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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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Letty lachend. «Aber was für eine unverschämte Lüge ist das!
Wenn man einen einzigen Blick auf meine Toilette wirft und dann sagt, man habe
noch nie etwas so Indezentes gesehen!»
    «Ja. Ich
behauptete nie, daß sie nicht kleidsam sei. Jedenfalls war es eine unglaubliche
Impertinenz von Miriam, dich kritisieren zu wollen. Aber auch von Lady
Chudleigh, denn wenn ich es recht überlege, ist sie gar nicht deine, sondern
nur Giles' Tante.»
    «Liebste
Nell!» sagte Letty, vor Lachen glucksend.
    Nell ließ
eine begeisterte Umarmung über sich ergehen, sagte aber nachher in ziemlich
schuldbewußtem Ton: «Ich muß dir allerdings sagen, Letty, daß ich jedem Wort,
das sie sagten, beipflichte. Es ist eine indezente Toilette. Und sage mir ja
nicht, du hättest deine Unterröcke nicht angefeuchtet. Denn ich weiß es. Nichts
anderes könnte bewirken, daß das Kleid so anliegend sitzt. Was Cardross gesagt
haben würde, wenn er es gesehen hätte ...»
    «Du
sprichst genauso wie eine Gouvernante!»
    «Das ist
auch meine Absicht», sagte Nell etwas betroffen und sah völlig verdutzt drein.
«Was bist du doch für ein abscheuliches Ding, Letty, mich dazu zu zwingen! Du
bist schuld, wenn ich mich schon wie eine Gouvernante fühle.»
    «Ich habe keine Spitzentoilette um mehr
als dreihundert Guineen gekauft», sagte Letty, faltete die Hände und blickte
fromm gen Himmel. «Ich zittere nicht davor, daß mein Gatte es entdecken
könnte.»
    Entsetzlich
beschämt blieb die arme Nell einige Augenblicke sprachlos. Dann unternahm sie
den tapferen Versuch, wieder Boden zu gewinnen. «Nein, dafür kauftest du ein
Toilettennecessaire um fünfhundert Pfund, nicht wahr? Und du steckst auch nur
deshalb nicht in Schulden, weil Cardross es zurückschickte. Das ist mir
wenigstens nicht passiert!»
    «Ich
hoffte, du würdest dich dieser Niederlage nicht erinnern», sagte Letty ehrlich.
«Oh, Nell, das bringt mich auf eine großartige Idee! Schick der Lavalle die
Toilette einfach zurück. Du kannst ja sagen, sie sei keineswegs das, was du
gewünscht hast, und sie kleide dich nicht.»
    «Wenn das
deine großartige Idee ist, so muß ich sagen, daß ich noch nie etwas so
Gewissenloses gehört habe», sagte Nell entgeistert. «Außerdem habe ich die
Spitzen an jenem Abend im Carlton House etwas zerrissen, und die Lavalle würde
augenblicklich bemerken, daß Sutton sie gestopft hat.»
    «Wie
schade! Dann gibt's nichts anderes, als bei dieser abscheulichen Kreatur
eine neue Toilette zu bestellen», sagte Letty und wiederholte unbewußt Dysarts
Worte. «Das macht meine Tante immer, wenn ihre Schneiderin sie belästigt. Und
wenn du ihr ständig alles zurückschickst und sagst, es sitzt nicht gut, oder du
ziehst einen Aufputz aus Florettseide dem aus Spitzen vor, oder etwas
dergleichen, dann geht das bis zum Quartal so weiter, und dann kannst du beide
Toiletten auf einmal bezahlen. Ach was, in weniger als zwei Monaten beginnt ein
neues Quartal, und dann hast du wieder Geld in Hülle und Fülle. Ich sehe darin
keine Schwierigkeiten.»
    Dieser
Vorschlag fand keine Gnade vor Nells Augen. Da Madame Lavalle ihrer Rechnung
jedoch einen höflichen Brief folgen ließ, um die Aufmerksamkeit von Mylady auf
diese Kleinigkeit zu lenken und ihrer Hoffnung Ausdruck zu geben, daß es Mylady
in unmittelbarer Zukunft genehm sein würde, sie zu begleichen, fand Nell den
Fall so verzweifelt, daß sie sich für einen Weg entschloß, der, so peinlich er
auch sein mochte, doch mehr Erfolg versprach als irgendein Plan, den Dysart aushecken
würde. Sie wollte Madame Lavalle aufsuchen, nicht etwa um eine neue
kostspielige Toilette zu bestellen, sondern um ihr mit soviel Würde, als ihr zu
Gebote stand, zu erklären, daß es ihr keineswegs genehm sei, die Rechnung in
unmittelbarer Zukunft zu bezahlen, sondern sie dies erst am Ende des folgenden
Monats gewissenhaft erledigen werde. Nell wußte sehr gut, daß sich dadurch in
ihrem nächsten vierteljährigen Nadelgeld ein unangenehm großes Loch ergeben
würde, doch sie glaubte mit dem Optimismus der Jugend, sie könnte sich mit ein
wenig Sparsamkeit durch die Sommermonate hindurchlavieren. Sie war unangenehm
überrascht gewesen, als sie Madames Brief erhielt, doch klug genug, um die
hinter der glatten Höflichkeit verborgene Drohung zu erfassen. Sie war aber
noch zu unerfahren, um zu wissen, daß nur ganz ungewöhnliche Umstände dazu
geführt haben konnten, denn kein erstklassiger Modesalon ließe sich's träumen,
wegen der lumpigen

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