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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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versetzen
und dessen wohl eingedenk zu sein, daß
das Feuer des Saint-Vireschen Haars es vermag, in das Saint-Viresche Haupt
einzudringen. Diesmal ist er entschlossen, es zu keinem Versager kommen zu
lassen. Er bringt Madame aufs Land, wo sie – sagen wir – eines Mädchens
entbunden wird. Erfassen Sie voll Saint-Vires Leid! Doch wir wollen ruhig
annehmen, mein Vater, daß er für diese Möglichkeit bereits seine Vorkehrungen
getroffen hatte. Auf seinem Gut lebte eine Familie namens Bonnard. Wollen wir
weiter annehmen, daß Bonnard zu seinen Pächtern gehörte. Madame Bonnard
schenkte einige Tage vor der Geburt Léonies einem Sohn das Leben. Der Graf
vertauscht, in einem Anfall echt Saint-Virescher Tollheit, die Kinder.
Sichtlich hat er Bonnard mit schwerem Geld bestochen, denn wir wissen, daß die
Familie Bonnard hierherkam und ein Anwesen erwarb; sie führte Léonie de
Saint-Vire mit sich und ließ ihren Sohn zurück, um – Vicomte de Valmé zu
werden. Eh bien?»
    «Unmöglich!»
rief die Beaupré. «Welch ein Märchen!»
    «Keineswegs,
hören Sie weiter zu», schnurrte Seine Gnaden. «Ich finde Léonie in einer Straße
von Paris. Bien. Ich bringe sie in meine Stadtwohnung, kleide sie als
meinen Pagen. Sie begleitet mich überallhin, und so lasse ich sie auch vor
Saint-Vire paradieren. Die Saint-Viresche Nase rümpft sich besorgt, mon pére. Das hat nichts zu bedeuten, sagen Sie? Warten Sie! Ich bringe Léon – ich
nenne sie Léon – nach Versailles, Madame Saint-Vire ist Hofdame. Man kann stets
darauf bauen, daß eine Frau ein Geheimnis verrät, Monsieur. Madames Erregung
läßt sich mit Worten nicht wiedergeben. Sie konnte nicht die Augen von Léons
Antlitz wenden. Einen Tag später bietet sich einer von Saint-Vires Satelliten
an, mir Léon abzukaufen. Sehen Sie nun schon deutlicher? Saint-Vire wagt in
dieser Angelegenheit nicht persönlich hervorzutreten. So schickt er einen
Freund aus, der für ihn arbeiten soll. Warum? Wenn Léon sein uneheliches Kind
wäre und er ihn meinen Klauen entreißen wollte – was wäre einfacher, als zu
mir zu kommen und mir alles zu sagen? Das tut er nicht. Léonie ist seine
legitime Tochter, und er fürchtet sich. Er ahnt, daß ich dafür Beweise haben
könnte. Ich sollte Ihnen noch mitteilen, mon père, daß er und ich nicht
die dicksten Freunde sind. Er hat Angst vor mir und wagt weder da noch dort
Schritte zu unternehmen – ich könnte ja plötzlich irgendein schriftliches
Beweisstück produzieren, von dem er nichts weiß. Möglicherweise ist er sich
auch nicht sicher, ob ich die Wahrheit weiß oder ahne. Aber das glaube ich
nicht, mein Vater. Ich stehe gewissermaßen im Ruf, ein unheimlicher Alleswisser
zu sein. Daher auch, zum Teil, mein sobriquet.» Er lächelte. «Es ist
mein Beruf, Vater, alles zu wissen. So bin ich eine Persönlichkeit in der
artigen Welt. Eine amüsante Position. Um aber wieder zum Thema zurückzukommen:
Sie haben erfaßt, daß Monsieur le Comte de SaintVire sich in einer peinlichen
Lage befindet?»
    Der Pfarrer
kehrte langsam zu seinem Stuhl zurück und ließ sich nieder.
    «Aber,
M'sieur – was Sie da andeuten, ist schändlich!»
    «Natürlich
ist es schändlich. Nun hatte ich gehofft, mon père, Sie würden von
irgendeinem Dokument wissen, das beweisen kann, daß meine Überzeugung mich
nicht trügt.»
    De Beaupré
schüttelte den Kopf.
    «Es war
keines da. Nach der Pest ging ich mit Jean sämtliche Papiere durch.»
    «Saint-Vire
ist also klüger, als ich dachte. Gar keines, sagten Sie? Dies Spiel muß
offenbar sehr vorsichtig gespielt werden.»
    De Beaupré
hörte kaum zu.
    «Dann muß
es also das gewesen sein – als Madame Bonnard vor ihrem Tode sich so sehr
mühte, zu mir zu sprechen!»
    «Was sagte sie da, mon pire?»
    «Es war ja
so wenig! 'Mon
père – écoutez donc – Léonie n'est pas – je ne peux plus ...!' Mehr war's nicht. Diese Worte auf
den Lippen, starb sie.»
    «Wie
schade. Aber Saint-Vire wird glauben, daß sie schriftlich ein Geständnis
abgelegt hat. Ob er wohl weiß, daß die Bonnards tot sind? Monsieur de
Beaupré, wenn er bei irgendeiner Gelegenheit hierherkommen sollte –
erwecken Sie in ihm den Glauben, ich hätte ein Dokument mitgenommen. Ich
glaube zwar nicht, daß er hierherkommen wird. Vielleicht hat
er absichtlich die Spur der Bonnards verloren.» Justin stand auf und verbeugte
sich. «Wollen Sie verzeihen, mein Vater, daß ich solcherart Ihre Zeit
verschwendet habe.»
    Der Pfarrer
legte die Hand auf seinen

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