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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Page und die Herzogin
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Meilen entfernten
langgestreckten Dorf; beim Anblick des ersten Häuschens fiel er nochmals in
einen müden Trab.
    Der
Hufschmied arbeitete in seinem Hof und blickte erstaunt auf, als er Ruperts
wohlbekannte Gestalt herannahen sah.
    «Heda!»
keuchte Rupert. «Eine Kutsche – kam dieses Wegs. Wohin – fuhr sie?»
    Der Schmied
trat näher und strich sein Stirnhaar zurück.
    «Ja,
Milord?»
    «Der Teufel
– hol Ihn! Die Kutsche!»
    «Ja,
Milord, ja», sagte der Schmied verdutzt.
    «Kam – sie
– hier vorbei?» wollte Rupert mit Stentorstimme wissen. Dem Schmied dämmerte
etwas auf.
    «Ja
freilich, Euer Gnaden, und hielt beim Wirtshaus. Ist vor etwa zwanzig Minuten
weitergefahren.»
    «Verflucht!
Wohin?»
    Der Schmied
schüttelte den Kopf. «Verzeihung, Euer Gnaden, hab nicht drauf geachtet.»
    «Dummkopf»,
sagte Rupert und humpelte weiter.
    Der Wirt
«Zum Wappen von Avon», war etwas mitteilsamer. Geschäftig kam er dem jungen
Lord entgegen und warf bei seinem Anblick die Arme empor.
    «Du lieber
Gott! Euer Gnaden haben den Hut verloren! Euer Rock, Sir ...»
    «Kümmere Er
sich nicht um meinen Rock», sagte Rupert. «Wohin ist diese Kutsche gefahren?»
    «Die
Kutsche des französischen Herrn, Sir?»
    Rupert
hatte sich auf die Wirtshausbank fallen lassen, doch nun setzte er sich
kerzengerade auf.
    «Französisch? Französisch? Das ist's also! Oho, Herr Graf! Aber was, zum Teufel, hat
er mit Léonie vor?»
    Der Wirt
blickte ihn mitfühlend an und wartete auf seine Erklärungen.
    «Bier!»
sagte Rupert und ließ sich wieder zurücksinken. «Sowie ein Pferd und eine
Pistole.»
    Der Wirt
war verdutzter als je in seinem Leben, doch er ging in einem großen Maßkrug
Bier holen. Rupert schüttete es eilig in sich hinein und holte danach tief
Atem.
    «Hielt die
Kutsche hier?» fragte er. «Sah Er meines Bruders Mündel darin?»
    «Mistress
Léonie, Milord? Nein, wirklich nicht! Der französische Herr machte nicht Licht.
War anscheinend in mächtiger Eile, Sir.»
    «Schurke!»
Rupert schüttelte grimmig seine zur Faust geballte Hand. Mr. Fletcher wich
einen Schritt zurück.
    «Nicht Er,
Narr!» sagte Rupert. «Warum hielt die Kutsche an?»
    «Nun, Sir,
die Rechnung war noch nicht bezahlt, und der Mosjöh hatte sein Gepäck hier
zurückgelassen. Der Diener springt um den Koffer, läuft zu mir, um die
Rechnung zu begleichen, greift wieder nach dem Koffer, und weg waren sie, bevor
ich noch Zeit gefunden hatte, einen Atemzug zu tun. Sind komische Leute, diese
Franzmänner, Milord, denn ich hätt's mir nie träumen lassen, daß der Herr noch
heute abzureisen geplant hatte. Sie fuhren mit dem Teufel um die Wette, haben
ja auch das feinste Pferdegespann mit sich geführt, das ich je gesehen.»
    «Der Teufel
steh mir bei und hole seine schwarze Seele!» schäumte Rupert. «Ein Pferd,
Fletcher, ein Pferd!»
    «Ein Pferd,
Sir?»
    «Tod und
Teufel, eine Kuh vielleicht? Ein Pferd, Mensch, und das rasch!»
    «Aber,
Milord ...»
    «Zum Teufel
mit Seinen Aber! Verschaff Er mir ein Pferd und eine Pistole!»
    «Aber,
Milord, ich halte doch keine Reitpferde! Landwirt Giles hat ein Pony, aber ...»
    «Kein
Pferd? Verdammt, das ist eine Schande! Hol Er das Tier, das der Schmied jetzt
beschlägt! Fort mit Ihm!»
    «Aber,
Milord, dieses Pferd gehört Mr. Manvers und ...»
    «Der Teufel
hole Mr. Manvers! Ich werd's selber holen gehen! Nein, halt! Eine Pistole, Mensch!»
    Der Wirt
geriet außer Fassung.
    «Milord,
Ihr müßt Euch einen Sonnenstich geholt haben!»
    «Zu dieser
Jahreszeit einen Sonnenstich?» brüllte Rupert, aufs höchste erbittert. «Hol er
mir eine Pistole, oder ...»
    «Ja,
Milord, ja!» sagte Fletcher und zog sich eilends zurück.
    Rupert
eilte zum Hufschmied; der pfiff während der Arbeit vor sich hin. «Coggin!
Coggin, sag ich!»
    Der
Hufschmied hielt inne. «Ja, Milord?»
    «Beeil Er
sich mit dem Beschlagen! Ich brauche das Pferd, Mensch.» Coggin glotzte ihn mit
aufgerissenem Mund an.
    «Aber –
aber das ist doch nicht Seiner Gnaden Pferd, Sir ...»
    «Verdammt, würde denn Seine
Gnaden auch ein solches Vieh besitzen? Hält Er mich zum Narren?»
    «Aber das
ist doch Mr. Manvers' Rotschimmel, Milord!»
    «Und wenn's
des Teufels Fuchs wäre!» schrie Rupert. «Ich brauche es, basta! Wie lange
dauert's, bis Er dieses Hufeisen angebracht hat?»
    «Zwanzig Minuten, Sir,
vielleicht auch länger.»
    «Eine
Guinea, wenn Er sich beeilt!» Rupert wühlte in seinen Taschen und förderte zwei
Kronen zutage. «Verlang Er das Geld von

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