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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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werden, war gekränkt. Wenn sie auch nicht lange unter
dem Dach ihres Onkels Burford am Portland Place geweilt hatte, ihre Zeit hatte
sie dort nicht verschwendet; sie wußte genau, daß Lord Lindeth, abgesehen von
seinem Rang, verglichen mit seinem herrlichen Cousin, ein Niemand war. Ihn auch
nur vorübergehend zu fesseln, wäre eine Auszeichnung für jede Dame, seine
Leidenschaft für längere Zeit zu erregen aber ein nachhaltiger Triumph. Zwar
sprach man von seinen vielen Flirts, es schien sich aber dabei immer um
verheiratete Frauen zu handeln, und auch wo er entschiedenes Interesse zeigte,
führte es doch nie zu einem Skandal, noch konnte man annehmen, daß er sich
ernstlich engagierte.
    Tiffany
machte einen gesitteten Knicks, hob ihre Augen und zeichnete ihn mit einem
tiefen, unschuldsvollen Blick aus. Bisher hatte sie ihn nur von weitem gesehen;
jetzt aber erkannte sie, daß er nicht nur sehr gut aussah, sondern viel
eleganter war, als sie vermutet hatte. Aber daß er, statt ihr Bewunderung zu
zollen, sie nur belustigt ansah, mißfiel ihr.
    Mit einem
Lächeln für Lord Lindeth sagte sie: «Ich führe Sie zu meiner Tante, ja? Dann
wird sie mich vielleicht nicht schelten.»
    Mrs.
Underhill zeigte keine Absicht zu schelten, obwohl sie darüber schockiert war,
daß zwei so erlesene Gäste ihren Salon betreten hatten, ohne angekündigt worden
zu sein. Als sie später von ihrem beleidigten Butler hörte, daß Miss Tiffany
ihn wie einen Strohhalm abgeschüttelt hatte, war sie entsetzt und rief: «Was
müssen sich die beiden gedacht haben?!»
    Totton
schauderte. Aber als Tiffany wegen ihres gesellschaftlichen Fauxpas zur Rede
gestellt wurde, lachte sie nur und erklärte mit der Autorität jemandes, der
drei Monate am Rande der vornehmen Gesellschaft gelebt hatte, daß ein Mangel
an Zeremonie gerade das wäre, was Lord Lindeth und der Unvergleichliche
bevorzugten.
    Als Tiffany
Lord Lindeth impulsiv an der Hand nahm, um ihn zur Gastgeberin zu führen, war
er zu sehr benommen, um über die Schicklichkeit dieser Handlung nachzudenken,
hätte aber ihre Behauptung unterschrieben. Sir Waldo, der ihnen folgte, hätte
Tiffanys Ungeniertheit amüsant gefunden, wäre es ein anderer junger Mann
gewesen und nicht Julian, den sie begeisterte. Natürlich war er nicht
verantwortlich für Julian, aber er hatte den Jungen gern und wußte nur zu gut,
daß seine Tante Lindeth blindlings darauf vertraute, daß er ihrem Liebling
Unheil fernhalte. Wohl hatte diese Verpflichtung seinem Scharfsinn noch nicht
viele Aufgaben gestellt, aber Tiffany wäre geschmeichelt gewesen, hätte sie
erfahren, daß ein einziger kurzer Blick Sir Waldos auf sie genügte, um in ihr
die erste ernste Gefahr für Julian zu erkennen.
    Ein kurzer
Rundblick im Salon machte Sir Waldo klar, daß die Gesellschaft aus den selben
Personen bestand wie bei des Gutsherrn DinnerParty, und er machte sich auf
einen langweiligen Abend gefaßt. Die Gastgeberin hatte es vorausgesagt: «Man
kann nicht Leute aus dem Boden stampfen, die es nicht gibt! Nicht mit dem
besten Willen der Welt kann man das», hatte sie zu Miss Trent gesagt. «Mrs.
Mickleby gab sich die größte Mühe, alle vornehmen Familien, die sie nur erreichen
konnte, einzuladen, das Biest! Ich sage Ihnen, sie glaubt, wir werden unsere
Runde um die Shilbottles und die Thums und die Wrangles vergrößern – aber da
irrt sie sich!»
    Miss Trent
machte schüchtern geltend, daß die Shilbottles sehr angenehme Leute seien.
    «Sie mögen
angenehme Leute sein, aber sie sind nicht vornehm. Mr. Shilbottle fährt jeden
Tag nach Leeds in seine Fabrik – ich weiß mir etwas Besseres, als ihn mit einem
Lord zusammen einzuladen! Warum? Nächstens werden Sie mir erzählen, ich müsse
den Badgers meine Karte schicken! O nein! Seine Lordschaft und Sir Waldo sollen
lieber gelangweilt sein als angeekelt!» Und sie fügte die hoffnungsvolle
Bemerkung hinzu: «Auf eines können Sie sich verlassen: sie werden nichts an dem
Dinner auszusetzen haben!»
    Das Mahl,
das sie ihren Gästen vorsetzte, war wirklich ungeheuer. Es bestand aus zwei
Gängen, und jeder Gang aus vier Gerichten und einer Unzahl von Nebengerichten.
Es gab einen Lendenbraten  la Mantua, Körbchen aus Wachs mit Krevetten
und Krebsen, Orangensoufflé, Spargel und viele Leckerbissen, für die ihre
Köchin berühmt war.
    Miss Trent
war bei der Tafel nicht anwesend, aber sie brachte Charlotte nach dem Dinner
herunter in den Salon. Als Sir Waldo mit den anderen Herren den Salon

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