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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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sagen, Sie haben mich getäuscht, ich kannte Ihre Absicht nicht, bis Sie
mir Gewalt antaten», sagte sie mit engelhaftem Lächeln.
    Laurence
gab die Tür frei. Es war nicht unwahrscheinlich, daß sie ihre Drohung ausführen
würde. Natürlich stünde es ihm frei, 'die wahren Umstände jedem, der zu Hilfe
käme, zu erklären. Aber er schrak nicht nur davor zurück, in eine so vulgäre
und beschämende Szene verwickelt zu werden, er bezweifelte auch, daß seine
Erklärung toleriert werden würde. Er selbst hätte eine solche Geschichte nicht
geglaubt, denn eine unwahrscheinlichere war kaum vorstellbar. Er sagte also
sanft: «Kein Grund, ein Geschrei zu machen! Ich werde Sie nicht abhalten. Aber
es wird Sie ein schönes Stück Geld kosten, einen Platz in der Mietkutsche zu
kaufen, und ich kann Ihnen nicht helfen, ich habe nicht mehr als zwei Guineas
in der Tasche.»
    «Dann werde
ich eben mit der Postkutsche fahren oder sogar auf einem gewöhnlichen
Fuhrwerk», sagte Tiffany störrisch.
    «Dort
werden Sie nicht aufgenommen. Natürlich können Sie mit der Postkutsche fahren,
aber die ist verteufelt langsam, wie Sie wissen, muß jeden Wagen vorfahren
lassen. Das wird Ihrem Cousin nur recht sein, eine Postkutsche mit seinem
Phaeton einzuholen!»
    «Nein, wie
sollte er erraten, wohin ich gefahren bin? Es sei denn, Sie sagen es ihm – Sie
werden doch nicht so gemein sein?!»
    «Nun, zum
Teufel! Ich müßte es ihm wohl sagen ...»
    «Warum? Es
kümmert Sie doch nicht, was aus mir wird?»
    «Nein, es
kümmert mich nur, was aus mir wird!»
    In Tiffany
stieg die leise Ahnung auf, daß sie ihren Meister gefunden hatte. Sie
betrachtete ihn mit einer Mischung aus Widerwillen und unfreiwilliger
Sympathie. Sie war verärgert, daß er nur an sich dachte, doch sie begriff
seinen Standpunkt. Nach einigem überlegen sagte sie langsam: «Man würde Sie
verurteilen – ich verstehe das. Aber Sie würden mir helfen, wenn niemand es
wüßte, nicht wahr?»
    «Ja – aber
man wird es erfahren.»
    «Nein,
niemand! Ich habe einen grandiosen Plan: Sie müssen sagen, daß ich Sie
getäuscht habe.»
    «Das werde
ich. Das haben Sie ja auch getan!»
    «Ja, es
wird also fast wahr sein. Sie müssen nur sagen, daß ich zur Schneiderin
ging, und Sie warteten und warteten, aber ich kam nicht zurück, und obwohl Sie
überall nach mir suchten, konnten Sie mich nicht finden, und Sie hatten nicht
die geringste Ahnung ...»
    «Ja, und so
bin ich nach Broom Hall zurückgefahren und habe nur einen Sprung nach Staples
gemacht, um Miss Trent zu erzählen, daß ich Sie in Leeds verloren habe.»
    «Ja!»
stimmte sie glücklich zu. «Bis dahin bin ich außer Reichweite. Ich bin fest
entschlossen, mit der Postkutsche zu fahren, und ich weiß auch schon genau, wie
ich die Fahrt bezahlen werde: ich verkaufe meine Perlen – oder halten Sie es
für besser, sie nur zu verpfänden? Da weiß ich genau Bescheid. Als ich noch in
der Schule war, in Bath, hat Mostyn Garrowby – mein erster Verehrer, obwohl er
viel zu jung war – seine Uhr verpfändet, um mich zu einer Abendfestlichkeit im
Sydney-Park auszuführen.»
    «Sie werden
mir doch nicht einreden, daß Sie zu abendlichen Unterhaltungen gehen durften?»
fragte Laurence ungläubig.
    «O nein!
Ich mußte warten, bis alle in den Betten lagen. Natürlich wußte Miss Climpings
nichts davon.»
    Dieses
offenherzige Bekenntnis verkündete Unheil. Laurence erkannte, daß
Miss Wield aus einem härteren Holz geschnitzt war, als er geglaubt hatte, und
jeder Versuch, sie von der beabsichtigten Reise nach London abzuhalten, schien
zwecklos. Moralische Bedenken galten nicht bei einem Mädchen, das kühn genug
war, sich zur Nachtzeit von der Schule wegzustehlen, um mit einem Jungen, der
noch nicht hinter den Ohren trocken war und keinen Penny in der Tasche hatte,
einer öffentlichen Unterhaltung beizuwohnen.
    «Was raten
Sie mir?» fragte Tiffany und löste die Perlenkette von ihrem Hals.
    Unsicher
zupfte er an seiner Unterlippe, aber als sie achselzuckend zur Türe ging, sagte
er: «Geben Sie mir die Perlen; wenn Sie nach London fahren müssen, werde
ich sie für Sie verpfänden.»
    Sie blickte
ihn mißtrauisch an. «Ich glaube, ich mache das selbst – danke sehr!»
    «Nein, das
werden Sie nicht!» sagte er wütend. «Sie glauben doch nicht, daß ich mit Ihren
Perlen durchgehen werde?!»
    «Nein, aber
es würde mich nicht überraschen, wenn Sie nach Staples galoppierten. Obwohl ich
gestehen muß, daß ich Ihnen vertraue – oh, ich

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