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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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reichen nicht an Sie heran», sagte Laurence verzweifelt. «Auch ich nicht! Sie
werden in den Hochadel heiraten, Sie werden sehen! Aber nicht», fügte er hinzu,
«wenn Sie Dummheiten machen!»
    «Das ist
mir egal! Ich will nach London fahren, und ich werde nach London fahren! Wenn
Sie mich schon nicht begleiten, werden Sie mir doch das nötige Geld leihen?»
    «Nein! Beim
Himmel, nein! Übrigens habe ich keines, und wenn ich es hätte, würde ich es
Ihnen nicht leihen!» Ein heftiger Unmut stieg in ihm auf. «Was, stellen Sie
sich vor, würde mein Cousin Waldo sagen, wenn ich etwas so Idiotisches täte?
Sie mit einer vierspännigen Postkutsche nach London fahren zu lassen, ohne
eine Zofe, die auf Sie achtgeben könnte!»
    «Sir Waldo?»
Ihre Tränen vergaßen zu fließen. «Glauben Sie, er wäre böse?»
    «Böse? Er
würde mich in Stücke reißen – und ich könnte es ihm nicht verübeln. Da wäre ich
schön in der Patsche! Nein, danke!»
    «Also gut!»
sagte Tiffany theatralisch. «Entfernen Sie sich!»
    «Ich
wollte», sagte Laurence, sie ohne jede Spur von Bewunderung ansehend, «Sie
würden nicht in dieser gespreizten Art sprechen. Jeder muß glauben, in Ihrem
Kopf wäre etwas nicht in Ordnung. Entfernen Sie sich! Da würde ich gut
aussehen!»
    Sie zuckte
die Achseln. «Was geht das mich an? Wenn Sie ungefällig sein wollen ...»
    «Es mag Sie
nichts angehen, aber mich geht es an», unterbrach Laurence. «Mir scheint, daß
nichts Sie etwas angeht, als Sie selbst!»
    «Und mir
scheint, daß nichts Sie etwas angeht als Sie selbst! Gehen Sie! Gehen Sie!»
    Ihre Stimme
steigerte sich bei jeder Wiederholung dieses Befehls, und Laurence, der in
tödliche Angst geriet, in eine Skandalszene verwickelt zu werden, schluckte
seinen Ärger und nahm einen versöhnlichen Ton an.
    «Hören Sie
zu», bat er, «Sie sind doch ein gescheites Mädchen und werden einsehen, daß ich
nicht weggehen und Sie hier allein lassen kann. Was, zum Teufel, wollen Sie
tun? Sagen Sie mir das! Aber sagen Sie nicht, daß Sie nach London reisen
wollen; denn erstens haben Sie nicht genug Geld, die Wagenmiete zu bezahlen,
und zweitens – ich wette um jeden Betrag – wird sich kein Postmeister finden,
der so dumm wäre, Ihnen gefällig zu sein. Und wenn Sie ihm einen höheren Betrag
bieten, glaubt er nur, daß Sie von der Schule ausgerissen sind oder etwas
Ähnliches, und er käme in eine schöne Klemme, wenn er Ihnen hilft und Vorschub
leistet. Er würde den Konstabler rufen, und dem können Sie dann Ihre Geschichte
erzählen!»
    Da er sah,
daß ihre Augen ihn verzweifelt anblickten, verstärkte er seine düsteren
Voraussagen: «Ehe Sie wüßten, wie Ihnen geschieht, kämen Sie vor den
Schnellrichter, und wenn Sie die Aussage verweigern, ins Kittchen. Also das
wäre eine schöne Geschichte!»
    «O nein!»
sagte sie erschaudernd, «das würde er nicht tun, das könnte er nicht tun!»
    «O ja, das
würde er tun! Also, wenn Sie nicht alle Leute wissen lassen wollen, daß Sie
davongelaufen sind und aus dem Gefängnis ausgelöst werden mußten, ist es das
beste, Sie kommen jetzt mit mir nach Hause. Keine Angst, daß ich einer
Menschenseele etwas erzählen werde, bestimmt nicht!»
    Sie starrte
ihn minutenlang an, ohne zu sprechen. Miss Trent hätte ihren Gesichtsausdruck
sofort durchschaut; Laurence, der sie weniger gut kannte, wartete hoffnungsvoll
auf ihre Kapitulation.
    «Aber wenn
ich die Postkutsche nehme oder mit der Briefpost fahre», sagte sie
gedankenvoll, «würde mich niemand aufhalten. Das weiß ich genau, denn viele
Schülerinnen Miss Climpings fuhren mit der Post. Ich danke Ihnen sehr, daß Sie
mich auf das alles aufmerksam gemacht haben. Ja, die Postkutschen fahren die
ganze Nacht, da muß ich kein Quartier nehmen. Sagen Sie bitte, was wird eine
Fahrkarte kosten?»
    «Das weiß
ich nicht, und das hat auch keine Bedeutung, weil ich Sie nicht nach London
fahren lasse, weder mit der Chaise noch mit der Postkutsche.»
    Sie erhob
sich und begann ihre Handschuhe anzuziehen.
    «Schon gut;
Sie können mich nicht abhalten. Und wenn Sie es versuchen, weiß ich, was ich zu
tun habe. Es wird Ihnen auch nichts nützen, sich gegen die Tür zu lehnen, wie
Sie es jetzt tun, denn wenn Sie nicht sofort öffnen, schreie ich um Hilfe, und
wenn Leute kommen, werde ich sagen, daß Sie mich belästigen!»
    «Was, in
einer offenen Karosse, und Sie hüpfen fröhlich in den Gasthof? Das wird Ihnen
nicht gelingen, Sie dumme kleine Gans!»
    «Ja, ich
werde

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