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Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Geraeuschkiller - Mutige Liebe

Titel: Geraeuschkiller - Mutige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Severini
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brach
unvermittelt ab, starrte ins Wasser. Ein sonderbares Geräusch stieg von den
Wellen auf. Ein bedrohliches Summen, das Wind und Wellen übertönte. So etwas
hatten sie noch nie gehört! Wie ein Lauffeuer breitete es sich über dem Wasser
aus, wurde unaufhörlich lauter. Claras Gedanken überschlugen sich. Das Geräusch
war ihr fremd, und doch erinnerte es sie an etwas … Hornissen! Ihr Atem stockte.
Sie klammerte sich an der Reling fest. Das Meer dröhnte, als wimmelte es von
Millionen Hornissen! Bis hin zum Horizont! Spielte ihr Verstand verrückt?
    Sie konnte
weit und breit kein einziges Insekt sehen.
    Das Summen
schwoll zu einem ohrenbetäubenden Dröhnen an, stieg vom Wasser auf, war
überall. Meer und Himmel tosten.
    Ihr Herz
setzte aus vor Angst. Es hörte sich an, als wollten die gespenstischen
Hornissen über sie alle herfallen und sie zu Tode stechen.
    Knut riss
die beiden mit sich fort in die Steuerkabine. Aber auch hier drinnen wimmelte
es von den geisterhaften Insekten. Pedro zog Clara in seine Arme. Es schüttelte
sie vor Entsetzen, sie drückte ihren Kopf an seine Schulter, hielt sich die
Ohren zu. Mitch drängte sich winselnd an Pedros Beine. Mitten in dem Tumult
hörten sie Knut.
    »Halt
deinen Verstand beisammen!«, sagte er laut zu sich. Er zwang sich, ruhig zu
bleiben, suchte den Horizont ab. Es war nichts zu sehen. Außer den mächtigen
bleigrauen Wellenbergen, die sich hoben und senkten. Er streckte vorsichtig die
Hand aus – mitten hinein in das Summen.
    Da war
nichts. Rein gar nichts.
    Plötzlich
schien sich das unsichtbare Hornissenheer zusammenzuballen und mit einem lang
gezogenen Stöhnen bäumte es sich zu den düsteren Wolken, als würde der Himmel
es vom Meer absaugen.
    Keine
Minute dauerte das.
    Dann
herrschte Totenstille.
    Clara
verkrallte sich in Pedros
Hand. Er
zitterte am ganzen Leib und umarmte sie noch fester. Mitch hatte den Schwanz
eingezogen, mit steil aufgestellten Nackenhaaren knurrte er, als wollte er
einen unsichtbaren Feind abwehren.
    Die
mächtigen Wellenberge mit ihren weißen Schaumkronen rollten nach wie vor zur
Küste hin, das Segel flatterte wild im Sturm – aber alles geschah lautlos.
    Gebannt
starrten sie auf die bleifarbenen Wassermassen, die sich geräuschlos hoben und
senkten. Clara schlotterte am ganzen Leib. Ihre Zähne schlugen aufeinander.
    »Kommt her,
alle beide«, sagte Knut heiser und drückte sie an sich. Es tat gut, in dieser
gespenstischen Stille die Wärme der anderen zu spüren.
    Mitch
presste sich mit eingezogenem Schwanz an Pedro. Er hörte nicht auf zu knurren.
Dicht aneinander gedrängt kauerten sie auf dem Kutter und wagten nicht, sich zu
bewegen.
    Rings um
sie war nur Stille.
    Es dauerte
lange, bis sie sich aus ihrer Erstarrung lösten.
    Knut
schüttelte sich: »Kinder, wir tuckern heimwärts.« Er flüsterte, als habe er
Angst in dieser furchtbaren Stille seine Stimme zu hören. »Für heute lassen
wir’s gut sein mit den Heringen.« Er schaute zum Himmel. »Auch das noch! Ein
Unwetter zieht auf. Wir müssen uns beeilen!«
    Er wendete
den Kutter. Schweigend glitten sie Richtung Küste. Nur Mitchs Knurren
durchbrach von Zeit zu Zeit die Stille.
    Gerade als
sie an Land gingen, brach das Gewitter los. Es regnete wie aus Kübeln.
    Aber es
regnete lautlos.
    Die Blitze
zuckten durch die Wolken – doch es grollte kein Donner.
    Clara hielt
sich die Ohren zu. Sie schrie: »Ich halt das nicht mehr aus!«
    Pedro hielt
sie fest in seinen Armen und biss die Lippen zusammen. Sein Gesicht war nass
vom Regen. Mischten sich Tränen dazu?
    »Kinder,
kommt, lasst uns ins Haus laufen!«, sagte Knut barsch. »Hier draußen dreht man
ja durch!«
    Sie rannten
zu Knuts Haus. Mitch mit eingezogenem Schwanz hinterher. Zwischendurch blieb er
stehen und bellte in Richtung Meer.
    Endlich
waren sie da. Es tat gut, die vertraute Stube zu betreten und sich auf die
Ofenbank zu kuscheln. Hier schien alles unverändert.
    Mitch
sprang um Pedro herum und bellte. Offenbar war auch er erleichtert.
    »Na du!«
Pedro kraulte ihn hinter dem Ohr. »Jetzt sind wir in Sicherheit, hmm, das magst
du auch, was?«
    Mitch legte
sich auf den Rücken und fiepte vor Wonne. Knut schaltete das Radio an. Kein
Laut kam aus dem Gerät.
    »Kinder,
das kann bloß ein böser Traum sein. Gleich wach ich auf!«
    Er zwickte
sich fest in den Arm und lauschte in den Raum - vergeblich. Er fummelte am
Radio herum, suchte einen Sender nach dem anderen ab. Nichts. Dann – endlich –
Stimmen.

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