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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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bat Milady. «Ich bekomme Kopfschmerzen bei
deiner grimmigen Miene!»
    «Fanny, laß
mich dich fünf Minuten unter vier Augen sprechen.»
    «Nein, Sir. Du bist mir viel
zu schlechter Laune, als daß ich mit dir reden möchte; ich habe genug davon.»
    «Da hast
du's, Marling!» sagte Rupert. «Bestell dir lieber ein Frühstück. Möchte
schwören, daß es dir gut tut! Nur weil dein Magen so leer ist, läuft dir die
Galle über: wie gut kenn ich das! Schinken mit ein bißchen Pastete, und dazu
Kaffee, um alles hinunterzuspülen, werden dich zu einem neuen Menschen machen –
da freß ich einen Besen!»
    Lady Fanny
kicherte Marlings Stirn verfinsterte sich noch mehr, sein Blick wurde noch
härter.
    «Das wird
Ihnen noch leid tun, Madam. Sie haben mich schon zu oft zum Narren gehalten.»
    «Oh, Sir,
ich bin nicht in der Stimmung, mir diese großen Töne anzuhören! Heben Sie sie
bitte für Harriet auf! Die wird sie zweifellos zu würdigen wissen.»
    «Versuch's
damit bei Justin», schlug Rupert vor. «Da ist er schon, und Léonie mit ihm.
Herrgott, welch gemütliches Familientreffen!»
    «Zum
letztenmal, Fanny – dann frage ich nicht mehr: willst du mir ein paar Minuten
unter vier Augen gewähren?»
    «Unter vier
Augen?» echote Rupert. «Natürlich wird sie das, solange du willst! Selige
Zweisamkeit, so ist's richtig! Zweisamkeit und ein fetter Schinken ...»
    «Mein
lieber Marling, ich hoffe dich bei guter Gesundheit?» Seine Gnaden trat
gelassen ein.
    Marling
griff nach seinem Hut.
    «Meine
Gesundheit ist ausgezeichnet, danke, Avon.»
    «Aber seine
Laune!» rief Rupert. «O du lieber Gott!»
    «Ich
gestehe», sagte Marling entschlossen, «daß meine Laune ein wenig – angegriffen
ist.»
    «Nicht
doch!» Rupert mimte Überraschung. «Du hast nur eine schlimme Überfahrt gehabt,
Edward, und da hat sich dir der Magen umgedreht.
    Avon wandte
sich um.
    «Deine
Konversation ist stets ungemein erbaulich, Rupert. Trotzdem halte ich sie jetzt
für entbehrlich.»
    Rupert sank
prompt in sich zusammen. Milady warf den Kopf zurück. Avon schritt zum
Anrichtetischchen, schenkte ein Glas Burgunder ein und bot es Marling an, der
es mit einer Geste zurückwies.
    «Ich bin
hierhergekommen, Sir, um meine Frau zurückzuholen. Da sie es ablehnt, mich zu
begleiten, ist kein Wort mehr darüber zu verlieren. Ich verabschiede mich.»
    Avon hob
sein Lorgnon und faßte damit Milady in die Augen.
    «Ja,
Justin. Ich komme mit dir nach Paris.»
    «Ich fühle
mich selbstverständlich geehrt», sagte Seine Gnaden.
    «Trotzdem
wirst du, meine Liebe, mit deinem Gatten gehen.»
    «Besten
Dank!» lachte Marling bitter auf. «Ich nehme sie nicht mit, wenn sie
auch auf deinen Befehl hin käme! Sie muß auf meinen Befehl kommen!»
    «Ich w-will
auf niemandes B-befehl kommen!» Lady Fannys Gesicht zuckte wie
das eines Kindes, das dem Weinen nahe ist. «Ihr seid beide sehr
unnett!»
    Marling
schwieg. Sie betupfte sich die Augen.
    «Du kommst
her, um dich wie ein Wüterich aufzuführen – ich mag nicht mit
dir gehen! Ich hasse dich, Edward!»
    «Das hat
mir noch gefehlt», sagte Marling und wandte sich zum Gehen.
    Mit
aufrauschenden Gewändern eilte Milady durch das Zimmer.
    «Oh, Edward,
ich hab's nicht im Ernst so gemeint, das weißt du doch!»
    Er ließ sie
nicht an sich herankommen.
    «Wirst du
mit mir zurückkehren?»
    Sie
zögerte, dann blickte sie zu ihm auf. Zwei dicke Tränen liefen ihr die Wangen
hinab. Marling faßte nach ihren Händen und drückte sie.
    «Wahrhaftig»,
sagte er sanft, «ich kann dich nicht weinen sehen, Liebste.
Geh mit Justin.»
    Daraufhin
warf sie sich schluchzend in seine Arme.
    «Oh,
Edward, ich komme mit dir! Wirklich! Du mußt mir v-verzeihen!»
    «Meine
Liebste!» Er preßte sie an sich.
    «Ich bin
ganz entschieden de trop», bemerkte Seine Gnaden und schenkte
noch ein Glas Burgunder ein.
    «Ich komme
mit dir, Edward, aber – aber, oh, ich möchte so gerne nach Paris
fahren!»
    «Dann
fahre, mein Liebchen. Ich will dich nicht um das Vergnügen bringen.»
    «Aber ich
b-bring's nicht über mich, dich zu verlassen!» schluchzte Fanny.
    «Darf ich
einen Vorschlag machen?» Seine Gnaden trat langsam näher. «Es
liegt wirklich kein Grund für solch herzzerreißende Szenen vor.
    Die Sache
liegt doch auf der Hand.» Er machte vor Marling einen prächtigen
Kratzfuß. «Komm mit uns nach Paris, lieber Edward.»
    «Oh, besten
Dank, aber ...»
    «Ja, ich
weiß schon», sagte Avon lässig. «Du zögest es vor, nicht die

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