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Gerade noch ein Patt

Gerade noch ein Patt

Titel: Gerade noch ein Patt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert N. Charrette
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weder die Zeit noch der Ort, um darüber nachzudenken.
    Sie wurden in ein Gebäude geführt, dessen Dach mit Antennen übersät war. Drinnen gingen sie eine Treppe hinunter, dann durch mehrere nichtssagende Flure, bis sie einen Raum betraten, der mit Konsolen und daran arbeitenden Leuten gefüllt war. Jede Station war mit einem Sichtschirm ausgerüstet, der die Computerprojektionen ausschließlich auf die Person direkt davor beschränkte. Niemand sah bei ihrem Eintreten von seinem Arbeitsplatz auf, aber die Wachposten nahmen von ihnen Notiz. Stählerne Blicke fixierten sie, sobald sie auftauchten.
    Der Raum konnte durch zwei Türen und drei Bogengänge, alle bewacht, verlassen werden. Sie gingen durch den mittleren Bogengang und einen weiteren Flur. Andy wurde in einen Raum ohne Tür gesteckt. Der Eingang wurde von zwei Posten bewacht. Colonel Jordan führte Markowitz weiter durch den Flur, bis sie aus Andys Blickfeld verschwanden.
    Andy fühlte sich noch mehr allein als nach seinem Ausstieg bei Telestrian, der zumindest freiwillig erfolgt war. Er sah sich um. Keine Fenster. Das Licht kam von einer Leuchtstoffröhre an der Decke und erhellte schmutzig-beigefarbene Wände und einen abgewetzten grauen Betonboden. In dem Raum standen ein schlichter Holztisch und vier Stühle, ebenfalls aus schlichtem Holz. Die Stühle sahen nicht sehr bequem aus. Andy marschierte auf und ab.
    Ein Offizier - ein Captain, dachte Andy - kam herein. Auf seinem Namensschild stand »Stratton«.
    »Nimm doch Platz«, sagte Captain Stratton, indem er sich selbst einen Stuhl heranzog.
    Der Captain kannte Andys richtigen Namen, was nicht weiter überraschend war, wenn man bedachte, daß er ihn Tom zugerufen hatte. Die Fragen des Cap-tains verrieten Andy, daß er viel mehr wußte als nur Andys Namen. Er wußte, daß Andy für Telestrian gearbeitet und am Montjoy-Projekt teilgenommen hatte und daß sein »Tod« vorgetäuscht gewesen war. Der Captain wollte wissen, ob Andy Markowitz bei seinem Montjoy-Run von innen unterstützt hatte und wie lange er Markowitz' Shadowrunner schon kannte. Andy hielt es für eine schlechte Idee, diese Fragen zu beantworten, und für eine noch schlechter zu lügen.
    »Ich glaube, ich würde gerne mit einem Anwalt reden«, sagte er.
    »Tatsächlich?« Captain Stratton lächelte höflich. »Wäre das ein Anwalt von Telestrian, der die Interessen des verstorbenen Bürgers Andrew Walker vertreten soll, der keinen Rechtsbeistand mehr braucht? Oder wäre das ein Pflichtverteidiger, der sich für den namenlosen, SINlosen Abschaum aus der Gosse einsetzen soll, der hier ohne jede Bindimg an Recht und Gesetz vor mir sitzt, und dem ohnehin kein Pflichtverteidiger zusteht?«
    »Schon gut.«
    »Schön. Ich hoffe, du siehst langsam den Wert einer Zusammenarbeit.«
    »Ich schätze, ja«, sagte Andy, aber in Wirklichkeit stellte er sich den Ärger vor, den er bekommen würde, wenn er die Zusammenarbeit verweigerte.
    »Gut.« Der Captain wiederholte seine Fragen.
    Andy antwortete Stratton diesmal, wobei er die reine Wahrheit sagte, wenn die Frage auf etwas aus seinem Leben bei Telestrian abzielte, das sich nachprüfen ließ. Als das Thema des Datendiebstahls zur Sprache kam, retuschierte Andy die Tatsachen, indem er sagte, er sei gezwungen worden, und seine Hilfe verschwieg, die er Yates in der Matrix hatte angedeihen lassen. Er sagte Stratton, wiederum wahrheitsgemäß, daß es zuvor keinerlei Verbindung zu Markowitz oder einem seiner Runner gegeben habe.
    »Wenn du nichts mit der Sache zu tun hattest, warum hast du dich dann abgesetzt?« fragte Stratton.
    »Ich hatte Angst.« Und das war die reine Wahrheit. Andy hatte seinen Tod aus Angst vorgetäuscht, mit dem Datendiebstahl in Verbindung gebracht zu werden, und das sagte er dem Captain auch. »Es war vielleicht nicht das Klügste, was ich je gemacht habe.«
    Stratton nickte, als stimme er ihm zu. »Erzähl mir, was danach geschehen ist.«
    Andy erzählte ihm, daß er Markowitz auf der Straße begegnet war und wie er von der Ork-Gang zusammengeschlagen worden war, womit er sich ein wenig Mitgefühl zu verdienen schien.
    »Das war also der Grund dafür, daß du dich in Markowitz' Gesellschaft befandest?«
    »Ja. Es war reiner Zufall. Er half mir, nachdem ich zusammengeschlagen worden war. Ich wußte nicht, daß er der Bursche war, der den Run gegen Telestrian inszeniert hatte. Er hat versucht, mir dabei zu helfen, ein neues Leben aufzubauen.«
    »Sehr nett von ihm«, sagte Stratton

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