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Gequält

Gequält

Titel: Gequält Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
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hat er nur in Paris verloren? Er meinte, wir sollen uns mit jemandem im Krankenhaus unterhalten, Backlund oder so ähnlich.«

36
    Sie steckte dahinter. Selbst wenn sie es nicht selbst getan hatte, steckte sie dahinter. Nichts geschah ohne die Zustimmung Sara Vallgrens, das wusste jeder. Es spielte keine Rolle, wer die Tat ausführte, es war immer ihr Beschluss.
    Conny begann bereits, Mona in einem verklärten Licht zu sehen. Das Lächeln zu Beginn ihrer Beziehung, wie sie ihm das Gefühl gegeben hatte, auserwählt, was Besonderes zu sein. Die erste Zeit hatten sie praktisch im Bett gewohnt, die Samstagabende in der Pizzeria verbracht. Ihre Geschichten über die Reichen, für die sie putzte, die aufgesetzte Freundlichkeit, die verständnisvoll zur Seite geneigten Köpfe, waren komisch: Sie wohnen in Bjuv? Ich weiß gar nicht, ob ich da schon mal war. Aber Schonen ist schön, da gibt es was für jeden.
    Wenn sie so ihre Arbeitgeber nachahmte, liebte er sie beinahe. Oder etwas in der Art. Er hätte mit ihr nach Thailand fahren sollen. Ihr stand Sonnenbräune. Sie hätten wieder zueinanderfinden können.
    Sich der Polizei zu stellen war keine Alternative. Klar, er konnte die Karten auf den Tisch legen, und vielleicht würden sie ihm sogar glauben, aber was spielte das für eine Rolle? Sie konnten ihn mit einem Mikrofon ausrüsten, ihn in die Höhle der Löwin schicken und hoffen, dass sie was Brauchbares mitschneiden konnten. Dazu würde es aber nicht kommen. Weil er viel zu feige und Sara Vallgren zu gerissen war.
    Conny erinnerte sich an einen entscheidenden Augenblick in seinem Leben. Er hatte die fünfte Klasse besucht, kaum Freunde gehabt und in der Hierarchie recht weit unten rangiert. Mit ein paar anderen Jungs war er auf das geteerte Schuldach geklettert, hatte sich ihnen wie üblich unauffällig angeschlossen. Manchmal sagten sie zu ihm, er solle verschwinden, meist kümmerten sie sich jedoch nicht weiter um ihn. Solange er keine Ansprüche stellte, akzeptierten sie seine Anwesenheit.
    Die Frühlingssonne hatte die schwarze Teerpappe erwärmt. Conny genoss die Gesellschaft der taffen Jungs. Einer schaute über die Dachkante und sagte etwas über die Höhe. Sie ermunterten sich gegenseitig, zu springen, aber niemand wagte es. Wortlos stand Conny auf und trat über die Kante ins Nichts. Er brach sich das Bein, aber er war gesprungen. Als seine Mutter im Krankenhaus auftauchte, bezog er eine Tracht Prügel, weil er so bescheuert gewesen war. Ein paar Tage später kam seine Klasse zu Besuch. Das war nach wie vor eine seiner schönsten Erinnerungen. Der Junge, der in der Klasse das Sagen hatte, hatte ihm respektvoll gegen die Schulter geboxt, ehe er ging. Anschließend gab es keine Diskussion mehr: Conny gehörte dazu und duckte sich nicht mehr. Er hatte seine Angst überwunden, und das war die Schmerzen wert gewesen.
    Jetzt stand er vor einer neuen Aufgabe.

37
    »Yes, yes. I understand. Thank you.«
    Karlsson legte auf. Gerdin sah ihn fragend an.
    »Verdammte Froschfresser. Er hat bereits ausgecheckt und ist uns durch die Lappen gegangen.«
    »Was machen wir jetzt?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wie ist er da hingekommen? Ich meine, zu dem Hotel?«
    Karlsson zuckte mit den Achseln.
    »Könnte er mit dem Auto unterwegs sein?«, fuhr Gerdin fort. »Das Hotel liegt nicht gerade im Zentrum von Paris. Wenn er Auto gefahren ist, hat ihn vielleicht eine Überwachungskamera erfasst.«
    »Erklär das mal den Franzosen. Die verstehen kein Wort Englisch.«
    »Sollen wir hinfahren?«
    Gerdin schob den Kopf auf eine, wie er hoffte, demütige Art vor. Er hatte schon immer mal nach Paris fahren wollen.
    »Tja«, meinte Karlsson. »Das ist dann vielleicht doch nicht nötig.«
    »Wenn wir ihn nicht zu fassen kriegen, haben wir kaum was in der Hand.«
    »Wahr.«
    »Wer spricht Französisch?«
    »Helga am Empfang soll anrufen und fragen, ob das Hotel mit Überwachungskameras ausgerüstet ist. Mit etwas Glück kommen wir so zu einem Kennzeichen. Jetzt müssen wir erst einmal diesen Arzt auftreiben, von dem Conny gesprochen hat. Wie hieß er noch gleich? Irgendwas mit B.«
    »Ich glaube, du hast Bäckström gesagt.«
    Karlsson schaute auf die Uhr.
    »Wenn wir sofort aufbrechen, können wir anschließend noch in der Stadt Mittag essen. Der Italiener in der Drottninggatan soll gut sein.«
    »Welcher?«
    »Ecke Tågagatan.«
    »Ist der nicht etwas vornehm?«
    »Das Essen soll gut sein.«
    »Okay, wenn du meinst.«

38
    »Mama?«
    Åsa Malmberg

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