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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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des
vergangenen Abends und der Schock, als sie entdecken mußte, daß Lindeth sich
mit Patience verlobt hatte, verschwanden bald aus ihrem Sinn und würden
vergessen sein, sobald sie Yorkshire hinter sich gelassen hatte. Neue und
prächtigere Eroberungen lagen vor ihr! Aus Lindeth machte sie sich schließlich
nicht das geringste, und was die anderen betraf – das waren doch allesamt
Tölpel, die ihr hoffentlich nie wieder unter die Augen kommen würden.
    Laurence
kannte Leeds nicht. Als sie ankamen, bat er sie, ihn zu einer Poststation zu
weisen, wo sie den Wagen einstellen und die Pferde versorgt werden könnten.
    «Dann
begleite ich Sie zur Schneiderin. Sie können nicht allein in der Stadt
herumstreichen», sagte er, während er die belebten Straßen mit Mißfallen überblickte.
    Nun
erinnerte sich Tiffany an etwas, das sie, ihren Träumen nachhängend, übersehen
hatte. Da sie immer nur in Begleitung älterer Personen, die alles arrangierten,
gereist war, wußte sie nicht, wo und unter welchen Bedingungen Postkutschen
gemietet werden konnten. Sollte aber eine Chaise, das einzige Vehikel, in dem
sie je gereist war, nicht erhältlich sein, wo konnte man einen Platz in der
Postkutsche mieten? Und wann verließen diese einfachen Vehikel Leeds in
Richtung London? Sie blickte Laurence verstohlen von der Seite an und beschloß,
sich, wenn nötig, seiner Hilfe zu versichern. Wahrscheinlich würde es einiger
Überredungskunst bedürfen, aber der Erfolg trat gewiß ein, war er doch einer
ihrer glühendsten Verehrer. Courtenay hatte sie verspottet, daß sie sich von
einem Mitgiftjäger einfangen ließe! Wenn also Courtenay recht hatte, daß der
feine Mr. Calver auf der Suche nach einer reichen Ehegattin war, konnte es doch
nicht schwerfallen, ihn dazu zu bringen, ihr eine Gefälligkeit zu erweisen? Sie
dirigierte ihn also zum King's Arms und fügte hinzu, sie wolle ein Glas
Limonade trinken und es gebe in diesem Gasthof Privatzimmer, die man mieten
könne.
    Laurence
war absolut bereit, sie mit Limonade zu bewirten, aber er fand es unnötig und
auch nicht ratsam, einen Privatraum zu mieten. Da sie das aber für
selbstverständlich hielt, unterdrückte er sein Bedenken.
    Als er im
Stallhof ihre Hutschachtel vom Wagen hob, schien ihm diese außergewöhnlich
schwer; das hatte er beim Übernehmen nicht bemerkt, weil er viel zu erstaunt
über Tiffanys Festtagskleidung gewesen war. Jetzt war sein Blick voll
Mißtrauen, und er sagte: «Dieses Kleid ist aber sehr schwer, nicht wahr?»
    «Oh, es
sind auch noch andere Dinge in der Schachtel», bekannte sie. «Das scheint mir
auch so. Es kommt mir vor, als sei etwas Brenzliges im Gang, und wenn dem so
ist ...»
    «Ich werde
Ihnen alles erklären», erwiderte sie hastig, «aber ganz im Vertrauen, bitte,
bitte!»
    Er
betrachtete sie mit Unbehagen, aber ehe er noch etwas sagen konnte, entschwebte
sie in Richtung Gasthaus. Und erst als sie in demselben Privatzimmer, das
Lindeth damals für seine unvergeßliche Lunchparty gemietet hatte, angelangt
waren, vermochte Laurence eine Erklärung zu erlangen.
    Tiffany
beglückte ihn mit ihrem betörendsten Lächeln und sagte schlicht: «Ich habe Sie
beschwindelt. Es ist kein Ballkleid, es ist – oh – eine ganze Menge – ich reise
nach London.»
    «Sie reisen
nach London?» fragte Laurence verwirrt.
    Mit einem
schmelzenden Augenaufschlag wandte sie ihm ihr siegessicheres Gesicht zu.
«Werden Sie mich begleiten?»
    Mr. Calvers
schön frisierte Locken waren zu schwer von Pomade, als daß sie hätten zu Berge
stehen können, aber seine Augäpfel schienen aus den Höhlen zu treten. Er sagte
ganz eindeutig: «Guter Gott! Nein! Natürlich tue ich das nicht.»
    «Dann muß
ich eben allein reisen», sagte sie traurig.
    «Sind Sie
von Sinnen?»
    «Sie wissen
doch, daß das nicht der Fall ist», seufzte sie. «Ich – ich suche Schutz bei meinem
Onkel James.»
    «Wozu
brauchen Sie den?» fragte er ungerührt.
    «Ich bin
sehr unglücklich! Meine Tante hat mich nicht so behandelt, wie sie hätte
sollen, noch hat Ancilla das getan!»
    Niemand
mutete Mr. Calver eine hochgradige Intelligenz zu, aber diesen dramatischen
Ausbruch zu durchschauen war nicht schwer. Er sagte düster und mit einem
bedauerlichen Mangel an Takt: «Lindeth hat um des Rektors Tochter angehalten,
nicht wahr? Ja, das habe ich erwartet. Trotzdem hat es keinen Sinn, nach London
zu reisen, er wird sich nicht darum scheren!»
    «Auch ich
schere mich nicht um ihn», sagte Tiffany mit

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