Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gepaeckschein 666

Gepaeckschein 666

Titel: Gepaeckschein 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
wichtiger, daß ich mich zuerst mal wieder im Hotel zeige“, gab Francis zu bedenken. „Direktor Adler alarmiert bestimmt gleich die Polizei, wenn er merkt, daß ich verschwunden bin! Die Feuerwehr genügt ihm dann nicht.“
    „Du kannst ja sagen, daß du heute nacht bei mir bleibst“, schlug Peter vor.
    „Ich bin in nullkommanichts wieder da!“ meinte Francis und sprang von dem Messinggeländer. „Paßt mir auf wie die Schießhunde!“
    „Und wenn du schon dort bist“, überlegte Peter, „für alle Fälle kannst du ja mal in dem Kleiderschrank nachschauen —“
    „Ich höre immer Kleiderschrank?“ fragte der Sheriff. „Habt ihr da jemanden eingesperrt?“
    „Du hast zuviel Phantasie!“ sagte Peter nur und ließ die Gepäckaufbewahrung nicht aus den Augen.
    Nach zehn Minuten kam Francis zurück, und zwar zusammen mit dem Admiral. Sie waren vor dem Bahnhofseingang regelrecht zusammengeboxt.
    „Alles o. k.“, berichtete Francis, „Chefportier Krüger weiß Bescheid.“
    „Ich denke, du wolltest dich verkleiden?“ fragte Peter den Admiral.
    „Hätte dir so gepaßt!“ lachte Fanny Kuhlenkamp in hohen Tönen und warf ihre hellblonden Locken zurück. Dann kniff sie den Sheriff in die Seite: „Mach’s kurz! Gib deinen Freunden noch mal Händchen und schau sie dir genau an! Man kann nie wissen!“
    Der Sheriff hielt den Kopf schief und wußte nicht, was er sagen sollte. Aber er war hellwach.
    „Ich hab’ ihr gesagt, daß du zu Peter nach Hause willst“, erklärte Francis. „Sie ist bereit, dich auf ihrem Motorroller hinzufahren.“
    „Sehr freundlich“, meinte der Sheriff und spuckte einen Orangenkern aus. „Aber ich habe leider eine Familie zu ernähren und bin in keiner Lebensversicherung!“
    „Feigling!“ stellte der Admiral fest und ließ seine Motorradbrille ums Handgelenk kreisen.
    „Unseren Wagen würde ich nämlich gerne hier behalten, für alle Fälle“, entschuldigte sich Francis.
    „Fährst du nun mit oder nicht?“ fragte der Admiral.
    „Aber nur, wenn ich an die Handbremse darf!“
    „Ja oder nein?“
    „Grüße meine Frau und meine Kinder!“ sagte der Sheriff ergeben. Dann nahm er den Admiral am Handgelenk: „Komm mit, du Knalltüte!“
    „Ist der Koffer noch da?“ fragte Peter, als der Sheriff außer Hörweite war.
    „Alles in Ordnung. Der Schlüssel zum Kleiderschrank liegt wieder unter dem Teppich.“
    Es war jetzt schon dunkel geworden. Drüben am Schalter der Gepäckaufbewahrung kam die Nachtschicht und löste die bisherigen Beamten ab.
    Überall flammten Lichtreklamen auf, von irgendwoher war Tanzmusik zu hören, und das Aktualitätenkino am Ende der Bahnhofshalle begann mit der letzten Vorstellung. Von den Bahnsteigen herauf zischte und donnerte es immer noch von anfahrenden Zügen und Hochbahnen. Allerdings jetzt immer seltener.
    Der Mann vom Zeitungskiosk nahm seine Illustrierten herein und ließ die Rolläden herunter. Da kam der Sheriff zurück, er hatte ein ziemlich großes Paket unter dem Arm.
    „Schönen Gruß von deiner Mutter“, grinste der Sheriff und übergab Peter das Paket. Es waren lauter Stullen drin. Man hätte eine Hungersnot damit bekämpfen können.
    „Was hat sie gesagt?“ wollte Peter wissen. „Macht sie sich Sorgen?“
    „Jedenfalls hat sie es nicht zugegeben. Sie sagte nur, daß du ja alt genug seist und wissen müßtest , was du tust.“
    Peter sah auf das Stullenpaket. „Und hast du ihr gesagt, daß es vielleicht die ganze Nacht dauert?“
    „Das sei auch so eine Einbildung, hat sie gesagt“, berichtete der Sheriff. „Manche Eltern glauben, daß gut und böse etwas mit Tag und Nacht zu tun hat. Sie sperren ihren Kindern das Taschengeld und den Nachtisch, wenn sie am Abend nur eine halbe Stunde zu spät nach Hause kommen. Wenn sie sich aber den ganzen Tag auf der Straße herumtreiben, das stört sie nicht. Alles Unsinn! Wenn bei einem Kind etwas nicht stimmt, stimmt’s nicht, ob’s nun vor den Fenstern hell oder dunkel ist.“
    Der Sheriff steckte jetzt seine Hände in die Hosentaschen und lehnte sich neben Peter und Francis an die Tafel mit den aufgeklebten Fahrplänen.
    Die drei Jungen sagten nichts. Sie sahen nur zu der Gepäckaufbewahrung hinüber, und dabei dachten sie alle drei ganz plötzlich an ihre Eltern.
    Erst nach einer ganzen Weile sagte der Sheriff: „Übrigens - ich darf auch bleiben. Mein alter Herr hat zwar mit dem Kopf gewackelt, aber dann hat er so was Ähnliches gesagt wie Frau Pfannroth.“ Der Sheriff

Weitere Kostenlose Bücher