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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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Heirat zu verhindern,
sondern aus Angst, daß ein Heiratsantrag nicht gemacht werden würde. Sie mochte
sich wie Mrs. Mickleby über den Aufenthalt von Sir Waldos Bastarden in der
Nachbarschaft entrüsten, aber sie betrachtete dies nicht als Hindernis für eine
Heirat mit einer jungen Frau, die von den leichten Damen, mit denen er seine
Abenteuer gehabt hatte, sehr verschieden war! Eine solche Geisteshaltung, wie
alles, was damit zusammenhing, wäre Ancilla unglaublich erschienen, wenn sie
direkt aus ihrem Elternhaus – wo lasterhaftes Benehmen mit Abscheu betrachtet
wurde – nach Staples gekommen wäre. Aber Ancilla hatte in den wenigen
Monaten, die sie in London verbrachte, gelernt, daß liederliches Betragen von
vielen mit Belustigung und keineswegs mit Abscheu angesehen wurde.
Hochgeachtete Leute sprachen offen von den letzten Seitensprüngen, und man
wußte, noch überraschender, daß hochmütige Damen der höchsten Gesellschaft die
Kinder fremder Männer ihren Ehegatten unterschoben. Wenn man in dieser vornehmen
Welt nur genug verschwiegen war, konnte man so viele Liebhaber haben, wie man
nur wollte, und wurde noch immer für hochachtbar gehalten! Das einzige
unverzeihliche Verbrechen war, einen Skandal zu verursachen. Den wenigsten
Herren nahm man eine Schurkerei übel. Selbst Lady Trent, nicht weniger
tugendsam als Mrs. Chartley, verhielt sich kritisch, aber ohne Abscheu zu dem
Umstand, daß eine bekannte Lebedame die Mätresse eines Herrn war, den sie noch
am selben Abend als geehrten Gast in ihrem Hause empfangen würde.
    Aber Miss
Trent war nicht in dieser anpassungsfähigen Moral aufgewachsen. Sie verachtete
den Wüstling nicht weniger als die Prostituierte und wäre sich mehr als die
Mätresse eines solchen Mannes vorgekommen, denn als seine Ehegattin.

16
    Als Tiffany nach Staples zurückkehrte,
hatte sich Miss Trent so weit in der Gewalt, um ihr mit scheinbarer Ruhe zu
begegnen. Zwar blickte sie noch starr vor sich hin, aber Tiffany war so sehr
mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt, daß sie nichts bemerkte. Sie war
in bester Laune, denn auf dem Heimritt mit Courtenay waren sie Lady Colebatch
und Lizzie begegnet, die in ihrem schäbigen kleinen Landauer nach dem Dorf
fuhren.
    «Lady
Colebatch fragte, ob wir Lust hätten, heute abend nach Colby Place zum Dinner
zu kommen, nur Courtenay und ich. Es wird keine Party sein, nur die
Mickleby-Mädchen und Arthur und Jack Banningham. Ich darf doch hingehen,
Ancilla, nicht wahr? Oh, sie sagte auch, sie würde sich freuen, Sie zu sehen,
wenn Sie Lust hätten, mitzukommen. Aber das werden Sie wohl nicht, denn wir
wollen nur ein paar Spiele machen, und da keine Fremden da sein werden, gibt es
doch keinen Einwand, ohne Sie hinzugehen, nicht wahr?»
    «Nein,
keinen, wenn Courtenay dabei ist.»
    «Liebste
Ancilla!» sagte Tiffany und umarmte ihre Gesellschafterin. «Werden Sie uns
begleiten? Sie müssen nicht, wie Sie wissen!»
    «Dann werde
ich nicht», sagte Ancilla mit schwachem Lächeln.
    Courtenay,
der hinter Tiffany ins Zimmer trat, protestierte. Miss Trent täuschte aber
Kopfschmerzen vor, worauf Tiffany sofort sagte: «Ich fand Sie gleich nicht gut
aussehend, arme Ancilla! Ihnen wird ein ruhiger Abend guttun! Sie sollten zu
Bett gehen, und ich bringe Ihnen Zitronenschalen für Ihre Schläfen.»
    Miss Trent
lehnte ab, aber Tiffany war ganz Hilfsbereitschaft: sie wollte die
Räucherpillen suchen, die ihre Tante immer entzündete, wenn sie Kopfschmerzen
hatte – oder ein Getränk aus Hirschhornsalz und Wasser bereiten.
    «Danke,
Tiffany, nichts dergleichen», sagte Miss Trent mit Bestimmtheit. «Und ich
möchte auch keine Kompressen für meine Füße. Du weißt, ich nehme nie Medikamente.»
    Tiffany
erschrak ein wenig, aber nach einigem Nachdenken hob sie die Brauen, rief
triumphierend: «Kampfergeist mit Lavendel!» und lief hinaus, um die Nurse zu
rufen.
    Miss Trent
blickte fragend auf Courtenay. «Warum ist sie so darauf bedacht, mich ans Bett
zu binden? Wenn Sie den Grund wissen, bitte, verschweigen Sie ihn mir nicht!»
    Er grinste.
«Wirklich – ich weiß nicht – es sei denn, daß Lady Colebatch die Absicht hat,
Lindeth einzuladen, und ich könnte mir vorstellen, daß Tiffany mit dem Finger winken
will. Dazu kann sie natürlich keine Anstandsdame brauchen.»
    «Was will
sie tun?» fragte Miss Trent.
    Sein
Grinsen wurde noch breiter. «Mit dem Finger winken – das wird sie tun, sagte
sie mir, wenn sie Lindeth zurückhaben will. Aber ich

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