitia finden und in
Sicherheit nach Hause zurückbringen kann. Es wird aber natürlich auch ein wenig
von Ihrem eigenen weiteren Verhalten abhängen.»
    Martha
begann mit vor Entsetzen hervorquellenden Augen und klappernden Zähnen
Beteuerungen völligen Gehorsams hervorzustottern. Doch Nell schnitt ihr das
Wort kurzweg ab und

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