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Gequält

Gequält

Titel: Gequält Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Koppel
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Restaurants zu Mittag aß? Nein. Sie hatte diese Männer nervös und verklemmt lachen hören, wenn sie die Clubs besuchten. Sie wusste, dass sich hinter ihrem aufgesetzten Selbstbewusstsein nur Leere verbarg.
    »Matte.«
    »Ja?«
    Dreißigjährige Mutter zweier Kinder mit Hängetitten, arbeitete hauptsächlich tagsüber und musste oft hastig aufbrechen, wenn die Schule wegen ihres Sohnes anrief. Der Junge war zehn, und bereits jetzt zeichnete sich ab, dass er zum kriminellen Nachwuchs gehörte. Seltsam, wie jede Zunft ihr eigenes Fußvolk nachzüchtete.
    »Eine, die mit dir reden will. Hinten.«
    Matte erhob sich.
    »Wer?«
    »Janina.«
    Er hielt mitten in der Bewegung inne.
    »Sie hat hier nichts zu suchen. Sie soll im Hotel arbeiten.«
    »Sie sagt, dass sie was Wichtiges erzählen muss.«
    Matte seufzte. Wie wichtig konnte das schon sein? Er sah sich im Lokal um. Rote Samttapeten, schwarze Stühle, Chrom und eine Handvoll Gäste. Die Tanzdarbietung auf der Bühne konnte man mit viel gutem Willen gerade noch unengagiert nennen. Zu dieser Tageszeit kümmerte das aber niemanden. Solange die Frau ihre Schamlippen mit dem Tanga spreizte, waren die Freier zufrieden.
    Verärgert ging er zum Notausgang. Janina erwartete ihn mit selbstbewusster, frecher Pose.
    »Ja?«
    »You know man you looking for.«
    »Was?«
    »You show me picture. Man fuck whores, take your money  … «
    »Ja, ja. Was ist mit ihm?«
    »I know where he is.«
    Conny Bladh kamen allmählich Zweifel. Janina war jetzt bereits über eine Stunde weg. Aber schließlich kehrte sie wie versprochen zurück. Mit Essen und Stäbchen.
    Conny konnte mit Stäbchen nicht umgehen. Beide lachten über seine unbeholfenen Versuche. Es war fast wie im Film. Sie fragte, wonach er Ausschau halte, weil er so oft zum Fenster ging.
    »Sara Vallgren. Kennst du die?«
    »I hate, she bad. Want me fuck Russians free. I hate Russians.«
    »Sie hat meinen Partner und meine Freundin umgebracht.«
    Janina bekam Angst, begann zu weinen, fragte, was er vorhabe, sagte, sie wolle damit nichts zu tun haben. Sie wollte sofort gehen, vergessen, dass sie jemals dort gewesen war. Sie sei nicht krank. Sie müsse weiterleben. Wenn Sara Vallgren erfuhr  …
    »Du darfst gehen«, sagte Conny und umarmte sie. »Ich will dich in nichts reinziehen. Geh, wenn du musst. Ich kann dich für die bisherige Zeit bezahlen.«
    Janina wollte ihn nicht verlassen. Sie schliefen miteinander, und sie gab sich ihm hin, ein Gefühl der Nähe entstand. Anschließend lagen sie nebeneinander. Sie rauchte, und er nahm auch einen Zug, woraufhin ihm schwindelig wurde. Er hatte über ein Jahr lang nicht geraucht, weil ihm nicht danach gewesen war. Sie tranken Whisky direkt aus der Flasche, wurden beschwipst und kitzelten sich gegenseitig.
    Sein Traum hatte sich erfüllt. Er hatte sich zwar nicht vorgestellt, dass er sich in einem schäbigen Kopenhagener Hotel abspielen würde, aber das verstärkte das Gefühl beinahe noch. Glück erwartete man an einem Sandstrand unter einem Sonnenschirm, nicht in einem Zimmer mit abblätternden Tapeten und ungewaschenen Laken. Umso größer war der Kontrast, umso stärker das Erlebnis.
    Als es dämmerte, wechselten sie sich damit ab, den Eingang im Auge zu behalten. Er legte das Gewehr auf die Kommode und teilte ihr mit, sobald Sara den Club betrete, könne sie das Geld nehmen und ihrer Wege gehen. Wenn Sara den Club wieder verließ, würde er bereit sein.
    »And then?«
    »Ich weiß nicht.«

63
    »Merkwürdig«, meinte Jörgen.
    Calle zuckte mit den Schultern.
    »Eigentlich nicht. Anders hat Angst. Die ganze Familie scheint Angst zu haben. Und sie geben mir die Schuld, als hätte ich das alles zu verantworten.«
    »Was sagt die Polizei?«
    »Denen ist das auch klar.«
    »Können sie nichts unternehmen?«
    »Nicht, solange sich Anders beharrlich weigert, auszusagen.«
    »Die müssen ihn doch irgendwie überzeugen können«, meinte Jörgen. »Du hast keine weiteren Drohungen erhalten?«
    »Von der Puffmutter? Nein. Das Gespräch war außerdem so reizend und doppeldeutig, dass sie es ohne Probleme mit einem Lachen abtun und mich für paranoid erklären kann.«
    Calle atmete tief durch und seufzte.
    »Das ist nicht fair, dass ich jetzt Ärger kriege«, sagte er. »Schließlich hat Anders den gehässigen Text geschrieben und nicht ich.«
    »Und er wurde zusammengeschlagen, nicht du.«
    »Noch nicht.«
    Jörgen lachte kurz, wurde dann aber sofort wieder ernst.
    »Mit David alles okay?«,

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