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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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wenn ich mich vordrängte. Ich sehe bereits, wie Mrs. Banningham sich
den Kopf darüber zerbricht, was Sie bewogen haben kann, hier zu stehen und mit
mir zu sprechen. So etwas regt die Leute auf. Sie stehen über der Meinung der
Leute – glauben Sie mir, ich nicht!»
    «Oh, ich
bin bei weitem nicht so hochmütig, wie Sie glauben!» versicherte er ihr.
«Menschen aufzuregen wäre das letzte, was ich beabsichtige. Aber ich kann es
einfach nicht glauben, daß die hochnäsige Matrone es unverständlich fände,
wenn ich mich in ein Gespräch mit der Nichte eines meiner Bekannten einlasse.
Ich kann mir eher vorstellen, daß sie es schrecklich unhöflich fände, wenn ich
es nicht täte.»
    «Sie sind
mit meinem Onkel bekannt?» fragte sie.
    «Natürlich!
Wir sind Mitglieder desselben Klubs. Ich will damit nicht
prahlen. Er ist ein älterer und viel angesehener Mann, als ich es bin, aber ich
kann jedenfalls behaupten, daß ich ihn kenne!»
    Sie lachte
und blickte ihn prüfend an. «Sind Sie auch mit seinem Sohn bekannt, Sir? Mein
Cousin, Mr. Bernard Trent.»
    «Nicht, daß
ich wüßte. Sollte ich ihn kennen?»
    «O nein, er
ist noch sehr jung. Aber er hat eine Anzahl von Freunden unter den Korinthiern.
Ich dachte, Sie wären ihm einmal begegnet.»
    Er
schüttelte den Kopf. Da Sir Ralph Colebatch sich in diesem Augenblick näherte,
entschuldigte sie sich und begab sich auf die Suche nach Charlotte. Sie fand
sie bald im Tanz mit Arthur Mickleby, und dachte mit ein wenig Reue und einigem
Vergnügen, daß während ihres Gesprächs mit dem Unvergleichlichen ihre
unternehmende Schülerin Arthur dazu gebracht hatte, mit ihr zu tanzen. Manche
Mütter – mußte sie denken – hätten sie ziemlich strenge zurechtgewiesen, daß
sie die Obhut über ein Schulmädchen, das ja nur auf eine Stunde in den Salon
gehen durfte, um den Tänzern zuzusehen, ehe sie zu Bett mußte, so
vernachlässigte. Aber sie entdeckte, daß Mrs. Underhill dem Treiben ihrer
Tochter wohlgefällig zusah, ja sie erfuhr, daß sie selbst Charlotte die Erlaubnis
gegeben hatte zu tanzen.
    «Nun, ich
gestehe, ich hätte nein sagen müssen», gab sie zu, «aber ich sehe es gerne,
wenn junge Menschen sich unterhalten, was sie sichtlich tut, das liebe Kind!
Ich bin sicher, es ist nichts Schlimmes daran, wenn sie ihren Platz in ein oder
zwei ländlichen Tänzen einnimmt, denn es handelt sich ja nicht um einen Walzer
– darauf können Sie sich verlassen! Es ist ja auch kein formeller Ball – das
wäre natürlich etwas anderes!» Sie wandte ihren Blick von Charlotte ab und
sagte freundlich: «Und wenn ein Herr Sie, meine Liebe, auffordern sollte,
werden Sie hoffentlich annehmen. Niemanden wird es wundern, seit wir gesehen
haben, wie Sir Waldo direkt auf Sie zuging und lange mit Ihnen sprach, als ob
Sie alte Bekannte wären!»
    «Er sprach
von meinem Onkel, Ma'am.» Miss Trent benützte, wenn auch ein wenig errötend,
die Ausrede, die ihr der Unvergleichliche in den Mund gelegt hatte. «Sie müssen
wissen, sie sind miteinander bekannt.»
    «Nun, das
ist es, was ich gerade zu Mrs. Banningham gesagt habe», nickte Mrs. Underhill.
«Oh, sagte ich, Sie können sich darauf verlassen, Sir Waldo ist ein Bekannter
vom General, und sie haben viel über ihn zu sprechen und über ihre Freunde in
London. Mir scheint nichts natürlicher, sagte ich zu ihr, denn Miss Trent hat
sehr gute Verbindungen, sagte ich. Sie wurde ganz gelb im Gesicht, sage ich
Ihnen. Nun, ich bin bestimmt keine, die beleidigt ist, wo keine Beleidigung
beabsichtigt war, aber ich habe ein Hühnchen mit Mrs. Banningham zu rupfen,
seit sie sich auf der Party des Lord-Lieutenants so schnippisch gegen mich
benommen hat.» Eine Wolke senkte sich auf ihre Stirn, als sie sagte: «Es gibt
eben immer etwas, das einem das Vergnügen verdirbt, und ich muß Ihnen
anvertrauen, Miss Trent, daß die Art, wie Seine Lordschaft Tiffany ansieht,
mich sehr beunruhigt. Merken Sie sich, was ich sage: sie hat ihn im Netz! Jeder
kann sehen, wie entzückt er von ihr ist.»
    Das war
nicht zu leugnen. Miss Trent dachte, es wäre besser, wenn er Tiffany nicht mit
so viel Bewunderung angesehen hätte, denn Tiffany, jeder Schmeichelei
zugänglich, strahlte: ein zartrosa Hauch lag auf ihren Wangen, ihre Augen
leuchteten wie Saphire, und ein reizendes, ermunterndes Lachen spielte auf
ihren Lippen. Ein halbes Dutzend junger Herren hatte um die Ehre des ersten
Tanzes gebeten. Sie verteilte Versprechungen unter sie, reichte aber ihre Hand
Lord

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