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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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zu erklären – wie du siehst!»
    Sie starrte
ihn in höchstem Erstaunen an, unfähig, ihren Augen zu trauen, denn das, was er
aus der Lade geholt und verächtlich auf den Schreibtisch geworfen hatte, war –
das Halsband der Cardross.
    In dem
Wirbel ihrer Vermutungen tauchte nichts auf, was irgendeinen Zusammenhang
ergab. Sie tappte so sehr im Dunkeln, daß sie nur atemlos hervorzubringen
vermochte: «Du hast es?!»
    «Ja, Madam, ich habe es», erwiderte er.
    Grenzenlose
Erleichterung überkam sie. «Oh, wie bin ich froh und dankbar!» rief sie. «Aber
wie ... warum ... ich verstehe nicht.»
    «So?! Du
verstehst nicht? Dann will ich dir's sagen», antwortete er barsch. «Es wurde
mir vor einer Stunde von einem schlauen kleinen Juwelier gebracht, dessen Sohn
es gestern um den Betrag von zweitausend Pfund
kaufte und der, wie ich glaube, weder so schlau noch so ehrlich ist wie er
selbst. Ich kann mir vorstellen, wie glücklich er sich pries: denn es passiert
ihm nicht alle Tage, eine so leichtgläubige Kundin zu finden. Er wäre natürlich
gezwungen gewesen, das Halsband zu zerlegen, doch auch in diesem Zustand ist
es etwas mehr als zweitausend Pfund wert, weißt du das? Nein, das wußtest du
nicht, was?»
    Sie hörte
kaum den bitteren, verächtlichen Ton und erfaßte auch die eindeutige
Schlußfolgerung nicht, die sich hinter seinen Worten verbarg. Sie starrte ihn
blaß und atemlos, mit gefurchten Brauen an. «Gestern?» wiederholte sie.
«Gestern? Wer ... sagte er dir ... wer es war?»
    Seine
Lippen kräuselten sich verächtlich. «Nein. Das sagte er mir nicht. Seine schöne
Kundin ... und das ist nur zu verständlich .. war dicht verschleiert.» Er
bemerkte den kleinen Seufzer der Erleichterung, der ihr unwillkürlich
entschlüpfte. «Ich war kein solcher Dummkopf, um mir von ihm über diesen Punkt
weitere Informationen geben zu lassen», sagte er, und der wütende Ton in
seiner Stimme nahm wieder überhand. «Es war eine Dame – fraglos eine Dame! Und
zwar eine junge, nach der letzten Mode gekleidete Dame, welche weder
ihren Namen preisgeben wollte – wie sollte sie auch? –, noch als Zahlung einen
Bankscheck zu akzeptieren bereit war. Glaubst du noch immer, daß ich Catworth,
nachdem er mir das erzählt hatte, weiter ausfragte?»
    «Catworth?»
sagte sie rasch. «Der Mann, der heute zweimal herkam und eben wieder wegging?»
    «Genau!
Hättest du das nur gewußt, was? Das denkst du dir wohl jetzt, was, mein süßes
Liebchen? Wie hättest du es auch ahnen können? Er war es ja nicht, der das
Halsband um einen Spottpreis kaufte. Du hattest ja mit seinem Sohn zu
tun – in seiner Art wahrscheinlich ein recht schlauer Fuchs, aber keineswegs so
gerissen wie sein Vater. Wenn ich meiner neuerworbenen Bekanntschaft Glauben
schenken darf, so hatte er nie zuvor etwas von einem Cardross-Halsband gehört
oder gesehen. Nun, das ist ja möglich. Ich bin dem Vater ungemein dankbar, und
es würde mir widerstreben, ihm zu mißtrauen. Schließlich hatte ich es ja noch
nie mit einem Juwelier aus der Cranbourn Alley zu tun. Vielleicht ist auch der
junge Catworth kein ganz Durchtriebener, sondern bloß unerfahren. Anders steht
es mit dem älteren Catworth. Er erkannte das Halsband im selben Augenblick, als
es ihm gezeigt wurde, und wußte, was seine Pflicht war. Ich werde es stets
bedauern, daß ich nicht in der Stimmung war, mich dieser Szene so zu erfreuen,
wie sie es verdient hätte. Denn er gebärdete sich so taktvoll, so tugendhaft,
daß die ganze Zeit über kein Wort fiel, das nicht gentlemanlike gewesen wäre.
Er gestattete sich nicht einmal, auf meine weitere Kundschaft zu hoffen, und
nahm alle faustdicken Lügen, die ich ihm auftischte, hin, ohne mit der Wimper
zu zucken. Ein bewunderungswürdiger Mann – ich muß ihm unbedingt ein kleines
Geschäft zukommen lassen. Es wäre sehr schäbig von mir, wenn
ich es nicht täte.» Er hielt inne, und Nell stand reglos da und sprach kein
Wort. Ihrem Blick war nur sprachlose Bestürzung zu entnehmen. Hätte er nur
geahnt, daß sie weniger wegen seiner Ungerechtigkeit entsetzt war als über die
plötzliche Erkenntnis, wie sich die Geschichte tatsächlich verhalten mußte.
    Er griff
nach dem Halsband und legte es in die Schreibtischlade zurück. Während er den
Schlüssel im Schloß umdrehte und abzog, sagte er in bitterem Ton: «Du wirst mir
schon verzeihen müssen, wenn ich es von nun an persönlich aufbewahre. Es wird
dir kaum abgehen, da du das Halsband ja nie bewundert oder zu

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