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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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jugendliche
Unbesonnenheit – du darfst mich nicht zu hart beurteilen,
Kind. Ich will alles tun, was in meiner Macht liegt, um für dich zu
sorgen, und mache mir wirklich viele Gedanken betreffs deines Wohlergehens. Ich
glaubte dich in der Obhut braver Leute, die dereinst in meinen
Diensten standen. Du kannst dir meine Gefühle vorstellen, als ich dich in den
Klauen des Herzogs von Avon wiederfand.» Angesichts von Léonies
Gesichtsausdruck wich er etwas zurück.
    «Wenn Sie
nur ein einziges Wort gegen Monseigneur sagen, schieße ich Sie tot», sagte
Léonie leise.
    «Ich
spreche nicht gegen ihn, Kind. Warum sollte ich auch? Er ist nicht schlimmer
als irgendeiner von uns, aber es betrübt mich, dich in seinen
Netzen zu sehen. Ich kann nicht anders, als an deinem Schicksal Anteil zu
nehmen, und ich fürchte für dich, wenn es allgemein bekannt wird, daß du meine
Tochter bist.»
    Sie
schwieg. Nach einer Weile fuhr er fort: «In unserer
Welt, Kind, lehnen wir öffentlichen Skandal ab. Deswegen trachtete ich dich
vor kurzem von Avon zu befreien. Ich wollte, ich hätte dir damals, als ich dich
entführte, alles erzählt, aber ich wünschte dir dieses unerfreuliche Wissen zu
ersparen.»
    «Wie gütig
von Ihnen!» staunte Léonie. «Es bedeutet wahrhaftig allerhand, eine Tochter
Monsieur de Saint-Vires zu sein!»
    Röte stieg
ihm ins Gesicht.
    «Du
hieltest mich für brutal, ich weiß es, aber ich handelte zu deinem Besten. Du
hast mich überlistet, und ich erkannte, daß es klüger gewesen wäre,
dich aufzuklären. Das Geheimnis kann nicht gewahrt werden, denn du ähnelst mir
zu sehr. Jetzt werden wir wahrscheinlich in einen Skandal hineingezogen, der
uns allen schaden wird.»
    «Anscheinend
wissen die meisten Leute, wer ich bin», versetzte Léonie, «doch ich bin
überall wohl gelitten, je vous assure.»
    «Im
Augenblick gewiß, doch wenn ich dich öffentlich anerkenne – was dann?»
    «Tiens!» Léonie starrte ihn
an. «Warum sollten Sie das tun?»
    «Ich habe
keinen Grund, deinen – Vormund zu lieben», sagte Saint-Vire, die Pistole
vorsichtig im Auge behaltend, «und ich glaube nicht, daß es ihm behagen würde,
wenn alle Welt weiß, er habe ein illegitimes Kind von mir adoptiert. Ich
glaube, sein Stolz würde da einen schweren Schlag erhalten.»
    «Und wenn
er es bereits weiß?» fragte Léonie. «Wenn andere es wissen, so auch er.»
    «Glaubst
du, daß er es weiß?»
    Sie
schwieg.
    «Er könnte
es ahnen», fuhr er fort. «Vielleicht ist dies der Fall; ich weiß es nicht. Doch
ich denke, wäre dem so, würde er dich kaum nach Paris gebracht haben. Er sähe
es nicht gerne, von der Gesellschaft so ausgelacht zu werden, wie die
Gesellschaft ihn auslachen wird, wenn sie erfährt, wer du bist. In dieser
Sache kann ich ihm höchlichst schaden.»
    «Inwiefern
können Sie ihm schaden, Sie – Sie Schweinekerl?»
    Saint-Vire
lächelte.
    «Warst du
nicht sein Page, ma fille? Für ein junges Mädchen ist es nicht convenable, sich im Hause eines Alastair als Knabe zu verkleiden.
    Denke an
den Skandal, wenn ich das erzähle! Sei versichert, daß ich darauf bedacht sein
werde, Paris gegen den Herrn Herzog einzunehmen. Seine Sitten sind wohlbekannt,
und ich glaube nicht, daß Paris von seiner oder deiner Unschuld überzeugt sein
wird.»
    Léonie
kräuselte die Lippen.
    «Voyons, so dumm bin ich
nicht. Paris würde nicht daran Anstoß nehmen, daß Monseigneur ein unehelich
geborenes Mädchen zu seiner Geliebten gemacht hat.»
    «Nein,
Kind, aber würde nicht Paris daran Anstoß nehmen, daß Avon die Vermessenheit
besaß, seine unehelich geborene Geliebte in die Gesellschaft
einzuführen? Du hast geradezu königlich die große Dame gespielt,
und wie ich höre, hast du selbst Condé in deine Netze verstrickt. Das wird
Paris nicht milder stimmen. Du hast einen allzu großen Erfolg gehabt,
meine Liebe. Du liebst Maskeraden, und Avon hat mit dir die Gesellschaft
an der Nase herumgeführt. Glaubst du, daß die Gesellschaft das verzeihen wird?
Ich denke, wir werden den Herrn Herzog nicht mehr in
Frankreich wiedersehen, und es ist sogar möglich, daß sich der Skandal bis nach
London ausbreiten wird. Und sein Ruf wird ihm nicht helfen, den Skandal
totzuschlagen, kann ich dir versichern.»
    «Ob es
nicht doch besser wäre, Sie auf der Stelle zu töten?» sagte Léonie langsam.
«Sie werden Monseigneur keinen Schaden zufügen, Schweinekerl. Das schwöre ich!»
    «Ich brenne
nicht danach, ihm Schaden zuzufügen», sagte Saint-Vire

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