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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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ein neues Muster zu senden. Aber haben sie es geschickt?
Sagen Sie mir!»
    «Nein,
Ma'am», sagte Miss Trent folgsam. «Sie sandten einen höflichen Brief, der
erklärte, warum eine kleine Verzögerung eintreten muß. Soll ich vielleicht
einen Brief an das Geschäft schreiben, mit dem Auftrag, die neuen Muster an
Mrs. Tawton zu senden, damit sie beurteile ...»
    «Nein, das
will ich nicht!» unterbrach sie Mrs. Underhill. «Sie soll das
beurteilen? Sie kann Schwarz von Weiß nicht unterscheiden! Ich habe nie eine
dümmere Person erlebt! Und so langsam, daß – nun, ich habe das vorausgesehen,
als Mrs. Chartley mich bat, ihr eine Arbeit zukommen zu lassen. Ich hätte viel
lieber in die Tasche gegriffen und ihr den Betrag geschenkt. Aber Mrs. Chartley
riet mir ab, aus Angst, ihren Stolz zu verletzen. Das ist auch etwas, dem ich
nicht zustimme! Meine Liebe, geben Sie niemals einer Person, die Anspruch auf
Vornehmheit erhebt, eine Arbeit! Wenn sie schon nicht die Zeit gewaltig
hinauszieht, möchte ich wetten, daß die Arbeit falsch gemacht wird, und außerdem
wird sie beleidigt sein, wenn Sie ihr sagen, daß Sie nicht zufrieden sind.»
    «Ich werde
daran denken!» sagte Miss Trent. «Wenn Sie mir die Entscheidung anvertrauen
wollen, werde ich die Futterseide zu Mrs. Tawton bringen und werde sie mit dem
Brokat vergleichen, um besser beurteilen zu können. Das heißt, wenn das Muster
vor Ihrer Rückkehr hier eintrifft. Oder wollen Sie lieber abwarten, bis Sie
zurückkommen?»
    «Nein, das
möchte ich nicht», sagte Mrs. Underhill. «Ich möchte meine neuen Vorhänge
diesen Winter haben und nicht den nächsten! Obwohl ich Sie wirklich nicht gerne
bitte, meine Besorgungen zu erledigen. Sie könnten's mir übelnehmen.»
    «Ich bin
nicht so vornehm, Ma'am. Nun, das ist erledigt. Dann handelt es sich um das
Obst, das ...»
    «O du meine
Güte! Gut, daß Sie mich an den alten Matthew erinnern!» rief Mrs. Underhill
aus. «Nun, es ist kein Wunder, daß ich dies wegen all der Mühen und Sorgen mit
Charlotte und dem Kofferpacken fast vergessen hätte. Er liegt mit Rheumatismus
zu Bett, und man sollte die Einreibung und ein Stück Baumwolltuch zu ihm
bringen. Ich muß noch dafür Zeit finden, denn er ist ein Pensionist, und Mr.
Underhill hielt sehr darauf, keinen von ihnen zu vernachlässigen.»
    «Ich freue
mich auf einen Fußmarsch und werde morgen vormittag hingehen, sobald ich Sie
und Charlotte sicher im Wagen sitzen sehe.»
    Da Mrs.
Underhill nur selten eine Nacht außer Haus verbrachte und sehr zerstreut war,
gestaltete sich die Arbeit schwieriger als erwartet. Oft mußte eiligst wieder
zugepackt werden, um verschiedene unentbehrliche Toilettengegenstände in den
zahlreichen Koffern und Mantelsäcken zu finden, die Mrs. Underhills
Stubenmädchen eingepackt zu haben behauptete, oder die – wie Mrs. Underhill
befürchtete – übersehen worden waren. Schließlich war es so weit, aber nach
einer kurzen Strecke mußten sie umkehren, weil Charlotte ihr Reise-Schachspiel
vergessen hatte. Dann fuhren die Reisenden endgültig ab und ließen einen
erschöpften Haushalt hinter sich.
    «Puh!»
machte Courtenay und steckte das Taschentuch, mit dem er gewinkt hatte, wieder
ein. «Man könnte glauben, sie reisen zu den Antipoden!»
Er wandte sich an seine Cousine und sagte mit der Miene eines jungen Mannes,
der sich streng an den Auftrag der verreisten Mutter hält: «Ich reite jetzt
nach Crawshays, und wenn du willst, kannst du mitkommen. Aber lasse mich nicht
die Beine in den Bauch stehen, bis du mit deiner Toilette fertig bist!»
    Da Tiffany
nichts anderes vorhatte und befürchtete, Miss Trent werde sie zu dem alten
Matthew mitschleppen, nahm sie die Einladung an und lief ins Haus, ihr
Reitkleid anzuziehen.
    Von der
Verantwortung wenigstens eines Vormittags befreit, machte sich Miss Trent, den
Korb über dem Arm, auf den Weg. Nach der anstrengenden Pflege Charlottes freute
sie sich auf den Fußmarsch und war nur zu glücklich, mit ihren Gedanken allein
sein zu können.
    Auf dem
Rückweg nach Staples überholte sie Lindeth im Gig des verstorbenen Mr. Calver.
Fröhlich hielt er neben ihr an.
    «Guten
Morgen, Miss Trent! Jetzt haben Sie einen herrlichen Anblick versäumt! Setzen
Sie sich doch neben mich und gestatten Sie, daß ich Sie nach Hause fahre.»
    Sie
lächelte ihn an. «Danke, aber wissen Sie, ich gehe so gerne. Welchen Anblick
habe ich versäumt?»
    Er lachte.
«Ich sage es Ihnen nur, wenn Sie mir erlauben, Sie nach Hause zu

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