Gequält
es aus der Tasche. Bengt, las sie auf dem Display.
»Ja?«
»Hast du gesehen, was er geschrieben hat?«
Die Stimme klang erbost. Die Gemeinheiten ihres Sohnes dominierten mittlerweile ihre Gespräche.
»Nein, was ist jetzt wieder?«, fragte Åsa und wandte sich ihrem Monitor zu.
»Schau halt mal nach.«
Sie öffnete den Browser und klickte auf die Homepage der Abendzeitung . Neben dem Namen und Foto ihres Sohnes stand die Überschrift »Über die Toten nur Böses«. Sie überflog die ersten Zeilen, und ihr Atem beschleunigte sich.
»Ich rufe gleich zurück«, sagte sie und beendete das Gespräch, ohne den Blick vom Text zu nehmen.
31
Es würde der Tag des Triumphes werden. Das neue Heft des Familienjournals hatte auf dem Fußboden der Diele gelegen, als Margit am Freitag von der Arbeit nach Hause gekommen war. Mit ihrem Foto auf dem Cover, noch dazu mit einem guten Foto. Margit war sich sicher, dass Katta die Illustrierte am Wochenende gesehen hatte, und sie war sich ebenso sicher, dass sie so tun würde, als sei nichts. Diesmal würde Margit sie aber nicht so leicht davonkommen lassen. Sie hatte zwei weitere Exemplare gekauft, und zwar in zwei verschiedenen Läden, um nicht aufzufallen. Eines davon wollte sie ihrer Arbeitskollegin schenken.
Margit hatte die Zeitschrift in ihrer Handtasche liegen und begrüßte Katta wie immer. Erst beim Kaffeetrinken, als sie den Kaffee eingegossen und den ersten Schluck getrunken hatten, erinnerte sie sich plötzlich.
»Ach ja, fast hätt ichs vergessen. Ich habe am Freitag die Zeitschrift bekommen.«
Katta sah sie an und tat ahnungslos.
»Mit dem Interview«, sagte Margit, zog das Familienjournal aus ihrer Handtasche und reichte es ihr. »Ich dachte, dass du es vielleicht lesen willst.«
»Danke.«
Katta lächelte verbissen.
»Ganz am Anfang«, sagte Margit und blätterte die entsprechende Seite auf.
Katta betrachtete die Doppelseite und nickte.
»Schön.«
»Die ist für dich«, sagte Margit großzügig. »Ich habe ein paar Hefte extra. Die erhält man als Beleg.«
»Danke. Ich lese den Artikel heute Abend.«
»Tu das.«
Katta schob die Illustrierte beiseite, trank einen Schluck Kaffee und schaute weg. Mehr konnte Margit nicht erwarten, das wusste sie. Katta würde den Artikel später eingehend lesen, jedes Wort und jede Formulierung, in der Hoffnung, etwas Negatives zu finden. Aber sie würde nichts finden und daher den Artikel auch nicht kommentieren.
Der Erfolg hätte nicht größer sein können, und daher war Margit auch sehr erstaunt, als sie am Nachmittag ins Pausenzimmer kam und Katta ihr freudestrahlend entgegenblickte.
»Hast du den Artikel gelesen?«, fragte Katta.
»Natürlich«, erwiderte Margit. »Ich habe ihn gelesen, bevor er gedruckt wurde.«
Um die Wahrheit zu sagen, hatte sie auch die gedruckte Version mehrmals gelesen, ohne dass ihr nur das Geringste aufgefallen wäre.
»Nicht den«, sagte Katta und wedelte mit der Abendzeitung vom Vortag. »Den hier.«
Margit verstand sie nicht.
»Kents Klassenkamerad Anders Malmberg, von dem du gesprochen hast. Er schreibt über dich.«
Margit begriff immer noch nicht, worum es ging, wurde aber zusehends nervös. Was Katta mit solcher Freude erfüllte, hatte in der Regel die entgegengesetzte Wirkung auf Margit.
»Da, lies.«
Widerstrebend nahm Margit die Zeitung. Die Überschrift war gelinde gesagt beunruhigend: »Über die Toten nur Böses.« Sie überflog die ersten Zeilen, und die Welt stürzte ein, fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
32
Der Anruf überraschte ihn nicht. Calle hatte gehofft, dass Margit Anders Malmbergs geschmacklosen Erguss nicht lesen würde, war sich aber auch der Vergeblichkeit dieses Wunsches bewusst gewesen. Schlechte Neuigkeiten sprachen sich immer schnell herum, diesem Gespräch würde er also nicht entgehen.
Er hob nach dem zweiten Klingeln ab.
»Haben Sie den Artikel gelesen?«
Margits Stimme klang eher hasserfüllt als traurig.
»Ja, das ist wirklich empörend«, erwiderte Calle mitfühlend. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, nur dass es auf ihn selbst zurückfällt.«
»Sie haben gesagt, er hätte Grüße ausrichten lassen. Ich wusste ehrlich gesagt nicht mal, wer das war.«
»Ich bin seinen Eltern begegnet.«
»Und die haben Grüße ausrichten lassen?«
»Nicht direkt. Aber als mir aufging, dass Kent und Anders in dieselbe Klasse gegangen waren, dachte ich, dass … «
»Sie dachten, was? Darf man überhaupt so etwas schreiben? Woher
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