Georgette Heyer
Hut Kühlung zu. Die Herren standen abseits und hielten Rat. Tiffany
betrachtete ihre Freundin und fragte von Zeit zu Zeit, ob Ancilla glaube, daß es
Lizzie besser gehe.
Nach einer
Weile verließ der Unvergleichliche die Gruppe der männlichen Teilnehmer und
trat zu Ancilla. Er machte ihr ein Zeichen, daß er mit ihr sprechen wolle. Sie
nickte, überließ Tiffany ihren Platz, stand auf und ging zu ihm.
«Genau wie
Sie es vorausgesagt haben!» sagte er. «Wie geht es ihr?»
«Besser,
aber keinesfalls so gut, um weiterreiten zu können. Das arme Kind! Ich glaube,
wenn sie aus der Sonne heraus könnte, würde sie sich bald erholen; aber hier
gibt es weder Busch noch Baum, der ihr Schatten spenden könnte.»
«Glauben
Sie, wenn man ihr Pferd am Zügel führte, daß sie es noch eine halbe Meile
aushält? Underhill sagt, dort sei ein kleines Dorf und ein
Wirtshaus, nichts Besseres als eine Bierschenke, glaube ich. Aber er sagt, die
Frau, die sie führt, ist anständig. Das Dringendste ist – wie Sie sagen –,
Elizabeth aus der Sonne zu bringen. Was halten Sie davon?»
«Eine
wunderbare Idee!» sagte sie entschieden. «Wir müssen unter allen
Umständen versuchen, dorthin zu gelangen. Hier, im offenen Moor, kann sie nicht
bleiben. Ich glaube, wenn sie in einem kühlen Raum
ausrasten könnte und wir frisches Wasser für sie bekommen, wird sie sich bald
erholen. Aber sie darf nicht weiterreiten!»
«O nein,
davon kann keine Rede sein», stimmte er zu. «Wir bringen sie in das Wirtshaus
und überlegen dann, wie wir sie nach Hause schaffen.»
Sie nickte
und ging zu der Leidenden zurück, die sich stark genug fühlte, die Reise
fortzusetzen. Sie wurde darin von Tiffany bestärkt, die Miss Trent mit der
Nachricht begrüßte, daß es Lizzie viel besser gehe und sie nur noch einer
kleinen Ruhepause bedürfe, um weiterreiten zu können. Als sie hörte, daß sie in
Courtenays Wirtshaus einkehren würden, rief sie begeistert aus, daß das genau
das Richtige wäre. «Wir können dort alle eine Erfrischung nehmen und uns
abkühlen. Das ist dir doch recht, nicht wahr, Lizzie?»
Miss
Colebatch stimmte zu und sagte tapfer, daß sie sich bald so wohl fühlen werde
wie die anderen. Als man sie aber auf die Beine stellen wollte, drehte sich
alles um sie, so daß sie taumelte und ohne die Stütze von Miss Trents Arm zu
Boden gesunken wäre. Sie wurde in den Sattel gehoben. Courtenay sagte ihr in
herzlichem Ton, daß sie nichts anderes zu tun habe, als sich am Sattelknauf
festzuhalten und an dem Salz zu riechen, wenn sie sich schwach fühle. «Nein, du
brauchst keine Zügel, ich werde White Star führen. Und hab keine Angst, daß du
herunterfällst, ich halte dich fest!»
«Danke – es
tut mir so leid – wie dumm von mir!» brachte sie mühsam heraus.
«Nichts
davon! Tiffany, du kennst doch den Weg nach Moor Cross. Lindeth reitet voraus,
um die alte Mrs. Rowseley vorzubereiten. Es wäre das beste, du rittest mit
ihm!»
Das tat sie
bereitwilligst. Sie kündete fröhlich an, daß sie die Vorhut bilden würden, und
galoppierte mit Lindeth davon.
Als der
Rest der Gesellschaft das Dorf erreichte, kam sie aus dem kleinen steinernen
Wirtshaus getänzelt und rief: «Oh, das ist der hübscheste Platz, den man sich
vorstellen kann! Eilt euch und kommt in das Schankzimmer! Stellt euch vor, ich
war noch nie in einer solchen Schenke, aber es gibt kein Privatzimmer. Es ist
so lustig! Lizzie, du wirst entzückt sein!»
Miss
Colebatch' Kopfschmerzen hatten sich zu einer schweren Migräne entwickelt. Sie
erfaßte kaum, daß sie angesprochen wurde, und machte keinen Versuch zu
antworten. Als Courtenay ihren Ellbogen losließ, fiel sie fast in des
Unvergleichlichen Arme, die sie erwarteten. Er trug sie in das Wirtshaus, wo
eine ältere Frau, überwältigt von der unerwarteten Invasion, einen nervösen
Knicks machte und bat, die Miss auf
die Bank zu legen. Sie hatte eine Decke über die rohe Holzbank gebreitet und
ein mit Wolle gefülltes Kissen herbeigeschafft. Auf diese beiden Dinge machte
Tiffany stolz den Unvergleichlichen aufmerksam: sie habe diesen Auftrag Mrs.
Rowseley erteilt.
«Und
während Lizzie ausruht, setzen wir uns auf die Bank im Freien, als wären wir
Bauern!» rief sie lachend. «Lindeth hat hausgebrautes Bier für euch bestellt,
aber ich werde ein Glas Milch trinken; Mrs. Rowseley hat keine Zitronen. Es
scheint mir ungewöhnlich, denn ich verabscheue Milch, aber ich beklage mich
nicht. Kommt doch heraus! Ancilla wird bei der
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