Gequält
Geldscheinen. Sie drehte sich um und kam auf ihn zu. Er hielt ihr die Scheine zwischen zwei Fingern hin. Sie lächelte ihn an, nahm die Scheine und zählte sie routiniert.
»Ich will, dass du alles gibst«, sagte Conny. »So, als würdest du mich wirklich mögen.«
»This money you can come on my face.«
»Das ist nicht nötig. I mean, do you understand what I’m saying?«
»I understand, yes.«
Conny hielt die Tür auf, und die Frau trat ein. Sie schaute sich um.
»You live here?«
»Ich will, dass du dein Bestes gibst.«
»I always do best.«
Sie fuhr sich mechanisch über die Brüste. Conny schüttelte den Kopf.
»Nicht so. Ich will, dass du so tust, als sei es echt.«
Er baute sich vor ihr auf.
»Pretend it’s real?«, sagte die Hure.
Conny hob die Hand, und sie wich zurück. Conny lächelte freundlich und fuhr ihr zärtlich mit dem Handrücken über die Wange. Erstarrt ließ sie es geschehen.
»You scare me.«
»Tu so, als sei es echt«, sagte Conny.
58
Matte bequemte sich zu einer Aussage, nachdem er mit seiner Anwältin gesprochen hatte.
»Ich habe Anders Malmberg nicht misshandelt.«
Die angereisten Stockholmer Polizisten stellten daraufhin viele Fragen. »Sie wissen also, wer Anders Malmberg ist? Wir haben einen Zeugen, der Sie zum Zeitpunkt der Tat in der Nähe des Tatorts gesehen hat. Wollen Sie diese Behauptung leugnen? Wir wissen, dass Sie an diesem Tag nach Stockholm geflogen sind. Was haben Sie dort gemacht?«
»Ich habe Anders Malmberg nicht misshandelt.«
»Wie würden Sie das hier nennen?« Sie zeigten ihm Fotos aus dem Krankenhaus. Matte schaute sie kaum an.
»Haben Sie eine Vorstellung, wer ihm das Nasenbein und seine Finger gebrochen haben könnte?«
»Ich habe Anders Malmberg nicht misshandelt.«
»War es wegen dem Unsinn, den er geschrieben hat? Über Ihren toten Bruder?«
»Ich habe Anders Malmberg nicht misshandelt.«
»Das sagten Sie bereits. Wie wäre es, wenn Sie stattdessen das Blatt vom Mund nehmen und uns erzählen würden, wie es tatsächlich war? Glauben Sie nicht, dass es eine Erleichterung wäre?«
»Ich habe Anders Malmberg nicht misshandelt.«
»Hören Sie schon auf. Sie klingen wie ein Papagei. Es glaubt Ihnen ja doch niemand.«
Die Anwältin räusperte sich.
»Wie mein Mandant deutlich und bereitwillig zu Protokoll gibt, hat er mit der Körperverletzung von Anders Malmberg nichts zu tun. Falls Sie also keine weiteren Fragen haben, schlage ich vor, dass Sie … «
Sie ließen ihn gehen. Die Anwältin begleitete ihn aus dem Präsidium. Matte sah sie fragend an.
»Er weigert sich, Sie zu benennen«, meinte sie. »Sie werden ihn bearbeiten, ihm Mut machen. Seine Journalistenkollegen haben ihn bereits zum Helden erklärt. Sie werden ihn unter Druck setzen. Wenn er Sie nicht ans Messer liefert, werden sie ihn von seinem Sockel stoßen. Ein eingeschüchterter Journalist ist in den Augen seiner Kollegen ein lausiger Journalist. An Ihrer Stelle würde ich jetzt erst einmal abwarten. Die nächsten Tage sind entscheidend. Sollte er reden, dann bleibt uns nur dieses Argument.«
»Welches Argument?«, fragte Matte.
»Dass er Sie anfänglich nicht angezeigt hat.«
Die Anwältin legte ihm einen Arm um die Schultern, was seltsam aussah, weil Matte viel größer war als sie.
»Ein Journalist?«, sagte sie. »Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht?«
Sie trennten sich, und Matte nahm ein Taxi zu Saras Büro. Als er über die Schwelle trat, streifte ihn ein Gedanke. Hielt Sara es für möglich, dass er geredet hatte? Plötzlich wurde er unsicher.
Sara erhob sich von ihrem Stuhl und kam mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu. Wirkte diese Geste nicht etwas übertrieben? Matte hatte das Gefühl, die Kontrolle über seine Gesichtsmuskeln zu verlieren. Der Moment war rasch vorbei, aber für jemanden, der ihn gut kannte, durchaus sichtbar gewesen.
»Schön, dich zu sehen.«
Sie umarmte ihn intensiv und ausgiebig. Diese Form der Zärtlichkeit war ihm neu, ihr körperlicher Austausch war sonst handfester. Sie presste ihre Wange an seine Brust und ließ ihre Arme über seinen Rücken wandern. Suchte sie nach einem versteckten Mikro?
»Ich habe nicht gequatscht.«
Sie nahm seine Hände und betrachtete ihn eingehend.
»Das weiß ich doch. Komm, setz dich. Willst du was trinken?«
»Nein danke.«
»Dann darf ich dir also gratulieren.«
»Die Anwältin meinte, dass sie ihn überreden werden, auszusagen.«
»Die Gefahr besteht immer, aber bislang hat nur
Weitere Kostenlose Bücher