Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gequält

Gequält

Titel: Gequält Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
Vom Netzwerk:
Tresen war höchstens zweiundzwanzig und fand ihn offensichtlich fossil, was durch seine Lektüre nur noch bestätigt wurde.
    »Unfassbar«, sagte er und hielt die Illustrierte in die Höhe.
    Die junge Schönheit verstand ihn nicht.
    »Dieser Artikel handelt von einem meiner ehemaligen Mitschüler, einem ganz üblen Typen.«
    Das Mädchen sah ihn verständnislos an, als sei er nicht nur uralt, sondern außerdem noch verrückt, und zwar auf eine ungute Art.
    »Er ist früh gestorben«, fuhr Anders fort, »und jetzt bringen sie eine Herzschmerzstory. Ach, schwer zu erklären.«
    Das Mädchen stellte ihm seinen Kaffee hin und nahm das Geld entgegen. Sie wirkte nicht im Geringsten beeindruckt, obwohl sie wusste, wer Anders war. Enttäuscht nahm er seine Tasse, ging zum Fenster und setzte sich. Er klappte sein Notebook auf und begann zu schreiben.
    Über die Toten nur Böses
    Dänen und Finnen lachen über uns Schweden, weil unsere Kühe nach ihrem Ableben eine Geschlechtsumwandlung durchlaufen und zu Rinderfilet werden. Aber nicht nur die Tiere in unserem Land machen eine Wandlung durch, wenn sie sterben, auch die Menschen verwandeln sich. Aber nicht in Bezug aufs Geschlecht, sondern auf den Charakter  …
    Er brauchte zehn Minuten, um den Text zu schreiben, und fünfzehn und einen fast kalten Kaffee, um ihn zu redigieren. Er las ihn ein zweites Mal auf dem Heimweg in der U-B ahn durch und ein drittes Mal, ehe er ihn abschickte. Es gab nichts zu beanstanden. Der Text war persönlich, überzeugend und packend. Einen Augenblick erwog er, seinem Vater die Glosse zu mailen, ließ es aber bleiben. Sein Vater würde sich vermutlich nur maßlos aufregen, und Anders war alt genug, eigene Entscheidungen zu treffen.

28
    »Und was haben wir in der Hand?«, fragte Karlsson.
    Gerdin seufzte schwer.
    »Konkret? Nichts.«
    »Alle Nachbarn werden verhört?«
    »Ja.«
    »Und die Spurensicherung?«
    »Hat auch nicht viel ergeben. Irgendein Puder auf Monas Wange, vermutlich von Latexhandschuhen.«
    »Mit Fingerabdrücken ist nicht zu rechnen?«
    »Nein.«
    »Überwachungskameras?«
    »Das hier ist Bjuv, nicht das Zentrum von London. Aber Sara Vallgren und Mattias Svensson wurden auf der Öresundbrücke erfasst. Sowohl auf dem Weg nach Schweden als auch auf dem Nachhauseweg.«
    »Stimmt der Zeitraum?«
    »Nur zu gut.«
    Karlsson nickte.
    »Und Conny ist immer noch verschwunden?«
    »Leider. Aber will man seinen Freunden Glauben schenken, gehört er nicht zu der gewalttätigen Sorte. Er ist ein notorisch untreuer, lächerlicher Nuttenficker, aber kein Mörder.«
    »Du glaubst also, dass seine Leiche irgendwo herumliegt und nur darauf wartet, entdeckt zu werden?«, fragte Karlsson und rülpste.
    Gerdin nickte.
    »Henk hat seine Schwester vom Restaurant in Brahehus aus angerufen. Das wissen wir dank der Überwachungskameras und der Zeugenaussagen des Personals.«
    »Können sich die Angestellten wirklich an einzelne Gäste erinnern? Da kehren doch täglich Tausende ein.«
    »Durchaus, aber kaum einer bleibt fast fünf Stunden. Außerdem wirkte er nervös.«
    »Aha.«
    »Beim Vergleich von Monas und Henks Anrufliste sind wir auf die Nummer eines Prepaidhandys gestoßen, das aller Wahrscheinlichkeit nach Conny gehört. Anhand der Mobilfunkmasten lässt sich feststellen, dass Conny und Henk vergangenen Sonntag von Stockholm nach Brahehus gefahren sind. Ab Brahehus war das Handy ausgeschaltet. Das ergibt folgendes Szenario: Henk und Conny fahren vermutlich mit Geld im Gepäck von Stockholm aus nach Süden. Sie halten in Brahehus, um etwas zu essen. Anschließend werden sie entweder überfallen, oder Conny verschwindet mit dem Geld. Egal was, Henk bekommt Angst und ruft erst seine Schwester an, die nicht drangeht, und dann eine dänische Nummer.«
    »Sara?«
    Gerdin zuckt mit den Achseln.
    »Kurz darauf fahren Sara und Mattias nach Schweden.«
    »Und?«
    »Mutmaßung: Beide begeben sich nach Brahehus, um Henk abzuholen. Sie bringen ihn zu dem Rastplatz. Hier erhält er die Möglichkeit, seine Schuld zu begleichen, indem er sich das Leben nimmt.«
    »Zu welchem Zweck?«, fragte Karlsson.
    »Um ein Exempel zu statuieren?«, erwiderte Gerdin.
    »Das ist das Dümmste, was ich je gehört habe.«
    Gerdin hob die Hand, um fertig reden zu dürfen.
    »Anschließend fahren Sara und Mattias nach Höganäs und besuchen Mattias’ Mutter, um sich so ein Alibi zu verschaffen. Am nächsten Tag fahren sie nach Bjuv weiter  … «
    Karlsson hob die Hand.
    »Eine

Weitere Kostenlose Bücher