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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lady April
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werden ließ, hatte sie ebensosehr
erschreckt wie enttäuscht, doch diese Rede war ein so gewaltiger
Fehlschuß, daß sie unwillkürlich in Lachen ausbrach. «In der Vermutung, deinen
Cousin Felix zu finden? Das ist eine höchst unschickliche Vorstellung! Es wäre
aber wahrhaftig ungemein komisch, ihn in einer derartigen Situation zu
entdecken.»
    Er lächelte
dünn, und sein Verdacht zerstreute sich ein wenig. Er hielt seinen Blick jedoch
noch immer starr auf ihr Antlitz gerichtet, und Nell fiel es schwer, diesem
Blick zu begegnen. «Was ist denn los, Nell?» fragte er nach einem Moment.
    «Wirklich
nichts! Ich... ich verstehe nicht, was du meinst. Bist du beleidigt, weil ich
so erschrocken bin? Aber weißt du, daran warst du selbst schuld.»
    Er
antwortete nicht sogleich. Als er schließlich das Wort ergriff, war es mit
seltsam tonloser Stimme. «Wie du meinst. Welcher deiner zahllosen Bewunderer
beschenkte dich übrigens mit diesem schönen Bukett? Du hast es bezaubernd
arrangiert.»
    «Keiner von
ihnen. Wenigstens schmeichle ich mir nicht, daß er zu meinen Bewunderern
zählt», erwiderte sie, dankbar für den Themawechsel. «Ich habe es – aber das ist
nur ein geringer Teil davon – von Tubbs, dem Gärtner. Ich fuhr heute zu ihm, um
die Blumen für unseren Ball zu
bestellen. Beim Abschied bat er mich, dieses phantastisch große Bukett
anzunehmen.»
    «Tatsächlich?»
Dann gehe ich wohl nicht fehl, wenn ich vermute, daß du ihm einen recht
beachtlichen Auftrag erteilt hast?»
    Sie sah ihn
ein wenig ängstlich an. «Nun ja», gab sie zu. «Aber es wird der schönste Ball
der Saison werden und ... und du sagtest doch, ich dürfe dafür ausgeben, was
ich will.»
    «Gewiß. Ich
wollte dich auch keineswegs tadeln, meine Liebe.»
    Dennoch
hatte sie das Bedürfnis, sich zu rechtfertigen, denn trotz seiner Versicherung
fehlte seiner Stimme in erschreckender Weise jegliche Wärme. «Es ist der erste
Ball, den wir hier geben ... der erste große Ball, meine ich», erinnerte sie
ihn. «Du willst doch auch nicht, daß man bloß sagt, es wäre ein entsetzliches
Gedränge gewesen ... und in keiner Weise bemerkenswert.»
    «Meine
liebe Nell, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es soll ganz gewiß eine
Sensation werden. Sollen wir unsern Gästen vielleicht rosa Champagner servieren
lassen?»
    «Willst du
dich über mich lustig machen?» fragte sie vorsichtig. «Es klingt ja
außerordentlich elegant, aber ich glaube, ich habe nie zuvor etwas davon
gehört.»
    «O nein,
ich mache mich keineswegs über dich lustig. Ich versichere dir, es wird dem
Ball ein großartiges cachet geben.»
    «Großartiger
als rosa Kattun?» fragte sie, und in dem Blick, den sie ihm zuwarf, blitzte
Übermut auf.
    Darüber
mußte er auch lachen. «Ja ... es übertrifft selbst rosa Seide! Apropos, wo ist
Letty?»
    «Sie ist zu
Besuch bei Mrs. Thorne. Sie wird bestimmt bald zurückkommen.» Sie glaubte zu
bemerken, daß sich seine Augen verdüsterten, und fügte eiligst hinzu: «Du
siehst es nicht gern, aber, Giles, es wäre wirklich nicht richtig, sie darin zu
unterstützen, Mrs. Thorne zu vernachlässigen.»
    «Sehr wahr.
Sag mir, Nell, was meinte meine Tante Chudleigh eigentlich, als sie mir
schrieb, daß Letty bei dem Maskenball, auf den du sie führtest, durch ihr
Betragen alle Welt in Aufregung versetzte?»
    «Wenn sich
deine Tante Chudleigh etwas weniger in Dinge mischte, die sie nichts angehen,
könnten wir sehr gut miteinander auskommen», rief Nell und errötete vor Zorn.
«Sie ist nie glücklich, wenn sie nicht Unruhe stiften kann. Bitte, hat sie
vielleicht auch an mir Kritik geübt?»
    «Nein, dich
spricht sie von jedem Tadel frei.»
    «Bin ihr
ungemein verbunden. Cardross, ich hoffe aus ganzem Herzen, daß du ihr einmal
tüchtig die Meinung sagst.»
    «Das sollte
ich tatsächlich einmal tun. Was hat Letty aber wirklich angestellt, daß sich
dieses böse Weib an mich gewendet hat?»
    «Durchaus
nichts. Das heißt: nichts, worüber man sich aufregen könnte. Du kennst ja ihr
Temperament, wenn sie in mutwilliger Stimmung ist. Sie läßt sich von ihrer
Lebhaftigkeit bis zu einem Grad hinreißen, der
die Grenzen fast übersteigt, die noch gutzuheißen sind. Aber sie ist noch so
jung, daß nur Menschen wie Lady Chudleigh nicht wissen, daß alles völlig
harmlos und unschuldig ist.»
    «Was man
nur wieder ihrem Mangel an guter Erziehung zuschreiben kann», sagte er
seufzend. «Ich kann dafür niemandem als mir selbst die Schuld geben. Aber

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