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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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flüchtige
Neigung, die ein Ende finden würde, sobald sie mehr von der Gesellschaft
gesehen und andre junge Leute kennengelernt hat. Aber das stimmt nicht,
Cardross, sie schwankte nicht einen Augenblick in ihrer Zuneigung zu Mr.
Allandale, obwohl sie von zahllosen anderen jungen Leuten umschwärmt wurde.
Und alle», fügte sie nachdenklich hinzu, «waren in jeder Beziehung weit
bemerkenswerter als der arme Mr. Allandale.»
    «Nell», unterbrach
er sie, «kannst du mir sagen, was sie an diesem tödlich langweiligen Menschen
sieht, um sich so in ihn zu verlieben?»
    Sie
schüttelte den Kopf. «Nein, aber das kann man nie wissen», erwiderte sie. «Sie
selbst weiß es auch nicht. Und deshalb glaube ich auch, daß es sich um einen
Fall wahrhaft beständiger Liebe und ganz gewiß um keine flüchtige Neigung
handelt.»
    «Sie passen
doch in keiner Weise zueinander», sagte er ungeduldig. «überdies würde sie ihn
in einem Jahr ruiniert haben. Sie ist ebenso verschwenderisch wie du, mein
Liebling!» Als er bemerkte, daß alle Farbe aus ihren Wangen wich und sie ihn
nur entsetzt anstarrte, sagte er unverzüglich: «Wie häßlich von mir, so etwas
zu sagen. Ich bitte dich um Verzeihung: das ist ja alles vergeben und vergessen
– es ist eine Seite, die wir umgeblättert haben und nie wieder lesen wollen.
Meine liebe kleine Nell, ach, hättest du diesen lächerlichen jungen Mann nur
hören können, als er sich mit seinen umständlichen Satzgebilden um Letty
bewarb. Weißt du, daß er allen Ernstes vorschlug, Letty nach Brasilien
mitzunehmen?»
    Ihre
Gedanken waren von Lettys Angelegenheiten weit entfernt, doch sie antwortete
mechanisch: «Ja, sie erzählte mir von seiner Ernennung.»
    Cardross
betrachtete sie mit einer leichten Falte zwischen den Brauen. «Du siehst so
beunruhigt aus, Nell. Warum denn? Nimmst du dir etwa diesen Unsinn so zu
Herzen?»
    Jetzt, wenn
je, war der Augenblick gekommen, ihm zu gestehen, daß die bewußte Seite
keineswegs umgeblättert war. Doch die Worte versagten ihr. Statt dessen meinte
sie: «Ich kann mir nicht helfen, die beiden tun mir schrecklich leid. Ich weiß
natürlich, daß es keine erstrebenswerte Verbindung wäre ... und ich verstehe
auch deine Gefühle sehr gut.»
    «Ich
hoffte, du wirst mich verstehen. Letty zu einer so außerordentlich
unerwünschten Verbindung Glück zu wünschen, wäre ein schönes Verhalten für
einen Vormund. Um die Wahrheit zu gestehen, ich wäre froh, nicht ihr Vormund zu
sein – und wenn ich ihrer Tante nie gestattet hätte, sie zu erziehen. Diese
Frau hat weder Manieren noch Verstand, und soweit ich es zu übersehen vermag,
erzog sie ihre Töchter, ebenso wie meine Schwester, in recht oberflächlicher
Weise, ermutigte sie bei allen verschwenderischen Verrücktheiten und gestattete
ihnen zu einer Zeit zu flirten, zu der sie sich noch im Schulzimmer hätten
aufhalten müssen.»
    «Nun ja»,
erwiderte Nell, «ich möchte ihr nicht gerne etwas Schlechtes nachsagen, denn
sie war stets sehr höflich und ist auch überaus gutmütig ... aber sie scheint
doch betrüblich leichtsinnig zu sein. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen,
daß sie Mr. Allandale ermutigt, denn sie wünscht keineswegs, daß Letty ihn
heiratet. Sie sprach erst vor wenigen Tagen auf dem Ball der Westburys mit mir
über die ganze Sache, und ich hatte den Eindruck, sie denke darüber genauso,
wie sie denken sollte.» Sie schwieg und überlegte. «Zumindest», verbesserte sie
sich, «genauso wie du glaubst, daß sie denken sollte.»
    Das
amüsierte ihn. «Tatsächlich!? Ich schließe daraus, daß du nicht so denkst?»
    «Na ja,
nicht genauso», sagte sie, um Zeit zu gewinnen. «Ich muß sagen, ich überlegte
hin und her, um zu verstehen, wie es möglich war, daß ein so lebhaftes Mädchen
sich in diesen Mr. Allandale verlieben konnte, denn er ist keineswegs amüsant,
hat nicht mehr als einen durchschnittlichen Hausverstand und überdies diese
grauenhaft steifen Manieren ... aber ... aber in seiner Charakteranlage ist
doch nichts, was ihn nicht wünschenswert macht, nicht wahr? Ich meine, es ist
nicht so, als hätte sie sich's in den Kopf gesetzt, einen Taugenichts wie Sir
Jasper Lydney oder den jungen Brixworth zu heiraten. Dabei wäre man nicht im
geringsten überrascht gewesen, wenn sie's getan hätte, denn beide haben ihr von
dem Augenblick die Cour gemacht, in dem sie in die Gesellschaft eingeführt
wurde. Und niemand könnte leugnen, daß sie einnehmende Manieren haben, obwohl
sie• so

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