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Gequält

Gequält

Titel: Gequält Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
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leichten Stoß in die Seite, damit er sich nicht wieder über wehenauslösenden Malaienschweiß und andere Synonyme für starken Kaffee ausließ, was in diesem Augenblick sehr unpassend gewesen wäre.
    Karin Utrecht schenkte den Kaffee in große Ikea-Becher.
    »Milch?«
    »Bloß nicht«, erwiderte Karlsson. »Ich meine, nein danke.«
    »Ich nehme gerne einen Tropfen Milch«, sagte Gerdin.
    Karin Utrecht stellte eine Keksdose auf den Tisch und nahm Platz. Sie trocknete ihre Augen und fächelte sich anschließend mit der Hand Luft zu.
    »Sie müssen entschuldigen«, sagte sie.
    »Wir haben vollstes Verständnis«, erwiderte Karlsson.
    »Es ist nicht so, dass wir uns nahegestanden hätten oder so, aber schließlich war er mein Bruder.«
    »Natürlich«, sagte Gerdin, als sei Verwandtschaft eine Frage der Beurteilung, die Zustimmung erforderte.
    »Er meldete sich immer nur, wenn er Hilfe benötigte, meist brauchte er Geld. Ich weiß nicht, wie oft ich ihm die Bekanntschaft aufgekündigt habe. Deswegen bin ich auch nicht ans Telefon gegangen, als er anrief.«
    »Hat er angerufen?«, fragte Gerdin.
    Karin sah die Polizisten an.
    »Ja. Habe ich das nicht gesagt? Er hat letzten Sonntag versucht, mich zu erreichen. Mehrmals. Ich habe die Anrufe nicht angenommen. Wäre ich doch nur drangegangen.«
    Sie schüttelte den Kopf über ihre eigene Dummheit und fasste sich dann ruckartig mit der Hand ins Gesicht. Gerdin streckte tröstend den Arm aus.
    »Das konnten Sie nicht wissen.«
    Karin atmete tief und stoßweise.
    »Ich verstehe immer noch nicht, wieso er sich das Leben genommen hat. Wie ist er überhaupt zu diesem Rastplatz gekommen? Wenn ich es richtig verstanden habe, stand kein Auto dort.«
    »Genau das wollen wir herausfinden«, sagte Karlsson und klang, als wäre er selbst an der Ermittlung beteiligt gewesen.
    Natürlich war das eine Frage, auf die er gerne eine Antwort erhalten hätte, aber er würde nachts kaum schlaflos daliegen und darüber nachgrübeln. Das war die Aufgabe der Jönköpinger Polizei.
    »Jemand muss ihn dorthin gefahren haben«, fuhr Karin fort.
    »Ja, genau«, erwiderte Gerdin. »Wissen Sie möglicherweise, ob er in Begleitung war?«
    »Sie meinen, eine Freundin?«
    »Nein. Wissen Sie, mit welchen Leuten Ihr Bruder zusammenarbeitete?«
    »Mein Bruder hatte keine Arbeit.«
    »Ich glaube, Sie verstehen, was wir meinen.«
    Karin ließ ihre Blicke zwischen Karlsson und Gerdin hin und her wandern.
    »Gibt es jemanden, mit dem wir uns unterhalten könnten?«, meinte Gerdin.
    »Ich weiß, dass er oft mit einem Typen namens Conny Bladh zusammen war.«
    »Conny Bladh«, wiederholte Gerdin und schrieb den Namen auf seinen Notizblock.

17
    Das Personal in dem berühmten Kopenhagener Restaurant verbarg persönliche Gedanken hinter einer Maske aus professioneller Höflichkeit, die übrigen Gäste beobachteten sie verstohlen. Niemand wagte es, offen zu ihnen hinüberzuschauen, aber allen war ihre Anwesenheit bewusst.
    Mattes Tischmanieren waren einwandfrei, aber das Besteck wirkte in seinen Pranken wie Spielzeug. Seine Erscheinung war so geballte Körperlichkeit, dass man ihm keinerlei Fertigkeiten zutraute, die nicht mindestens sechs Monate Knast einbrachten.
    »Ich finde einfach, dass es unnötig war«, meinte er, legte das Besteck beiseite und tupfte sich die Mundwinkel mit seiner Leinenserviette ab. Dann hob er sein Glas an die Lippen und trank.
    Sara sah ihn amüsiert an.
    »Unnötig?«
    »Wir hätten einfach ihre Rückkehr abwarten, an ihrer Tür klingeln und uns mit ihr unterhalten können. So wie die Dinge jetzt liegen, kann sie uns jetzt beide anzeigen.«
    Sara streckte die Hand nach ihrem Glas aus.
    »Ich glaube nicht, dass sie uns anzeigt«, sagte sie und sah sich um.
    Der Oberkellner bemerkte ihren Blick und sah dienstbeflissen zu ihr rüber. Routiniert ignorierte Sara ihn und wandte sich an Matte, der sie anstarrte.
    »Ach nein?«, sagte er.
    Sara griff zu ihrem Besteck und aß weiter. Es fiel ihr schwer, ernst zu bleiben. Matte runzelte die Stirn.
    »Nein«, sagte er, »sag nicht  … «
    Sara kaute lange. Matte starrte sie an.
    »Bist du  … «
    »Ja, was denn?«, wollte Sara wissen und aß weiter.
    »… vollkommen übergeschnappt?«
    »Das Fleisch ist perfekt durch«, sagte sie.
    »Sie hatte doch verdammt noch mal nichts mit uns zu tun.«
    »Überhaupt nicht trocken. Wie war dein Essen?«
    »Sie hat als Putzfrau gearbeitet. Hörst du, was ich sage?«
    »Ich glaube, keiner hier im Restaurant

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