Georgette Heyer
entwaffnete sie, indem er die Hand schützend über
seinen Kopf hob wie ein Fechter, der einen Hieb erwartet; er sagte: «Bitte
nein, beißen Sie mir nicht die Nase ab – ich bin feige, ich schreie!»
«Das will
ich hoffen, Sir!» rief sie, Courtenays Spur folgend. Zurückgewandt sagte sie
voll Übermut: «Ich hoffe, Ihr hübsches Vollblut wird Sie nicht überraschen,
indem es sich weigert!»
Mit
leuchtendem Blick ging er auf ihren Ton ein. «Sie wollen damit sagen: Sie
wünschten, daß es sich weigert. Aber ich bin auf der Hut, ich warte, daß Sie es
mir vormachen!»
Die Hecke
war genauso, wie Courtenay sie beschrieben hatte, sie bot selbst dem
erbärmlichsten Gaul keine Schwierigkeit. Aber Tiffany, die die Gruppe
seitlich vom Feld anführte, näherte sich der Hecke im Galopp und schwang sich
mit einem Abstand von mehreren Zoll darüber. Miss Colebatch rief: «Oh, man
könnte glauben, die schöne Stute hat Flügel! Ich wollte, ich könnte so reiten!»
«Ich bin
froh, daß du nicht so reitest!» sagte Courtenay. «Flügel? Es sah eher aus, als
würde sie mit einem gebrochenen Bein enden.» Er lenkte sein Pferd zur Seite und
sagte höflich: «Nach Ihnen, Sir Waldo!»
«Wie Sie
wollen, aber etwas zahmer! Ihre Cousine ist eine unerschrockene Reiterin und
wird vielleicht einmal eine perfekte werden.
Aber Sie
sollten ihr beibringen, eine Hecke nicht so zu nehmen, als ob sie über ein
Wässerlein springen wollte. Sie wird einmal böse zu Fall kommen.»
«Mein Gott!
Wie oft habe ich ihr gesagt: schnell auf Wasser und langsam auf Holz zu reiten.
Aber sie will nicht hören, was man ihr sagt, sie ist eine Draufgängerin; doch
muß ich ihr das eine lassen – sie hat keine Angst vor einem Sturz.»
«Und führt
mit leichter Hand!» sagte Julian mit herausforderndem Blick auf Sir Waldo.
«Und sieht
aus wie ein Bild!» rief Miss Colebatch.
Miss Trent,
die nach Sir Waldo über die Hecke sprang und dann wieder an seiner Seite ritt,
machte die Bemerkung, daß dies zumindest stimme. Er
zuckte die Schultern, ohne zu antworten. Die anderen gesellten sich zu ihnen.
Nun, auf unbebautem Feld, formten sie eine geschlossene Gruppe, und es gab
keine Gelegenheit zu einem privaten Gespräch.
Als sie
ungefähr den halben Weg zurückgelegt hatten, bemerkte Miss Trent – der selbst
unangenehm heiß war –, daß Miss Colebatch, die die Tour so
begeistert angetreten hatte, ungewöhnlich still war. Sie sah sie im Sattel
zusammensinken und sich gewaltsam wieder hochreißen. Sie lenkte ihr Pferd an
ihre Seite und sagte leise: «Fühlen Sie sich nicht in Ordnung, Miss Colebatch?»
Ein
trauriger Blick antwortete ihr. Ein Lächeln versuchend, sagte das Mädchen: «O
ja – es ist – ich – ich habe ein wenig Kopfschmerzen. Aber ich flehe Sie an,
legen Sie dem keine Bedeutung bei – es wird gleich wieder gut werden – ich
möchte um nichts in der Welt – es ist diese schreckliche Hitze!»
Miss Trent
sah, daß Miss Colebatch unter der brennenden Sonne sehr litt.
Sie sagte: «Kein Wunder, ich selbst finde es unerträglich und möchte den Trupp
halten lassen.»
«O nein,
nein», hauchte Elizabeth beschwörend. «Ich flehe Sie an, sagen Sie nichts!»
Ihre Brust hob sich plötzlich und ihr Mund verzog sich. «Oh, Miss Trent, mir
ist sooo schlecht!» Tränen traten in ihre Augen.
Miss Trent
neigte sich nach vorne, um Elizabeths losen Zügel zu fassen, und brachte beide
Pferde zum Stehen. Sie war auf einen solchen Notfall
nicht unvorbereitet; ein Griff in ihre Tasche brachte ein Fläschchen
Riechsalz zum Vorschein. Nun hatten auch die anderen bemerkt, daß etwas nicht in
Ordnung war, und versammelten sich um Miss Colebatch.
Miss Trent ließ ihre eigenen Zügel fallen, stützte Elizabeths sinkenden Körper
mit einem Arm und hielt ihr mit der freien Hand das Riechfläschchen unter die
Nase.
«Miss
Colebatch verträgt die Hitze nicht!» rief sie. «Heben Sie sie herunter, Mr.
Underhill!»
Er sprang
besorgt vom Pferd und hatte, mit Hilfe von Lord Lindeth, die arme Elizabeth
bald aus dem Sattel gehoben. Miss Trent, die schon vom Pferd gesprungen war,
wies die jungen Männer an, ihre Last auf den Torfboden zu legen und sich zu
entfernen.
Elizabeth
mußte nicht erbrechen, aber sie würgte qualvoll einige Minuten lang. Sie fühlte
sich so schwach und schwindlig, daß sie Miss Trents
Befehl gern gehorchte und mit geschlossenen Augen stillag. Ancilla blieb bei
ihr, schirmte sie, so gut es ging, von der Sonne ab und fächelte ihr mit ihrem
eigenen
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