Gepaeckschein 666
ziemlich tief in die Stirn. Aber das war nur gut so.
„Jetzt braucht jeder von uns nur noch eine Zeitung“, erklärte Francis, „damit wir uns notfalls dahinter verstecken können, wenn wir unsere Beobachtungen machen. Das ist nicht neu, aber immer noch das beste!“
Die beiden Detektive kauften sich also eine „Morgenpost“ und ein „8-Uhr-Blatt“. Dann nahmen sie Kurs in Richtung Gepäckaufbewahrung. „Ausgezeichnet!“ sagte Francis plötzlich und blieb stehen. Das war vor dem Schaufenster des Bahnhofsfriseurs.
„Was gibt’s“, fragte Peter. Aber dann sah er es auch. Im Glas der Schaufensterscheibe war der Ausgabeschalter der Gepäckaufbewahrung so deutlich zu sehen wie in einem Spiegel.
„Das ist geradezu ideal“, meinte Francis begeistert.
„Allerdings ist alles seitenverkehrt. Das ist zu beachten!“ stellte Peter fest.
Der Schalter drüben lag wie ausgestorben.
Im Augenblick schienen nur zwei Beamte Dienst zu haben. Der eine war älter und ziemlich dick. Er war gerade beim Frühstücken und hatte eine Thermosflasche vor sich stehen. Der andere war noch ziemlich jung und las in einem Heft.
„Eigentlich müßten wir feststellen, ob das Gepäckstück 999 überhaupt noch da ist“, überlegte Francis.
„666“, korrigierte Peter.
„Jedenfalls unser Schrankkoffer“, entschied Francis.
„Es kommt ganz drauf an, ob er auf dem Kopf steht oder nicht.“
„Ich könnte sagen, daß ich vom Städtischen Wasserwerk komme und irgend etwas nachsehen muß“, schlug Peter vor. „Da mache ich mir dann bei den Regalen zu schaffen und gucke mich um.“
„Wir müssen uns vorerst ganz zurückhalten“, meinte Francis. „Wenn du dich jetzt schon zeigst, kennt man dich nachher schon. Im übrigen ist mir die Sache mit dem Wasserwerk zu gefährlich.“
„Hm überlegte Peter und schob die Unterlippe vor.
Drüben an der Gepäckaufbewahrung regte sich noch immer nichts.
„Und wenn der Sheriff rübergeht?“ fragte Peter plötzlich. „Er müßte einfach möglichst doof durch die Gegend quatschen. Das kann er blendend. Und vielleicht erfährt er dabei, was wir wissen wollen.“
„Einverstanden!“ erklärte Francis. „Es muß auf jeden Fall probiert werden!“ Dann gab er noch eine genaue Beschreibung des Overseasschen Koffers.
„Ich sage ihm also Bescheid“, meinte Peter schließlich und schlenderte möglichst harmlos durch die Halle.
Francis hielt nach wie vor die Gepäckaufbewahrung scharf unter Beobachtung.
Der Sheriff war sofort Feuer und Flamme. „Kleinigkeit“, behauptete er und zwinkerte vergnügt mit dem linken Auge. „Wir treffen uns dann um die Ecke bei den Fahrkartenschaltern!“ meinte Peter abschließend.
„Geritzt!“ grinste der Sheriff und spazierte los. Zuerst sah es so aus, als interessierte ihn der Ausgabeschalter der Gepäckaufbewahrung überhaupt nicht. Aber als er an den beiden Beamten vorbeikam, blieb er doch plötzlich stehen, stemmte die Fäuste in die Hüften und sagte nur: „So schön möcht’ ich’s auch mal haben! Die Herren frühstücken und lesen Romane!“
„Und was machst du, wenn dir gerade keiner die Schuhe unter die Nase hält?“ lachte der Dicke und schraubte seine Thermosflasche wieder zu.
„Dann fange ich Fliegen!“ grinste der Sheriff und setzte sich auf die Ausgaberampe. „Heute ist noch nicht viel los“, meinte er dann. „Bei euch wohl auch nicht?“
„Das hängt mit den Zügen zusammen“, meinte jetzt der Jüngere. „Immer, wenn Züge kommen oder abfahren, gibt’s hier Betrieb.“
„Ich glaube, das wäre nichts für mich. Da stehen doch mindestens so tausend Koffer in den Regalen.“
„Mindestens fünftausend“, beteuerte der Dicke.
„Mir geht der Hut hoch!“ gab der Sheriff bekannt. „Da käme bei mir bestimmt alles durcheinander.“
„Das ist einfacher, als es aussieht“, beschwichtigte der Dicke und nahm seine Thermosflasche. „Jedes Regal hat ganz bestimmte Nummern.“
„Würde mich eigentlich wahnsinnig interessieren!“ Der Sheriff machte bereits einen langen Hals und hielt den Kopf schief.
„Kannst es dir ja mal ansehn “, brummte der Dicke und trabte mit seiner Thermosflasche los. „Zeig’s ihm mal“, meinte er dabei zu dem Jüngeren.
„Sehr freundlich!“ erwiderte der Sheriff und kletterte auch schon über die Rampe.
Drüben vor dem Schaufenster des Bahnhofsfriseurs hätten die beiden Detektive jetzt am liebsten einen Freudentanz aufgeführt, aber in Anbetracht der besonderen Umstände
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