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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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sie ist eine ausgezeichnete Reiterin, und ich
weiß, daß sie gerne alte Winkel erforscht, sie hat es mir gesagt.»
    «Sie hat es
Ihnen gesagt? Wann?» wollte Tiffany wissen.
    «In
Kirkstall, als wir in den Ruinen spazierengingen. Sie weiß davon fast so viel
wie ihr Vater – laden wir sie doch ein!»
    Miss Trent
bemerkte, wie Tiffany ihre Nägel in die Handflächen bohrte. Es war dumm; aber
so wenig sie wollte, daß Tiffany Lindeth beherrsche, so sehr fürchtete sie ihre
heraufziehende schlechte Laune. Da Courtenay der einzige heiratsfahige junge
Mann war, den Tiffany nicht für sich wünschte, hatte sie nichts dagegen, Miss
Colebatch einzuladen. Aber daß einer ihrer Verehrer auch nur das kleinste
Interesse für eine andere Dame verriet, weckte unausweichlich den Dämon der Eifersucht
in ihrer Brust. Sie sagte nun, mit dem funkelnden Lächeln, das ihre Familie so
gut kannte: «Warum? Haben Sie sie so gerne?»
    Julian
blickte sie ein wenig erstaunt an. «Ja – das heißt, ich mag sie natürlich sehr
– ich glaube, alle mögen sie gerne.»
    «Oh, wenn
Sie eine Vorliebe für geschmacklose Mädchen haben ...» Sie zuckte die
Schultern.
    «Halten Sie
sie für geschmacklos?» fragte Julian. «Sie macht mir nicht diesen Eindruck. Sie
ist sehr freundlich und – ich gebe es zu – beeinflußbar. Aber geschmacklos ist
sie nicht! Sie ist sehr klug, wissen Sie das?»
    «Oh, sie
hat jede Tugend und jede bewundernswerte Eigenschaft! Ich finde ihre gezierten
Anstandsformen todlangweilig – aber das ist ja nicht wichtig. Ich flehe Sie an,
laden Sie sie ein, sie wird die ganze Geschichte des Dripping Well rezitieren!»
    Selbst
Julian konnte den Haß hinter dem Lächeln nicht übersehen. Miss Trent, die
seinen entstetzten Blick wahrnahm, konnte das Betragen ihrer Schutzbefohlenen
nicht länger ertragen. Sie sagte ruhig: «Ich glaube, es wäre unnütz, Miss
Chartley einzuladen, Sir. Ich weiß, daß Mrs. Chartley ihr nicht gestatten wird,
an einem so langen und ermüdenden Ausflug teilzunehmen. Ich beginne mich zu
fragen, ob das überhaupt einer von uns sollte!»
    Diese
unerwartete Abtrünnigkeit verursachte einen sofortigen Aufruhr. Miss Chartley
war vergessen, dafür Miss Trent für ihre Kleinmütigkeit zu tadeln, und
andererseits für das, was sie ungesagt ließ, zu loben. Doch ehe noch Julian
Staples verließ, erhielt er von Tiffany eine Erklärung ihres häßlichen
Ausfalls, der die Falten auf seiner Stirn wieder glättete. Sie sah ihren Fehler
ein und schien so zerknirscht, daß er nichts wünschte, als sie in seine Arme zu
nehmen und den kummervollen Blick wegzuküssen. Er verstand, wie aufreizend es
für sie war, Patience Chartley ständig als Muster vorgehalten zu bekommen. Er
hielt ihre Reue für ehrlich und ihre Eifersucht für menschlich, und ehe er sich
verabschiedete, hatte er ihr nicht nur versichert, daß sie nicht im mindesten
zu tadeln sei, weil sie in Ärger geraten war, sondern auch, daß er sich nicht
das geringste daraus mache, ob Patience mitkäme oder nicht.
    Später
versuchte er seinen Cousin – falls dieser ein ungerechtes Urteil gefällt hätte
– eines Besseren zu belehren; daß Waldo die Sache erwähnte, es schien sogar,
daß er sie peinlich vermiede. Er sagte zögernd: «Es muß dir ungewöhnlich
vorgekommen sein, daß Miss Wield so – daß Miss Wield dagegen war, Miss Chartley
am Freitag mitzunehmen.»
    «Was? Nach
einem solchen Ausrutscher, wie du ihn dir geleistet hast?» sagte Sir Waldo
lachend. «Durchaus nicht ungewöhnlich. Du hast dich
ja richtig umlegen lassen! Ich hätte dich nicht für solch einen grünen Jungen
gehalten!»
    Julian
errötete und sagte steif: «Ich weiß wirklich nicht, was du meinst. Du glaubst,
daß Miss Wield böse war, weil ich Miss Chartley einladen wollte – das war aber
nicht der Grund!»
    «War nicht
der Grund?» Sir Waldos Vergnügen verbarg sich hinter seinem übertriebenen
Ernst. «Nun, folge meinem Rat, mein Küken, und lobe nie eine Frau vor einer
anderen!»
    «Du irrst
dich sehr», sagte Julian abweisender denn je.
    «Ja, ja,
natürlich! Ich bin ja selbst so grün», antwortete Sir Waldo beschwichtigend.
«Aber schüre, um Himmels willen, das Feuer nicht noch mehr an, um mich zu
überzeugen. Ich bin überzeugt – und ich hasse Streit!»

7
    Mr.
Underhills
optimistischer Plan, am Freitag früh aufzubrechen, kam nicht zur Ausführung. Er
war zeitig aufgestanden, aber trotz seines Hämmerns an Tiffanys Tür, trotz
seiner Ermahnungen, sich zu beeilen, da der

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