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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Junggesellentage
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selbst geglaubt, als mir zuerst diese Idee kam», gab Mrs. Underhill
zu. «Nicht, daß ich glaube, Sie seien nicht vornehm genug – das
brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen; ich bin sicher, daß Sie jeder
als erstklassige Dame einschätzt. Sie haben eine vornehme Art, die selbst Mrs.
Mickleby öfter als einmal mir gegenüber lobend erwähnt hat. Aber
andererseits kann man auch erwarten, daß ein so feiner Herr wie Sir Waldo die
Augen nach viel Höherem aufschlägt, wenn er nach einer Ehefrau Ausschau hält.
Wie mir Mrs. Mickleby sagt, ist er von bester Herkunft, ganz davon zu
schweigen, daß er steinreich ist. Der Himmel weiß, wie viele vornehme Damen ihn
einfangen wollen!»
    «Ma'am»,
sagte Miss Trent steif, «ich bin weder eine vornehme Dame noch gehe ich auf
Fang aus!»
    «Nein,
meine Liebe, wie gut ich das weiß! Es sollte mich nicht wundern, wenn gerade
das nach seinem Geschmack wäre. Wenn Sie mich
fragen, ich würde sagen, daß nichts einen Mann schneller vertreibt als das
Gefühl, eingefangen zu werden. Mein Gott! Die Weiber, die ihre Netze nach Mr.
Underhill ausgeworfen hatten! Natürlich war er keine Attraktion aus der Stadt
wie Sir Waldo, aber er galt als gute Partie und konnte
unter allen Mädchen von Huddersfield wählen. Und was tat er? Wählte mich, weil
ich ihm nicht mehr Aufmerksamkeit schenkte als den anderen.»
    Miss Trent
ergriff gerne die Gelegenheit, diese Abschweifung zu ermuntern, und sagte: «Ich
glaube zwar nicht, daß er deshalb an Ihnen Gefallen fand, Ma'am, aber es
scheint, daß Sie zahlreiche Verehrer hatten.»
    «Ja, die
hatte ich», sagte Mrs. Underhill befriedigt. «Sie würden es nicht glauben, wenn
Sie mich jetzt sehen, aber – obwohl es sich nicht gehört, so etwas zu sagen –
ich galt als sehr hübsches Mädchen, und man machte mir sehr viele Komplimente –
aber das ist es nicht, was ich Ihnen sagen wollte.»
    Miss Trent
wußte aus Erfahrung: wie weit Mrs. Underhill auch von ihrem Thema abschweifte,
sie verlor es selten aus den Augen. Da konnte sie nur resignieren.
    «Sie werden
es mir nicht übelnehmen, meine Liebe, wenn ich Ihnen sage: sooft ich den Blick
in Sir Waldos Augen bemerke, wenn er Sie ansieht – niemand könnte ihn mißverstehen,
obwohl es mir schwerfiele, ihn zu beschreiben –, verliere ich die Fassung. Wenn
Sie mich fragen – ich bin der Meinung, daß er sich Ihnen erklären wird.»
    «Liebe
Ma'am, ich – ich bin Ihnen sehr dankbar wegen der Sorge, die Sie sich
meinetwegen machen, aber Sie brauchen wirklich nicht die Fassung zu verlieren.»
    «Ja, das
glaube ich selbst», sagte Mrs. Underhill mit weisem Nicken. «Ich hätte Ihnen
sonst einen Wink gegeben – Sie sind ja noch so jung, wenn Sie auch jedem
einreden wollen, daß Sie eine alte Jungfer sind. Nein, sagte ich zu mir selbst:
Er mag ein Wüstling sein – nicht, daß ich Grund hätte, so etwas zu glauben –,
aber er würde Miss Trent nicht hofieren, wenn er nur eine Heirat zur linken
Hand im Auge hätte, wo doch ihr Onkel der General Sir Maurdant Trent ist. Nun,
das versteht sich von selbst, nicht wahr?» Sie hielt inne und blickte Ancilla
erstaunt an. «Was habe ich denn gesagt, daß Sie so außer sich sind?»
    «O bitte,
verzeihen Sie, Ma'am», sagte Ancilla, ihre vor unterdrückter Heiterkeit feuchten
Augen trocknend. «Aber das ist so – so absurd ...»
    «Genau das!
Aber sagen Sie mir nicht, daß er sie nicht hofiert, denn ich bin nicht blind.
Und das müßte ich sein, wenn ich nicht sähe, was sich vor meinen Augen
abspielt.»
    Mit geröteten
Wangen sagte Ancilla zögernd: «Ich glaube, Ma'am, Sie grübeln zu sehr über Sir
Waldos Galanterien. Ich bin überzeugt, er hat keine andere Absicht, als sich zu
unterhalten.»
    Mrs.
Underhills Gesicht wurde ernst. Aber nach einer Minute des Nachdenkens heiterte
es sich auf, und sie sagte: «Nein, meine Liebe, da irren Sie sich. Wenn er mit
Tiffany flirtet, was er natürlich nicht tun sollte – aber mein Gott, das tun
sie doch alle, selbst der Gutsherr, und man kann es ihnen nicht übelnehmen,
hübsch und keck, wie sie ist –, aber er sieht sie nicht so an, wie er Sie
ansieht! Nein! Er spricht auch nicht so zu Ihnen, wie er mit ihr spricht. Und
wenn sie nicht im Zimmer ist, sieht er nicht jedesmal nach der Tür, wenn sie
geöffnet wird, in der Hoffnung, daß sie hereinkommt.»
    Ancilla,
nun ernstlich aus der Fassung gebracht, sagte unwillkürlich: «Oh, Mrs.
Underhill, tut er das denn? Aber nein, sicher nicht!»
    «O ja,
meine Liebe, sicher tut er

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