Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
Vom Netzwerk:
Lindeth, und das Paar nahm seinen Platz ein, während drei weniger
glückliche Mädchen noch keine Partner hatten – ein Umstand, den sie nicht
beachtete.
    «Miss
Trent, ich werde nicht erlauben, daß er sie öfter als zweimal bittet», sagte
Mrs. Underhill plötzlich. «Sie müssen ihr sagen, daß sie das nicht darf! Auf
mich wird sie doch nicht hören – und schließlich hat ihr Onkel ja Sie dazu
bestellt!»
    Ancilla
lächelte, sagte aber: «Sie würde Ihnen nicht vor den Leuten widersprechen,
Ma'am. Natürlich werde ich mich um sie kümmern, aber ich glaube nicht, daß Lord
Lindeth sie um den dritten Tanz bitten wird.»
    «Mein Gott,
am liebsten würde er alle Tänze mit ihr absolvieren!»
    «Ja, aber
er weiß, daß er das nicht darf, dazu hat er zu gute Manieren. Ich glaube, er
wird keinen weiteren Versuch machen. Und, um die Wahrheit zu sagen, Ma'am, ich
glaube, Tiffany würde ihm auf keinen Fall mehr als zwei Tänze gewähren.»
    «Tiffany?»
rief Mrs. Underhill zweifelnd aus. «Nur, sie hat nicht mehr Gefühl für
Schicklichkeit als eine Hauskatze!»
    «Nein, aber
sie ist eine sehr raffinierte Kokette!» Sie konnte das Lachen nicht verbeißen,
als sie Mrs. Underhills Entsetzen sah. «Verzeihen Sie, natürlich sollte sie's
nicht sein – erschreckend frühreif noch dazu –, aber Sie müssen zugeben, daß
ein harmloser Flirt mit Lindeth nicht das Schlimmste ist.»
    «Ja, aber
er ist ein Lord!» widersprach Mrs. Underhill. «Sie erinnern sich, daß sie
sagte, sie hätte die Absicht, einen zu heiraten!»
    «Wir müssen
ihr begreiflich machen, daß es sich wegwerfen hieße, wenn sie unter einem
Viscount heiratete», sagte Ancilla leichthin.
    Der Tanz
war zu Ende, und sie hatte zu ihrer Genugtuung richtig prophezeit. Tiffany trat
den nächsten Tanz mit Arthur Mickleby an und den boulanger mit Jack
Banningham. Lord Lindeth erfüllte nun seine
Pflicht gegen Miss Colebatch und Miss Chartley. Miss Trent lotste Charlotte aus
einer Gruppe lärmender junger Leute und brachte sie unerbittlich zu Bett.
Charlotte fühlte sich jämmerlich schlecht behandelt, als sie gezwungen wurde,
sich noch vor dem Dinner zurückzuziehen – sie hatte sich so sehr auf ihr
allererstes Glas Champagner gefreut. Miss Trent, die ein Schaudern kaum unterdrücken
konnte, übergab Charlotte ihrer alten Amme und kehrte in den Salon zurück.
    Die Musik
schwieg, die Musiker erfreuten sich einer Pause. Da sie Mrs. Underhill nicht
sah, nahm sie an, daß diese sich in das anstoßende Spielzimmer begeben hatte,
wo einige der älteren Gäste Whist spielten. Sie konnte aber auch Tiffany nicht
sehen, ein Umstand, der sie mit böser Vorahnung erfüllte. Als sie aber nun auch
Lindeth vermißte und nachsann, wo und wen sie zuerst suchen sollte, sagte eine
Stimme neben ihr: «Suchen Sie Ihren anderen Zögling?»
    Sie blickte
sich um und sah Sir Waldo, der sie amüsiert betrachtete. Er klappte seine
Schnupftabaksdose auf und nahm mit flinken Fingern eine Prise.
    «Auf der
Terrasse», sagte er.
    «Nein!»
rief sie unwillkürlich.
    «O doch!
Vielleicht hatten sie Lust, durch den Garten zu schlendern, jedenfalls war die
Terrasse das geplante Ziel.»
    «Ich nehme
an, daß Lord Lindeth sie auf die Terrasse führte.»
    «Glauben
Sie? Mein Eindruck war, daß Miss Wield Lord Lindeth auf die Terrasse führte.»
    Sie biß
sich auf die Lippe. «Sie ist noch sehr jung – kaum aus der Schule!»
    «Eine
Erwägung, die ihren Verwandten Kummer bereiten müßte», sagte er im Ton
leutseliger Übereinstimmung.
    Sie war so
sehr einer Meinung mit ihm, daß sie nichts vorbringen konnte, was Tiffanys
Betragen hätte mildern können. «Sie neigt zur Starrköpfigkeit und weiß nicht,
was – und da es Ihr Cousin war, der sie höchst unschicklich begleitete,
hätten Sie ihn abhalten sollen!»
    «Meine
liebe Miss Trent, ich bin nicht Lindeth' Hüter, noch bin ich der von Miss Wield
– Gott sei Dank!»
    «Sie hätten
es trotzdem tun sollen!» sagte sie mit betonter Strenge.
    Doch als
sie die Heiterkeit in seinen Zügen sah, fügte sie hinzu: «Sie, Sir, haben
leicht lachen, aber ich bin Miss Wields Hüterin – auf jeden Fall bin ich
für sie verantwortlich –, und das ist nichts zum Lachen. Ich muß etwas tun!»
    Während
sie, eine Falte zwischen den Brauen, sprach, blickte sie sich im Salon um. Es
war ein warmer Juniabend, der Raum mit heißer, schlechter Luft erfüllt. Mehr
als eine der Damen, der die Hitze das Blut ins Gesicht trieb – was sie nicht
hübscher machte –,

Weitere Kostenlose Bücher