Gequält
vier Finger gebrochen.«
»Ich weiß. Deswegen will ich ja auch mit ihm sprechen.«
Bengt schob sich an seiner Frau vorbei aus dem Haus.
»Finden Sie nicht, dass Sie durch Ihr Gerede schon genug angerichtet haben? Grüße ausrichten und sich überall einmischen. Diesen verlogenen Unsinn schreiben. Was geht Sie unser Leben überhaupt an? Wir wollen Sie nicht in unserer Welt. Ist das so schwer zu verstehen?«
Calle trat einen Schritt zurück.
»Sie finden also, dass Mattias ungeschoren davonkommen soll? Nach allem, was er getan hat?«
Hinter Åsa und Bengt regte sich etwas. Die beiden drehten sich um. Anders stand in der Diele. Seine Nase war geschwollen, und er hatte Watte in den Nasenlöchern. Sein gegipster rechter Arm hing in einer Schlinge.
»Er war es nicht. Kapiert? Die Polizei hat mir Fotos gezeigt. Er war es nicht.«
Calle trat einen Schritt vor.
»Aber er war dort, vielleicht hat er Wache geschoben und jemand anderen die Drecksarbeit machen lassen.«
»Er war es nicht, habe ich gesagt.«
Bengt bebte vor Wut, sah Calle durchdringend an, kehrte dann ins Haus zurück und schloss die Tür hinter sich. Calle blieb stehen. Jetzt war er sich ganz sicher. Mattias Svensson hatte Anders Malmberg zusammengeschlagen.
62
Conny Bladh hielt Janina in den Armen. Das war ihr richtiger Name, der, den sie ihren Kunden nicht nannte. Sie lagen im Bett und ruhten sich aus. Draußen ging das Leben weiter. Janina wollte wissen, was er in diesem Stundenhotel verloren hatte. Er hatte doch Geld, warum wohnte er dann nicht in einem richtigen Hotel?
»Ich habe einen Auftrag.«
Janina wollte wissen, was das für ein Auftrag sei. Conny erwiderte, ein wichtiger Auftrag.
Sie fragte, ob er krank sei, und er antwortete, ja. Sie sprachen verschiedene Sprachen, aber verstanden sich trotzdem. Sie hatten nicht einmal miteinander geschlafen. Sie dösten nebeneinander wie ein älteres Paar, geborgen und unbeschwert. Es war Nachmittag, als Conny vom Geräusch der Dusche geweckt wurde.
»I must go«, erklärte Janina, als sie in ein Handtuch gewickelt aus dem Badezimmer kam.
Wenn nicht, würde man nach ihr suchen. Sie musste außerdem Kleider holen, sie musste zeigen, dass sie noch lebte. Sie könnte etwas zu essen kaufen. Ob er gerne chinesisch esse?
Das tat er.
»Wenn du den anderen etwas erzählst, musst du das Geld mit ihnen teilen«, sagte Conny.
Janina wollte nichts erzählen. Sie würde zurückkommen. Conny Bladh vertraute ihr.
Matte starrte das Telefon an. Anrufen oder nicht? Er traute sich nicht. Er hatte nichts zu sagen, wollte nur an seine Existenz erinnern und seine Dienste anbieten.
Sara hatte ihn abgebügelt wie ein wertloses Stück Dreck. Sie hatte wirklich eine Gabe, Leute abzuservieren. Ihre Aufmerksamkeit war wie ein Scheinwerfer in einem dunklen Raum. Schaltete sie ihn aus, existierte man nicht mehr.
Sollte er sie in ihrer Wohnung aufsuchen? Nein, nicht ohne Aufforderung. Obwohl sie ein Paar und seit Jahren zusammen waren und miteinander schliefen, wenn ihr danach war.
Vielleicht war es ja das? Sie wollte ihn nicht mehr? Warum? Wegen dieser Sache in Stockholm? Dabei hatte sie ihn im Grunde dorthin geschickt, damit er diesem verdammten Schreiberling einen Denkzettel verpasste. Wieso fand sie auf einmal, dass ein paar Ohrfeigen gereicht hätten? Sie war es doch, die Gewalt aufgeilte und die ihn für gut ausgeführte Dienste honorierte.
Matte starrte weiter das Handy an. Nein, lieber abwarten.
Worin bestand eigentlich das Problem? Der Journalist wagte es nicht, auszusagen, sondern hatte ihn noch entlastet. Das war nicht der Täter .
Selbst ein Kind konnte sich ausrechnen, dass er log. Auch dieser Umstand hätte Sara freuen können, das sandte die richtige Message aus. Außerdem hatte sie nichts mit der Sache zu tun und brauchte sich keine Gedanken zu machen.
Im Übrigen war nicht er es, der übertrieben Gewalt anwendete. Sara hatte eine Frau erdrosselt, weil es sie aufgeilte. Sie hatte einen ihrer zuverlässigsten Mitarbeiter dazu überredet, sich eine Pistole in den Mund zu stecken und abzudrücken. Als Experiment. Und weil es sie verdammt erregte.
Glaubte sie, dass er gesungen hatte? War es das? Glaubte sie, dass er sie ans Messer liefern würde, um seine eigene Haut zu retten? Dass er auf Anweisung der Polizei Beweise gegen sie sammelte? Das konnte sie doch wohl nicht glauben?
Hatte sie eine Affäre mit einem der Männer begonnen, die sie tagsüber traf? Die in Anzug, mit denen sie in besseren
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