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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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fächelte sich Kühlung zu, und manche Hemdkragenspitze verlor
die Fasson. Miss Trents Gesicht hellte sich auf. Sie ging auf eine kleine
Gruppe zu, der Miss Chartley, die reizende Miss Colebatch und die jüngere der
Töchter des Gutsherrn mit ihren Gesellschaftern angehörten, und sagte mit
ihrem liebenswürdigen Lächeln: «Schrecklich heiß, nicht wahr? Ich wage nicht
das Fenster zu öffnen. Ihr wißt, welchen Protest das gäbe. Hättet ihr Lust, auf
kurze Zeit hinauszugehen? Es ist eine herrliche Mondnacht, kein Lüftchen regt
sich; ich habe mir erlaubt, den Dienern zu sagen, se sollen Limonade auf die
Terrasse bringen. Aber vergeßt nicht, eure Umhänge mitzunehmen!»
    Der
Vorschlag wurde von den Herren freudig begrüßt, aber auch von des Gutsherrn
fröhlicher Tochter, die in die Hände klatschte und ausrief: «Ein herrlicher
Spaß! Gehen wir doch!» Miss Chartley dachte daran, was ihre Mama wohl sagen
würde, und war unentschlossen; doch dann überlegte sie: Wenn Miss Trent dies
anregt, wird es wohl nichts Außergewöhnliches sein.
    In wenigen
Minuten hatte Miss Trent geschickt vier oder fünf Paare gesammelt, ein
dringendes Wort in des erstaunten Totton Ohr geflüstert und einige der Mütter
mit verbindlichem Lächeln informiert, daß sie den Überredungskünsten ihrer
Kinder nachgegeben habe. Sie würden nun (natürlich unter ihrer Aufsicht) ein
Weilchen auf der Terrasse zubringen, ehe sie wieder das Tanzbein schwingen
dürften. Sie werde sehr vorsichtig sein, daß keine der jungen Damen sich
erkälte, jetzt müsse sie sofort hinaus und sehen, ob alle ihre Tücher um die
Schultern gelegt hatten.
    Sir Waldo
war ein dankbarer Zuhörer dieser gelungenen Vorstellung. Als sie ihre Schäfchen
auf die Terrasse gelenkt hatte und ihnen folgen wollte, stand er wieder vor
ihr, mit einem Lächeln, das sie irritierte. «Gut gemacht!» rief er und hielt
den Vorhang von der Fenstertür zur Seite, um den Weg auf die Terrasse
freizumachen.
    «Danke!
Hoffentlich hilft's, aber ich fürchte, man wird das von einer respektablen
Gouvernante recht sonderbar finden», sagte sie, als sie in das Mondlicht
hinaustraten.
    «Durchaus
nicht! Sie haben das bewunderungswürdig gemacht!» Er hob sein Monokel und
musterte die Szene. «Es ist natürlich klar, daß, sollten die Ausreißer sich zu
weit ins Gelände gewagt haben, wir sie suchen müßten und – doch nein, sie waren
nicht so unverschämt – welches Glück – nun sind wir beide erleichtert!»
    «Tatsächlich»,
sagte sie mit großer Herzlichkeit. «Es hat mich gerührt, Sie in solcher Angst
zu sehen!»
    Er lachte.
Doch ehe er antworten konnte, war sie auf Tiffany zugegangen, um
einen Schal über ihre Schultern zu legen.
    Courtenay,
der auf eine günstige Gelegenheit gewartet hatte, nahm die Gelegenheit wahr,
den Unvergleichlichen zum erstenmal an diesem Abend allein zu sehen, und fragte
respektvoll, ob er ihm ein Glas Champagner bringen dürfe. Für den Fall, daß der
erlesene Gast seine Annäherung grob ablehnen sollte, fügte er hinzu: «Ich bin
Underhill, Sir.»
    Sir Waldo
lehnte zwar den Champagner ab, war aber in sehr freundlicher Laune. Das
strafte Jack Banningham Lügen, der vorausgesagt hatte, daß jeder Versuch
Courtenays, den Unvergleichlichen in eine Konversation zu verwickeln, scheitern
werde.
    «Wir trafen
uns im Gutshaus, nicht wahr? Mir scheint, ich sah Sie auch neulich auf der
Straße nach Harrogate, Sie lenkten einen gepflegten Braunen.»
    Nun
bedurfte es keiner weiteren Ermutigung mehr. In wenigen Minuten unterwarf ihn
Courtenay einem spannenden Verhör über seine wirklichen und angedichteten
Heldentaten. Sir Waldo ertrug es ruhig, unterbrach ihn aber schließlich, um zu
sagen: «Müssen Sie mir alle meine Jugendsünden an den Kopf werfen? Ich glaubte,
sie lägen hinter mir.»
    Courtenay
erschrak. Aber Miss Trent, die sich in Hörweite aufgehalten hatte, wußte, daß
der erste günstige Eindruck, den sie vom Unvergleichlichen erhalten hatte,
kein gänzlicher Irrtum war.

6
    Wohl war Mrs. Mickleby die erste, die
den Unvergleichlichen und seinen Cousin einlud, aber jeder wußte, daß der
Auftakt zu einer Reihe von Lustbarkeiten dieses unvergeßlichen Sommers Mrs.
Underhills ungezwungener Ball sein würde. Gastgeberinnen, die bis dahin nur in
harmlosester Art miteinander gewetteifert hatten, wurden plötzlich vom Geist
wildester Konkurrenz ergriffen. Die Einladungen, die sich jetzt über den Bezirk
ergossen, versprachen Hochgenüsse wie Schildkrötengerichte und

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