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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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entsetzliche Roués sind. Du hättest es bestimmt nicht gerne gesehen,
wenn sie einen von ihnen geheiratet hätte.»
    «Nein. Aber
zwischen Brixworth und Allandale besteht eine ungeheure Kluft, mein Liebling.
Was nun das Wünschenswerte einer Verbindung mit Allandale betrifft, so ist in
seinen Verhältnissen aber auch gar nichts zu finden, um ihn zu empfehlen, wenn
in seiner Charakterveranlagung auch nichts zu finden ist, um ihn besonders
abzulehnen. Er hat weder Rang noch Vermögen.»
    «Aus dem
Rang macht sich Letty nichts, und Vermögen hat sie selbst», erklärte Nell.
    «Ungleiche
Ehen sind selten erfolgreich. Letty mag sich einbilden, keinen Wert auf den
Rang zu legen. Denn sie weiß noch nicht, was es heißt, einen Mann zu heiraten,
der aus andern Kreisen stammt.»
    Nell
runzelte die Stirn. «Giles, ich glaube, sie weiß es», sagte sie. «Sie war ja
nicht ihr ganzes Leben lang gewöhnt, sich nur in Kreisen der exklusivsten
Gesellschaft zu bewegen. Gegen Mrs. Thorne ist zwar gesellschaftlich nichts
einzuwenden, aber sie ist keineswegs exklusiv, und du selbst erzähltest mir,
daß auch Lettys Mama nicht den allerersten Kreisen entstammte.»
    «Nell, du
bist ein überzeugender Anwalt. Ich muß aber doch an meiner Meinung festhalten
– und an dem, was ich für meine Pflicht halte. Ich habe ihnen allerdings
versprochen, meine Einwilligung nicht zu versagen, falls beide nach Allandales
Rückkehr aus Brasilien noch derselben Meinung sind. Und das muß ihnen
vorläufig genügen. Ich will dir nicht verhehlen, daß ich von ganzem Herzen
hoffe, Letty wird bis dahin für ihre Zuneigung einen würdigeren Gegenstand
gefunden haben.»
    «Du
möchtest, daß sie eine gute Verbindung eingeht, nicht wahr?»
    «Ist das so
verwunderlich?»
    «Nein, das
nicht. Vielleicht wird sie es tun, wenn sie Allandale einige Jahre nicht sieht.
Nur, nur ... es wäre so entsetzlich traurig.»
    «Aber, mein
liebes Kind, warum denn?»
    Zögernd versuchte
sie ihre Gedanken in Worte zu kleiden. «Sie liebt ihn so aufrichtig ... ich
kann mir einfach nicht denken, daß sie glücklich würde, wenn sie nur heiratet,
um ... um ihrer Familie einen Gefallen zu tun.»
    Cardross'
Brauen zogen sich zusammen. Er sagte schneidend: «So wie du es tun mußtest?!»
    Sie starrte
ihn völlig verständnislos an. «So ... so wie ich es tun mußte?» stotterte sie.
    Ein Lächeln
– und es war kein sehr angenehmes Lächeln – kräuselte seine Lippen. «Hätte ich
kein großes Vermögen besessen, dann hättest du mich wohl nicht geheiratet, was,
Nell?»
    Sie fühlte
einen heftigen Stich im Herzen, hörte ihm aber ohne Empfindlichkeit zu. Sie
dachte an ihre Schulden, an die geheimnisvollen «Arrangements» und war
dankbar, daß sie ihm die Rechnung der Madame Lavalle nicht gezeigt hatte. Die
Tatsache, noch immer Schulden zu haben, drückte so schwer auf ihr Gewissen, daß
sie außerstande war, auch nur eine Silbe hervorzubringen. Tiefe Röte überzog
ihre Wangen, und ihre Augen senkten sich, nach einem Moment des Entsetzens, vor
seinem harten Blick.
    «Du mußt
mir verzeihen», seine Stimme hatte einen so ironischen Klang, daß sie
zusammenzuckte. «Durch meinen Mangel an Delikatesse bin ich wohl so tief
gesunken, daß man mir nicht einmal mehr Vorwürfe macht, nicht wahr? Vermutlich
wird Allandale von mir ebenso degoutiert sein.»
    Es gelang
ihr, in gepreßtem Ton zu sagen: «Ich dachte nicht ... ich wußte nichts von
deinem Vermögen.»
    «So, so?»
sagte er leichthin. «Wir reizend von dir, meine Liebe. Deine exquisiten
Manieren lassen die meinen auf recht betrübliche Art noch vulgärer
erscheinen. Sieh nicht so traurig in die Welt, meine Teure, denn ich weiß
bestimmt, daß sich noch kein Mann einer so schönen, höflichen und
liebenswürdigen Frau hatte rühmen können!» Er sah auf die Uhr. «Ich muß jetzt
gehen. Ich weiß nicht, welchen Unsinn sich Letty in den Kopf gesetzt hat, ich
hoffe aber, ich kann mich darauf verlassen, daß du sie darin nicht bestärkst.
Glücklicherweise scheint es Allandale unmöglich zu sein, sie ohne eine
ansehnliche Mitgift zu heiraten. Und da sie natürlich noch nicht großjährig ist
... aber ich würde diese Art Skandal lieber nicht auf mich nehmen müssen.» Ein
Lächeln, eine knappe Verbeugung – er war gegangen und ließ sie mit wild
durcheinanderwirbelnden Gedanken zurück. Darin hatte Letty allerdings wenig
Platz. Cardross hatte zum erstenmal seit ihrer Vermählung angedeutet, daß er
in seiner Frau mehr gesucht hatte als

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