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Gequält

Gequält

Titel: Gequält Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
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fragte er, um das Thema zu wechseln.
    »So okay, dass es mir fast schon Angst macht.«
    »Angst?«
    »Ihn zu verlieren. Ich weiß nicht, was ich mache, wenn es schiefläuft.«
    »Das ist doch wunderbar. Genieße es, koste es aus. Früh genug  … «
    Calle hielt sich die Hände vor die Ohren und erklärte laut und deutlich, dass er nicht hören wolle, wie sich starke Gefühle früh genug verändern würden. Jörgen lachte und schaute in seine leere Kaffeetasse.
    »Teurer als Bier«, sagte er und schaute sich um.
    »Am frühen Nachmittag kann man noch kein Bier trinken.«
    »Ach nein?«, erwiderte Jörgen.
    »Nein, das kann man nicht.«
    »Okay.«
    Calle kratzte den letzten Milchschaum mit dem Löffel aus seiner Tasse.
    »Sie waren sehr schweigsam«, sagte er.
    »Wer?«
    »Die Malmbergs. Erinnerst du dich noch, auf der Insel, als ich erzählte, ich würde nach Höganäs fahren? Da haben sie auch geschwiegen. Im Krankenhaus ebenso, die haben vollkommen dichtgemacht. Aber  … «
    »Was?«
    »Margit hatte keine Ahnung, wer Anders Malmberg ist. Als ich ihr die Grüße ausgerichtet habe, hat sie den Namen zum ersten Mal gehört.«
    »Wer ist Margit?«
    »Die Mutter des Jungen.«
    »Des toten Quälgeistes?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Ich dachte, du verstehst.«
    Jörgen hob die Hände, um beim Thema zu bleiben.
    »Okay. Der Tote war ein Aas und besonders gemein zu Anders Malmberg«, fasste er zusammen. »Åsa und Bengt hassen den fürchterlichen Jungen. Dann wird er überfahren, und sie werden von einem schlechten Gewissen geplagt.«
    »Aber dieses Schweigen«, meinte Calle.
    »Es hat vermutlich tiefe Spuren hinterlassen. Wer gemobbt wird, hat kein Leben mehr, für seine Quälgeister hingegen ist es ein Zeitvertreib, ein Hobby. Ich finde es trotzdem seltsam, dass die Polizei so schnell aufgibt. Sie müssten von dem Schläger zumindest die Erklärung verlangen, was er in Anders’ Treppenhaus zu suchen hatte.«
    »Das haben sie garantiert. Aber es würde ihnen die Sache natürlich erleichtern, wenn Anders kooperieren würde.«
    »Sonst musst du ihn halt dazu zwingen«, meinte Jörgen.
    »Und wie?«
    Jörgen schob die Kaffeetassen beiseite und beugte sich vor.
    »Anders Malmberg hat Karriere gemacht, indem er unbedacht durch Verbreitung vermeintlicher Wahrheiten Leute beleidigt.«
    »Er arbeitet für ein Boulevardblatt«, meinte Calle. »Das ist sein Job.«
    »Klar, sicherlich. Und er wird dafür gelobt, dass er die Dinge offen beim Namen nennt, sich was traut. Ehe er bei der Zeitung angefangen hat, war er eins vierzig groß. Ich meine, mental. Jetzt ist er zwei Meter zehn. Sein Selbstvertrauen ist gewachsen.«
    »Und?«
    »Wenn du mit deinem Wissen an die Öffentlichkeit trittst, dann zwingst du ihn, seine Lügen vor laufender Kamera zu wiederholen«, meinte Jörgen.
    »Ich verstehe immer noch nicht, worauf du hinauswillst«, erwiderte Calle.
    »Das liegt an dem ganzen Kaffee, den du in dich reinkippst. Das ist nicht gut fürs Gehirn. Ich will damit sagen, wenn du erzählst, wie die Dinge liegen, dann sehen alle ein, dass Anders lügt, weil er Angst hat.«
    »Nett ist das nicht.«
    Jörgen lehnte sich zurück und zuckte mit den Achseln.
    »Man kann nicht immer nur nett sein.«

64
    Karlsson lag in seinem Schreibtischstuhl und warf einen Radiergummi in die Luft, wobei er versuchte, der Decke möglichst nahe zu kommen, ohne diese zu berühren. Gerdin saß auf dem Besucherstuhl, verbog eine Büroklammer und versuchte dann, dieser ihre ursprüngliche Form zurückzugeben.
    »Ich muss an Mattias Svenssons Mutter denken«, sagte er.
    »Inwiefern?«, fragte Karlsson und fing den Radiergummi wieder auf.
    »Wir sollten sie aufsuchen und uns anhören, was sie zu sagen hat. Die Dänin hat gesagt, sie wären dort gewesen. Wir müssen die Zeiten überprüfen.«
    »Haben wir das nicht getan?«
    »Wir haben nicht mit der Mutter gesprochen.«
    Karlsson legte den Radiergummi auf den Tisch.
    »Wie konnte das passieren?«
    Gerdin zuckte mit den Achseln.
    »Wahrscheinlich dachten wir, das sei reine Zeitverschwendung. Die Dänin wird uns ja wohl kaum ein falsches Alibi aufgetischt haben?«
    »In dem Restaurant am Hafen von Höganäs gibt es verdammt leckere Krabbenbrote«, meinte Karlsson und erhob sich.
    Eine halbe Stunde später klopften sie bei Margit Svensson. Sie öffnete und sah sie fragend an. Karlsson streckte die Hand aus.
    »Kriminalkommissar Karlsson von der Polizei Helsingborg.«
    Margit musterte sie, ohne die Türklinke loszulassen.

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