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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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wozu brauchst du dann meinen Rat?»
    Sie kniff
ihn warnend in den Arm und begann in sorgloser Art über belanglose Dinge zu
plaudern, was den Wunsch in ihm erweckte, wie er ihr nach ihrem Eintreffen auf
dem Grosvenor Square mitteilte, an diesem Vormittag
nicht durch die Bond Street gegangen zu sein. «Denn du kannst mir niemals
weismachen, daß du dich nicht in irgendeiner Klemme befindest», sagte er. «Ich
dachte mir gleich, daß du scheußlich aussiehst, führte es aber auf dieses
Gebilde auf deinem Kopf zurück.»
    Nell, die
ihn nach oben in ihr reizendes Boudoir geführt hatte, nahm ihren so böse
verleumdeten Kopfputz ab und sagte tief unglücklich: «Ich bin in einer ganz
entsetzlichen Klemme, Dy, und wenn du mir nicht heraushilfst, weiß ich nicht,
was ich tun soll.»
    «Du lieber
Gott», sagte der Viscount bestürzt. «Na, na, Nell, reg dich nur nicht auf.
Natürlich werde ich dir helfen. Das heißt, wenn ich es kann, obwohl ich
verdammt sein will, wenn ich verstehe ... aber ich glaube, es wird nichts als
irgendein gewaltiger Blödsinn sein!»
    «Nein, Dy,
es ist kein Blödsinn», sagte sie so verzweifelt, daß er sich ernsthaft
beunruhigte. Sie krampfte ihre Finger zusammen und es gelang ihr,
wenn auch unter großen Schwierigkeiten, zu sagen: «Dysart, hast du ... hast du
die ... die dreihundert Pfund noch, die ich dir gab?»
    «Willst du
sie zurück?» fragte er.
    Sie nickte,
während sie ihre Augen angstvoll auf sein Anlitz heftete.
«Jetzt sind wir aber wirklich in einer Patsche», sagte Seine Lordschaft.
    Ihr ganzer
Mut verließ sie. «Es tut mir so schrecklich leid, daß ich gezwungen bin, dich
zu bitten, mir die dreihundert Pfund zurückzugeben ...»
    «Mein
liebes Mädel, ich würde sie dir unverzüglich zurückgeben, wenn ich sie noch
hätte», versicherte er. «Um was handelt es sich denn? Eine Spielschuld? Hast du
hoch gespielt?»
    «Nein,
nein! Es ist für eine Hofball-Toilette aus Chantillyspitzen, und ich kann
Cardross nichts davon sagen ... ich kann es nicht!»
    «Was? Du
willst damit doch nicht sagen, daß er sich zu einem Geizhals entwickelt hat?»
rief der Viscount.
    «Ach nein,
er ist immer so überwältigend großzügig ... aber ich war so töricht zu glauben,
ich hätte soviel Geld, daß ... nun ja, Dy, ich habe nie im geringsten auf meine
Ausgaben geachtet, und das Ende war, daß ich entsetzlich in Schulden geriet.»
    «Du lieber
Himmel, wenn das alles ist, so besteht doch kein Grund, deshalb so in
abgrundtiefe Verzweiflung zu geraten», sagte der Viscount sehr erleichtert.
«Du brauchst ihm doch nur zu sagen, wie es dazu kam. Ich glaube, er wird nicht
sonderlich erstaunt sein, da er wissen muß, daß du nicht gewohnt warst, mit
viel Geld umzugehen. Du wirst wahrscheinlich eine ausgiebige Strafpredigt
erhalten, und dann wird er deine Schulden pünktlich und korrekt bezahlen.»
    Nell ließ
sich in einen Sessel sinken und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. «Er hat
sie bereits bezahlt.»
    «Eh?» rief
Dysart überrascht.
    «Ich werde
es dir vielleicht doch lieber genau erklären», sagte Nell.
    Man hätte
nicht behaupten können, daß diese ebenso zögernde wie unvollständige Erklärung
Dysart zu dem vollkommenen Verständnis der Situation verhalf, er entnahm ihr
aber dennoch, daß die Angelegenheit weit ernster war, als er zuerst
angenommen. Er war intelligent genug, um zu erraten, daß ihm nicht die ganze
Wahrheit gesagt worden war, doch da er nicht den Wunsch hatte, zu tief in die
ehelichen Geheimnisse dieser ménage einzudringen, ersuchte er seine
Schwester nicht um weitere Erläuterungen. Sichtlich verlief ihre Ehe nicht so
glatt, wie er abgenommen hatte; und wenn dem so war, konnte er ihr Zögern
verstehen, Cardross das Vorhandensein einer weiteren bedeutenden Schuldsumme
einzubekennen.
    «Was soll
ich nur tun?» fragte Nell. «Fällt dir etwas ein, Dy?»
    «Nichts
leichter als das», erwiderte Dysart in herzerfrischendem Ton. «Das Unglück ist
nur, daß du eben noch nicht Bescheid weißt. Das einzig Richtige ist, bei
dieser Madame Dingsda eine neue Toilette zu bestellen.»
    «Eine neue
Toilette bestellen?» sagte Nell starr vor Staunen. «Gewiß», nickte er.
    «Dann
geriete ich doch noch tiefer in Schulden.»
    «Ja, das
schon, sie wird aber eine Weile Ruhe geben.»
    «Und wenn
sie verlangt, daß ich zuerst die Hofball-Toilette bezahle, ehe ich eine neue
kaufe? Dy, du mußt ja verrückt sein!»
    «Mein liebes
Mädel, das wird immer so gemacht.»
    «Aber nicht
von mir»,

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